0049 - Ich und der Teufel MAM
verleugnen.
Ich sah ein, daß es Zeit wurde, die Expeditionsteilnehmer von dem, was ich bis jetzt in Erfahrung gebracht hatte, in Kenntnis zu setzen, um gemeinsam zu beraten, was zu tun sei. Eine sonderbare Unruhe sagte mir, daß sich hinter der dunkelgrünen Mauer des Urwaldes böse Dinge vorbereiteten.
Ich bat die Anwesenden, nach der Siesta in den Klub zu kommen. Ich wollte auch Doktor Fox auffordern, an der Besprechung teilzunehmen.
»Natürlich auch Mrs. Fox«, ergänzte der ahnungslose Professor.
Worauf ich erwiderte, ich hätte çlie Dame zufällig im Urwald getroffen, sie befände sich auf der Jagd und wäre schwerlich vor Einbruch der Dunkelheit zurück.
Dem Riesen Larry Jopling schien plötzlich die Deckenbeleuchtung zu interessieren, Juan Rivas und Olas Almonte warfen sich Blicke zu, der Leutnant betrachtete seine Fingernägel.
Als ich schon auf der Veranda war, rief mir Juan Olas nach: »Der Doktor ist wieder dabei, mit seinem Freund philosophische Gespräche zu führen. Besuchen Sie ihn, Sie werden Ihr Späßchen erleben!«
Ich betrat zum erstenmal den Bungalow des Ehepaares Fox. Er unterschied sich kaum von den anderen.
Der Arzt saß in einem Korbsessel, in einem anderen ein… Affe, der soeben durch das oïfene Fenster hereingesprungen war. Mich sah Doktor Fox nicht, weil ich hinter ihm stand.
»Wo hast du altehrwürdiger Landstreicher dich wieder herumgetrieben? Wie oft gab ich dir den Rat, der Welt nicht zu vertrauen. Jaguare lieben nur junges Affenfleisch, aber den makabren Roten schmeckt auch ein Braten. Lange genug geschmort, wirst du schön weich werden…«
Ich konnte mich nicht entschließen, das Tête-à-tête zu stören. Also verhielt ich mich still. Der Doktor füllte ein Glas mit unverdünntem Gin — schon am Vormittag! — und prostete dem Kapuzineraffen zu.
»Cheerio, Sir! Unterhalten wir uns, wenn's beliebt.«
»Ok, ok…« schien »Sir« zu bestätigen. Wie ein runzelnbedeckter Seemann mit weißem Kehlbart sah er aus. Sein Blick war tiefgründig, als wäre er längst hinter die Geheimnisse von gestern und morgen gekommen.
Der Doktor rauchte eine Zigarette, auf einem Wandbrett summte der Ventilator.
»Vorhin war ich gérade dabei, dir einen Vortrag darüber zu halten, daß ich Alkohol brauche wie du Wärme… aber das interessiert dich wohl nicht sonderlich und du machtest dich aus dem Staube. Höre wenigstens jetzt, was ich dir anvertrauen möchte. Wem könnte ich es sonst anvertrauen? Deiner Herrin? Die hält es mit den Roten. Reden wir nicht davon. Und die Weißen hier? Pah, sie werden mich nie verstehen! Der alte Kukulcan war ursprünglich ein sehr braver Herr, bis die verfluchten Azteken aus einem die Früchte des Landes segnenden Gott eine blutrünstige Bestie machten, in deren Auftrag die Priester den Opfern das Herz aus dem lebendigen Leibe rissen, Mädchen in Zisternen ertränkten und solcherlei Unfug mehr vollführten. Kannst du mir die uralte ewige Frage beantworten, Sir, wer die Mörder und wer die Opfer sind? Welcher Zufall lenkt die Geschicke, um dem einen das Obsidianmesser in die Hand zu drücken und den anderen auf dem Opferstein verröcheln' zu lassen? — Aha, ich weiß schon, was du sagen willst: Du willst sagen, daß das Wort Schicksal nichts bedeutet. Der eine stolpert über einen Ast und bricht sich das Genick, der andere rast im Düsenflugzeug um die halbe Welt und steigt/ wohlbehalten aus der Maschine. Dem einen steht ein Dämon zur Seite, dem anderen ein Engel. Cheerio, Sir, du fängst schon wieder Läuse! Dein Affenhirn kommt, wie mir scheint, nicht mit. Macht nichts, die Hauptsache, ich kann mir von der Seele reden, was mich bedrückt. Ich liebe deine Herrin, Sir, und sie haßt mich. Warum? Weil ich ihr das nicht bieten konnte, was sie als Frau eines Arztes erwartet hatte… nicht bieten wollte, weil ich ihre Schönheit nur für mich haben wollte. Deshalb bewarb ich mich auch nicht um einen Posten in der Stadt, deshalb blieb ich auf dreckigen Küstenschiffen, deshalb lebe ich mit ihr in dem fieberverseuchten Urwald von Yukatan. Und was ist geschehen, Sir? Dü weißt es genauso wie ich… sie entdeckte in dieser giftigen Hölle ihr Indioblut und entglitt mir. Jetzt gehört sie nicht mehr zu mir, sie gehört zu diesen rothäutigen Narren, die ihr den Kopf mit verrückten, phantastischen Dingen vollpfropfen und aus ihr eine wiedererstandene Mayafürstin oder etwas Ähnliches gemacht haben. Und sie glaubt es, Sir, stelle dir vor, sie nimmt den
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