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005 - Der Griff aus dem Nichts

005 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 005 - Der Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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rasch näher. Da die Straße vor ihm fast schnurgerade verlief und er bis zum Ende des Canyons blicken konnte, ohne ein Fahrzeug zu sehen, mußte der Wagen aus dem Sanatorium kommen. Gleich darauf tauchte auch schon hinter der letzten Biegung der schwarze Lincoln auf, mit dem er in der Toreinfahrt des Sanatoriums beinahe zusammengestoßen wäre. Der Wagen kam mit halsbrecherischer Geschwindigkeit herangebraust. Dorian stellte sich in die Mitte der Straße und gab Handzeichen. Obwohl der Fahrer ihn gesehen haben mußte, verlangsamte er die Fahrt nicht. Der Lincoln schoß geradewegs auf ihn zu.
    Dorian wartete bis zum letzten Augenblick. Er glaubte immer noch, daß der Fahrer hinter der getönten Windschutzscheibe den Wagen im letzten Moment abbremsen würde. Aber als Dorian die Kühlerhaube zum Greifen nah vor sich sah, rettete er sich durch einen Sprung zur Seite. Der Fahrtwind zerrte an ihm, und Staub wirbelte ihm ins Gesicht.
    »Die hätten mich glatt über den Haufen gefahren«, murmelte er verstört vor sich hin. Obwohl er diesmal den Wagen ganz nah vor sich gehabt hatte, war es ihm wieder nicht möglich gewesen, die Insassen zu erkennen.
    Er setzte seinen Weg fort und erreichte bald das Ende des Canyons. An einen Hang gebaut stand eingebettet zwischen Felsen die Holzbaracke, die ihm schon während der Hinfahrt aufgefallen war. Früher, vielleicht vor fünfzig oder hundert Jahren, hatte sie wahrscheinlich einer Farmersfamilie als Unterkunft gedient, aber es war kaum denkbar, daß jetzt noch jemand darin wohnte. Und doch mußte es so sein, denn Dorian sah einen alten Lieferwagen unter einem windschiefen Vordach stehen. Der Wagen war vorhin noch nicht da gewesen.
    Dorian verließ die Straße und ging über den Feldweg auf das Haus zu. Aus der Nähe wirkte alles noch viel verwahrloster. Der Lieferwagen hatte abgefahrene Reifen, und die Karosserie wies überall Rostflecke auf. Die Seitenwände zeigten noch Reste einer Reklameaufschrift. Das Haus selbst sah so aus, als könnte es jeden Augenblick in sich zusammenfallen. Im Obergeschoß gab es keine einzige Fensterscheibe mehr, und der abblätternde Putz der Fassade war von undefinierbarer Farbe. Lediglich das Erdgeschoß schien noch bewohnbar.
    Der Mann, der auf den Stufen der Veranda saß, fiel Dorian zuletzt auf. Sein Aussehen und die Farbe seiner Kleidung waren, wie bei einem Chamäleon, dem Hintergrund angepaßt.
    »Tag, Mister!«
    Dorian zuckte zusammen, als ihn der Mann ansprach. Er ging auf ihn zu und blieb zwei Schritte vor ihm stehen. »Sie wohnen hier?« fragte er, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    »Könnte man so sagen«, erklang die Antwort. »Allerdings ist wohnen fast zuviel gesagt. Diese Bruchbude und der Wagen sind alles, was ich besitze. Ich habe beides vor meinem totalen Ruin für ein paar Dollar erstanden. Früher war ich in den Nob Hills zu Hause, aber das ist schon eine ganze Weile her. Jetzt ist mein Platz hier. Es ist auch besser so. Hier kann mich keiner stören, wenn ich die Flasche zur Brust nehme. Niemand ist da, der mit seinen gewaschenen Fingern auf mich zeigt und verächtlich sagt: Seht her, der alte Ben Latimer läßt sich wieder einmal vollaufen! Es ist besser so. Verdammter Mist! Die Nob Hills haben mir das Genick gebrochen.«
    Dorian wußte nicht, was er sagen sollte. Er fühlte sich müde und wie gerädert. »Darf ich?« fragte er und ließ sich neben dem Alten auf eine der oberen Verandastufen sinken.
    »Sie sehen ganz schön mitgenommen aus, Mister, wenn mich mein müdes Auge nicht täuscht«, sagte der Alte. Er griff unter seinen verfilzten Pullover und brachte ein silbernes Schnapsfläschchen zum Vorschein, das er Dorian hinhielt. »Ein Schluck wird Ihnen guttun, Mister.«
    »Hunter – Dorian Hunter.« Er griff nach dem Fläschchen und trank einen großen Schluck. Es war ein undefinierbares Gebräu, aber es brannte angenehm in seiner Kehle und munterte ihn auf.
    Dorian deutete in Richtung des Canyons und erzählte: »Ich hatte einen Autounfall. Mein Wagen kam von der Straße ab und stürzte in die Schlucht. Ich konnte im letzten Moment rausspringen. Mein Chauffeur hatte weniger Glück.«
    »Ist ja eine tolle Geschichte. Nehmen Sie auf diesen Schreck hin noch einen Schluck, Mr. Hunter!«
    Dorian hatte nichts dagegen. Er fühlte sich danach sogleich wohler. »Sie haben wahrscheinlich kein Telefon, Mr. Latimer? Ich müßte den Unfall melden und mich mit einem Freund in Verbindung setzen, damit er einen Wagen schickt, mich

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