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005 - Der Griff aus dem Nichts

005 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 005 - Der Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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war weit geöffnet, die Zunge zuckte heraus, Speichel lief ihm über die Lippen, und die Augen quollen aus den Höhlen.
    Dorian bremste abrupt, weil er hoffte, daß der Würger, von dem nur die Arme zu sehen waren, durch den Bremseffekt sein Opfer losließ. Aber das Manöver hatte nicht den gewünschten Erfolg. Rudolpho wurde zwar nach vorn geschleudert und prallte mit dem Kopf auf das Armaturenbrett, die Hände jedoch ließen keine Sekunde von ihm ab.
    Dorian blickte wieder auf die Straße und konnte den Wagen gerade noch herumreißen, bevor er mit dem linken Vorderrad über den Abgrund rollte. Als er abermals zum Beifahrersitz blickte, sah er Rudolpho auf dem Wagenboden kauern und mit den Würgearmen ringen. Mit Armen ohne dazugehörigen Körper! Dorian traute seinen Augen nicht. Er konnte einfach nicht glauben, was er sah, aber er träumte nicht. Das Geschöpf – falls man es überhaupt als solches bezeichnen konnte –, das Rudolpho würgte, bestand nur aus Händen und kräftigen, behaarten Armen, die in den Schultergelenken zusammengewachsen waren. Rudolpho war verstummt. Er lag reglos und verrenkt da. Die Würgehände hatten immer noch seinen Hals umkrallt.
    Dorian hielt das Steuer mit der linken Hand fest und holte mit der anderen seine Pistole aus dem Schulterhalfter. Er zielte auf das kurze Verbindungsstück zwischen den beiden Schultergelenken der Arme und drückte ab. Der Schuß klang im Wageninneren wie eine Explosion. Dorian sah, wie die beiden Arme getrennt wurden und sich die Hände von Rudolphos Hals lösten. Er wollte schon aufatmen, doch da bewegten sich die beiden Arme, jeder für sich, auf ihn zu.
    Dorian stieß mit dem rechten Fuß nach einem von ihnen und trat gleichzeitig mit dem linken auf die Bremse. Der Wagen schlingerte und geriet mit dem Heck über den Straßenrand hinaus. Dorian hatte ihn nicht mehr in der Gewalt. Er sah den Abgrund auf sich zukommen und riß instinktiv die Wagentür auf. Obwohl das alles in Bruchteilen von Sekunden geschah, erschien es ihm wie eine Ewigkeit, bis die Wagentür endlich aufglitt und er sich mit Händen und Füßen abstoßen konnte. Er flog über den Asphalt, prallte hart mit der Schulter auf und überschlug sich einige Male. Während er mit schmerzenden Gliedern dalag, drang ein unheimliches Getöse an sein Ohr. Er wälzte sich unter großen Anstrengungen und Schmerzen auf die andere Seite und blickte über das Straßenbankett in die Schlucht hinunter. Der Wagen stürzte sich mehrmals überschlagend die steile Böschung hinab, blieb schließlich an einem Felsvorsprung hängen und ging in Flammen auf.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Dorian stark genug fühlte, wieder auf die Beine zu kommen. Er blickte noch einmal in die Schlucht hinunter, wo fünfzig Meter unter ihm das Wrack hing, aus dem nun helle Flammen schlugen.
    »Armer Rudolpho«, murmelte er.
    Es konnte kein Zweifel bestehen, daß der Anschlag ihm gegolten hatte. Wer auch immer dahintersteckte, konnte nicht ahnen, daß Dorian mit Rudolpho den Platz tauschen würde. Während sie sich im Sanatorium mit dem Verwalter unterhielten, hatte irgend jemand die Würgearme im Fond des Wagens hinter dem Beifahrersitz deponiert.
    Dorian erschauerte. Allein die Vorstellung, daß Arme ohne Körper ein Eigenleben führen und morden konnten, war schrecklich genug. Dahinter konnte nur sein Bruder Dr. Robert Fuller stecken. Dorian erinnerte sich an einen kurzen Dialog, der während des Aufstiegs zu Schloß Lethian zwischen ihm und Fuller stattgefunden hatte. Damals hatte der Transplantationschirurg behauptet, daß er Organverpflanzungen jederzeit ohne besondere technische Hilfsmittel vornehmen könnte. Dorian traute ihm auch zu, daß er Armen zu selbständigem Leben verhelfen konnte.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Weg zu Fuß fortzusetzen. Ins Sanatorium zurückkehren konnte er nicht, denn das wäre sein sicherer Tod gewesen. Deshalb mußte er versuchen, den dicht befahrenen Angeles Crest Highway zu erreichen. Auf dieser Privatstraße konnte er nicht darauf hoffen, auf ein Fahrzeug zu stoßen. Er schleppte sich mühsam an der steil aufragenden Wand entlang. Manchmal mußte er sich abstützen, wenn er auf einen Stein trat und das Gleichgewicht zu verlieren drohte, doch schließlich hatte er das Ende der Schlucht erreicht. Eine Meile vor ihm endete der Canyon. Von dort war es nicht mehr weit bis zum Angeles Crest Highway.
    Plötzlich stutzte er. Ihm war, als hörte er ein Motorengeräusch. Es kam

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