0049 - Ich und der Teufel MAM
anstellen.«
»Nach dem Mörder?«
»Nach dem Motiv.«
»Hier?«
»Jawohl, hier.«
»Das hat bereits der mit dem Fall beauftragte Comissario getan und mußte unverrichteter Sache wieder abziehen.«
»Wissen Sie das so genau?«
»Ich nehme es an, weil sonst schon etwas erfolgt wäre, Pressegeschrei, Verhaftung Gerichtsverhandlung oder ähnliches.«
»Wir Kriminalisten sind gewohnt, über das, was wir herausgefunden haben, zu schweigen.«
»Der bekannte Trick, das Minus an Erfolg durch ein Plus an Geheimniskrämerei zu ersetzen. Habt ihr Polizeileute etwas herausgebracht — schon sind alle Zeitungen davon voll. Aber wie viele Verbrechen bleiben ungesühnt — und davon erfährt kein Mensch etwas!«
Doktor Jopling beschwichtigte: »Victor, machen Sie unseren FBI nicht schlecht! Passen Sie mal auf, Mr. Cotton wird den Mörder schon finden, und was in unseren Kräften steht, wollen wir tun, um ihm dabei zu helfen!«
»Na schön«, meinte der Arzt und füllte sein Glas, »an mir soll es nicht liegen. Wann komme ich im Turnus der Verhöre an die Reihe, Mr. Cotton?«
»Ganz wie Sie wünschen.«
»Ich habe immer Zeit. Nur mittwoch- und samstagvormittags nicht. Dann muß ich die Herren Indios untersuchen. Das ist Vorschrift vom Ministerium für Eingeborenenfragen. — Entschuldigung, ich muß nach meiner Frau sehen.«
»Bringen Sie Mrs. Sol doch mit, Victor! Es wird uns ein großes Vergnügen sein!« sagte Jopling.
Der Arzt kam allein zurück.
»Sie ist nicht mehr da.« Er leerte sein Glas in einem Zug und verabschiedete sich.
Ich wartete, bis der Riese etwas sagte. Er sagte vorläufig gar nichts, sondern stopfte mit gewollter Umständlichkeit seine Pfeife. Aber dann sprudelte es aus ihm heraus wie ein Sturzbach.
»Zum Teufel«, schnaubte er, »da muß man hilflos Zusehen, wie sich zwei Menschen seelisch zerfleischen! Nichts kann man dagegen machen, gar nichts! Warum mußte Fox auch gleich heiraten! Wer springt noch in eine Ehe wie in ein Sprungtuch — unverzüglich, momentan, auf gut Glück? Ist es nicht besser, sich bei einem solchen waghalsigen Sprung das Genick zu brechen, als bei lebendigem Leibe die Qualen des Tantalus aushalten zu müssen?«
»Ich weiß, wen Sie meinen, Doktor«, sagte ich. »Mrs. Fox hat mir bereits einen kurzen aber erschütternden Einblick in ihre Ehe gegeben. Mir ist unbegreiflich, daß der kühn denkende Arzt nicht das Übergewicht über das närrisch verliebte Männchen behielt.«
»Natürlich, so kann nur ein abgebrühter G-man daherreden! Und gerade Sie müßten aus Erfahrung wissen, daß maßlose Leidenschaften die Ursachen allen Unglücks sind!«
»In diesem Falle die Eifersucht«, sagte ich. »Sie tun mir unrecht, Doktor, wenn Sie mich für einen abgebrühten G-man halten, dem menschliche Leidenschaften fremd sind. Welches ist die Triebkraft eines Raubmordes? Die maßlose Leidenschaft, ohne Arbeit reich zu werden. Welches ist die Triebkraft, einen verhaßten Mitmenschen zu ermorden? Die maßlose Leidenschaft, sich zu rächen. Ich könnte Ihnen noch vieles nennen. Immer steht als grinsender Antreiber dahinter: die maßlose Leidenschaft. Und was die in lyrischen Gedichten und Tausenden von Romanen so verherrlichte Leidenschaft in der Liebe angeht, feiert sie in dieser Sparte ihre größten Triuniphe. Ich habe in meiner Praxis die unglaublichsten Fälle kennengelernt. Zum Beispiel einen berühmten Psychiater in New York, der sich in eine Schizophrene verliebte und sie sogar heiratete, obwohl er genau wußte, daß sie unheilbar war. Die Leidenschaft war einseitig wie im Falle Fox, denn mir sagte Mrs. Fox vorhin mit erstaunlicher Offenheit, sie habe ihren Mann nie geliebt.«
»Das wissen wir alle hier. Jeder von uns muß es sich immer von neuem anhören. Bilden Sie sich nicht daraufhin ein, Mrs. Fox habe Ihnen ein Exklusiv-Interview gewährt.«
»Spricht der Doktor auch von einer unglücklichen Ehe?«
»Nie.«
»Aber er zeigt seine Eifersucht.«
»Das allerdings.«
»Und wie reagiert man?«
»Wir hüten uns, ihm Grund zu bieten.«
»Darf ich mit Hinweis auf meinen Beruf und die Aufgabe, die mich hierher führt, die Frage an Sie richten, Doktor Jopling, ob das soviel heißen soll, als riskiere man hinter dem Rücken des eifersüchtigen Gemahls doch einen Flirt mit der einmalig schönen Frau?«
»Wir bedauern Sol Fox und bemühen uns, ihr Dasein in dieser Wildnisetwas abwechslungsreich zu gestalten, indem wir ihr zu verstehen geben, was Sie soeben sagten — daß sie
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