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005 - Der Griff aus dem Nichts

005 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 005 - Der Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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abzuholen.«
    »Kein Telefon. Nur Schnaps«, sagte Ben Latimer kopfschüttelnd. »Ich lege jeden Cent, den ich verdiene, in Schnaps an. Aber wenn Sie sich dafür nicht zu vornehm sind, dann kann ich Sie in meinem Wagen zu den Nob Hills fahren.«
    »Das würden Sie wirklich tun?«
    »Klar.« Der Alte erhob sich. »Kommen Sie, Mr. Hunter, bevor der Alkohol bei mir zu wirken beginnt. Oder möchten Sie sich erst einmal ausruhen?«
    Dorian winkte ab und stand auf. Es kostete ihn Mühe, sich in das Führerhaus hinaufzuziehen, und er war froh, als er endlich auf der verschlissenen Sitzbank saß. Ben Latimer reichte ihm wortlos die Schnapsflasche, und Dorian nahm wieder einen Schluck. Dann hielt er das Silberfläschchen so, daß er die Aufschrift auf der ausgebauchten Außenseite lesen konnte. Zwischen kunstvollen Verzierungen war die Widmung eines bekannten Schauspielers eingraviert.
    »Sie waren früher in der Branche?« fragte Dorian, während der klapprige Lieferwagen von der Privatstraße auf den Angeles Crest Highway einbog. Er fühlte sich durch den Alkohol wohlig müde und sprach nur, um nicht einzuschlafen.
    »Ich war Maskenbildner, und zwar einer der besten, Mr. Hunter«, sagte Ben Latimer nicht ohne Stolz. »Aber dann verfiel ich dem Suff. Das andere können Sie sich denken. Jetzt lebe ich von Handlangerdiensten. Früher umgurrten mich die Starlets, weil sie wußten, daß der Weg nach oben durch mein Bett führte. Ehrenwort, Mr. Hunter. Wenn ich sagte, daß dieses oder jenes Mädchen nichts tauge, dann hörte man auf mich. Mein Wort hatte Gewicht. Einmal standen zwei Starlets für eine nicht unwichtige Rolle zur Auswahl. Ich sollte sie zurechtmachen. Ich schminkte die eine so, daß sie im Scheinwerferlicht zum Kotzen aussah. Die andere bekam die Rolle.«
    Dorian hörte den Anekdoten des Alten höflich zu und begnügte sich damit, gelegentliche Kommentare einzustreuen. Sie hatten jetzt den Angeles Crest Highway hinter sich gelassen und fuhren durch Glendale. Irgendwie kam die Sprache auf das Carmelita-Sanatorium. Ben Latimer sagte, daß er, wenn er noch tätig wäre, vielen Starlets eine teure kosmetische Operation ersparen und diesem Dr. Fuller dadurch viele Patientinnen wegschnappen könnte. Dorian erklärte ihm, daß im Sanatorium nicht mehr praktiziert wurde.
    »Ich wollte eine Gesichtskorrektur«, log Dorian. »Aber der Verwalter hat mir die Tür gewiesen.«
    »Lewis Goddard ist nicht gerade der verträglichste Zeitgenosse«, meinte Latimer. »Ich habe gehört, daß er recht unangenehm werden kann.«
    »Sie kennen den Verwalter des Sanatoriums?« fragte Dorian erstaunt.
    »Kennen ist zuviel gesagt, Mr. Hunter«, antwortete Latimer. »Ich mache gelegentlich Botengänge für ihn, weil er und seine Leute das Gelände des Sanatoriums nie verlassen.«
    »Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß im Sanatorium nichts mehr los sein soll«, meinte Dorian lauernd. »Warum werden denn dann die Anlagen instandgehalten? Niemand steckt sein Vermögen in ein Projekt, das nur Kosten verursacht. Die Besitzer des Sanatoriums müssen vom kaufmännischen Standpunkt aus darauf bedacht sein, daß sich ihr Geld amortisiert.«
    »Vom kaufmännischen Standpunkt aus, ja.« Latimer nickte.
    Dorian sah den Alten von der Seite an und hakte nach. »Meinen Sie etwa, es tut sich dort noch etwas, Mr. Latimer? Könnte man dort etwa – mit den entsprechenden Beziehungen natürlich – einen Platz bekommen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Latimer ausweichend.
    Dorian griff in die Tasche, holte einige Banknoten heraus und legte sie auf das Ablagefach. Latimer warf einen sehnsüchtigen Blick darauf, schwieg jedoch.
    »Machen Sie sich ein paar nette Abende damit, Mr. Latimer«, sagte Dorian.
    »Ich nehme keine Almosen.«
    »Was heißt Almosen? Ich bezahle dafür, daß Sie mich an mein Ziel fahren.«
    »Und sonst wollen Sie nichts?«
    »Sie wissen ja doch nichts.«
    Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann räusperte sich Latimer und sagte vertraulich: »Ich sehe von meinem Haus aus oft teure Wagen die Straße zum Sanatorium entlangfahren. Sie bleiben aber nie länger als über Nacht. Ich weiß nicht, was im Sanatorium vorgeht, aber als ich einmal dort war und Goddard Lebensmittel lieferte, hörte ich Lärm. Es hörte sich so an, als gehe dort eine wüste Orgie über die Bühne.«
    Latimer wollte offenbar darauf anspielen, daß sich der Verwalter einen Nebenverdienst verschaffte, indem er für zahlungskräftige Kunden Sexspiele

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