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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
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verarztete ihn notdürftig. Er dankte es ihr mit einem gleichsam ergebenen Blick.
    »Rauchen«, sagte er. »Ich brauch’ unbedingt eine Zigarette – bitte.«
    Jean-Luc Mauvais gab ihm ein Stäbchen. Im Dokumentenfach hatte er eine ganze Packung Zigaretten gefunden. Grivois rauchte, und nachdem er die Kippe auf dem Kanzelboden ausgetreten hatte, vergingen noch etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten, bis es anfing.
    Die Maschine begann in sich zu vibrieren. Plötzlich wurde das Motorengeräusch unruhig und stockend. Kleine Stöße durchliefen den Rumpf.
    »Der Sprit geht aus«, rief Grivois. »Ich hab’s ja gewusst.«
    »Wie weit noch?«, schrie sein Boss ihn an.
    »Fünf bis sechs Meilen zur Küste.«
    »Halte die Kiste so lange wie möglich in der Luft, vielleicht bringen wir es doch noch.«
    »Wahnsinn…«
    Kurz darauf fiel der erste Motor aus. Romina stieß kleine Schreie aus, denn die Maschine ruckte und schüttelte nun wie verrückt.
    Mauvais ließ seinem Komplizen schließlich freie Hand. Und Paul Grivois tat nichts Eiligeres, als das Wasserflugzeug tiefer zu ziehen.
    Der zweite Motor blieb ebenfalls stehen. Im Gleitflug senkte ihr Fluchtmittel sich auf die schwarze Fläche des Atlantiks nieder.
    »Wir haben Glück, das Wasser ist ruhig«, gab Grivois bekannt.
    Mauvais lachte freudlos. »Das ist vielleicht ein Trost. Kann sein, dass wir Tage auf Hilfe warten müssen. Und wenn es ganz dick kommt, holen uns die Bullen von der Küstenwacht ab. Dann sind wir geliefert.«
    Grivois gelang es, die Maschine sanft aufsetzen zu lassen. Alle drei atmeten auf, sobald das Nass unter den Kufen plätscherte und die Bremswirkung eintrat. »Wir hätten umkommen können«, sagte Romina. »Ich sah mich schon unter Trümmern zerquetscht.«
    »Hör doch auf«, gab Mauvais zurück.
    Das Flugzeug kam gänzlich zum Halten. Stille trat ein. Wasser schwappte gluckernd unter den Schwimmern.
    Nachtwind strich gegen die Scheiben der Kanzel. Ansonsten waren keine Laute zu vernehmen. Jean-Luc stand auf und suchte die Umgebung mit einem Nachtglas ab.
    »Nichts«, sagte er schließlich. »Nicht einmal ein mickriges Fischerboot. Wir sitzen vielleicht in der Tinte.«
    Grivois richtete sich jäh auf. »Hört ihr nichts?«
    »Was denn?«, fragte Romina.
    »Ich… ich glaube, ein Zischen …«
    »Der Wind«, sagte der Boss.
    »Nein. Anders als der Wind.«
    Mauvais vernahm es nun auch, und er wandte erschrocken den Kopf. Diesen Laut hatte er bereits einmal vernommen – in Rominas Schlafzimmer auf der Wasserburg. Er blickte angestrengt durch die Optik des Nachtglases. Plötzlich bemerkte er ein unstetes bläuliches Flimmern am Nachthimmel.
    Grivois hatte bemerkt, dass Mauvais’ Gestalt steif geworden war.
    Mit bloßem Auge konnte er aber noch nichts erkennen. »Was siehst du?«, erkundigte er sich ängstlich.
    Mauvais zog die Pistole. Er entsicherte, ohne ein Wort zu sprechen. »Das«, sagte er. Kaltblütig drückte er auf den Komplizen ab.
    Paul Grivois starrte ihn mit einem Ausdruck grenzenlosen Erstaunens an, gab noch einen gurgelnden Laut von sich und rutschte vom Sitz. Romina presste ihre Faust gegen den Mund, um einen Schrei zu Unterdrücken.
    »Herzschuss. Er hat aufgehört zu leben.« Mauvais stieg aus seiner Kleidung. Er behielt nur Unterwäsche und einen Gürtel an, an dem er die wichtigsten Utensilien – vor allem die Raubbeute – befestigen konnte.
    »Was ist, Darling?«
    »Beeilen wir uns. Wir müssen das Flugzeug verlassen. Vielleicht retten wir uns dadurch. Kannst du schwimmen?«
    »Ja.«
    »Los, zieh dich aus. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Sie stiegen aus der Kanzel, glitten über einen der Schwimmer ins Wasser und stießen sich ab. Mit kräftigen Zügen stießen sie in die See hinaus. Das Wasser war kalt; Romina zitterte und klapperte hörbar mit den Zähnen.
    »Hör auf«, herrschte er sie an. »Du verrätst uns noch.«
    »Ich höre das Zischen jetzt auch ganz deutlich, Liebster…«
    »Es sind die Ungeheuer. Der Teufel mag wissen, wie so was überhaupt leben kann. Fest steht, dass sie uns umbringen, wenn sie uns erwischen. Sie sind uns von der Wasserburg aus gefolgt. Die Wunden, die wir bisher davongetragen haben, sind nichts gegen das, was uns blüht.«
    »O mein Gott…«
    »Jammern hat keinen Sinn.« Ein paar geschickte Bewegungen, und er war dicht neben ihr. »Ich hoffe, meine Taktik hat Erfolg. Sie müssen auf das Ablenkungsmanöver hereinfallen, die verfluchten Biester.«
    Mauvais hätte in diesen Augenblicken gern

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