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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Weise nützlich sein. Geschäftsleuten kommt es zustatten, wenn sie Diners veranstalten oder geschickte Einladungen zu einer Abendgesellschaft nach dem Theater geben; und manche Männer hatten ihre Erfolge ihren Frauen zu verdanken, die sich auf diesem Gebiet klug zu betätigen verstanden.
    Das war ein guter Gedanke. Sie nahm eine Generalmusterung ihrer Garderobe vor und gab den Brief zur Post, der den Seelenfrieden ihrer Mutter vollends zerstörte.
    Als Gilbert, der den ganzen Vormittag fortgewesen war, aus der City heimkam, sah er ziemlich müde aus.
    Ein gegenseitiges Zulächeln, ein wenig gezwungen und kalt auf der einen Seite, etwas traurig auf der andern, war zur üblichen Art ihrer Begrüßung geworden; dazu kam noch die Frage: »Hast du gut geschlafen?« Diese originelle Frage blieb jeweils dem von beiden vorbehalten, der zuerst daran dachte.
    Sie waren beim Essen, als sie plötzlich fragte:
    »Wäre es dir recht, wenn wir eine Gesellschaft geben würden?«
    Er blickte erstaunt auf.
    »Eine Gesellschaft?« wiederholte er ungläubig; dann, als er ihr enttäuschtes Gesicht sah und sich klarwurde, daß sie vielleicht ein Opfer bringen wollte, fügte er hinzu: »Das ist eine ausgezeichnete Idee. Wen würdest du gern einladen?«
    »Wer zu deinen Freunden gehört«, sagte sie, »diesen recht netten Herrn Frankfort und - wen noch?« fragte sie.
    Er lächelte ein bißchen grimmig.
    »Ich glaube, mit diesem recht netten Herrn Frankfort ist die Zahl meiner Freunde schon erschöpft«, antwortete er mit einem leichten Lachen. »Wir könnten noch Warrell bitten.«
    »Wer ist Warrell? Oh, ich weiß«, sagte sie rasch. »Er ist Mutters Makler.«
    Er schaute sie neugierig an.
    »Der Makler deiner Mutter?« wiederholte er gedehnt. »Wirklich?«
    »Warum?« fragte sie.
    »Wieso warum?« wich er aus.
    »Weshalb hast du so eigentümlich betont gefragt?«
    »Ich war mir dessen nicht bewußt«, sagte er leichthin, »nur kann man sich deine Mutter nicht recht in Verbindung mit einem Börsenmakler vorstellen. Doch vermutlich braucht sie in diesen Zeiten einen Agenten. Du mußt wissen, er ist auch mein Makler.«
    »Wen sonst noch?« fragte sie.
    »Soweit meine Beziehungen in Betracht kommen«, erklärte er mit spöttischem Ernst, »fällt mir niemand mehr ein. Wie wäre es mit deiner Mutter?«
    »Ich könnte ein oder zwei nette Leute einladen«, fuhr sie fort, ohne auf seinen Vorschlag zu achten.
    »Wie wäre es mit deiner Mutter?« fragte er wiederum.
    Mit Tränen in den Augen blickte sie zu ihm auf.
    »Bitte, sei nicht so häßlich!« sagte sie. »Du weißt, daß es unmöglich ist.«
    »Aber durchaus nicht«, antwortete er heiter. »Ich habe den Vorschlag allen Ernstes gemacht; ich halte ihn für sehr gut. Schließlich besteht gar keine Veranlassung dazu, diese dumme Entzweiung weiterbestehen zu lassen. Ich gebe zu, ich hatte sehr bittere Gefühle gegen sie; aber damals war ich sogar böse auf dich.«
    Er sah sie nicht unfreundlich an.
    »Die Bitterkeit verschwindet allmählich«, fuhr er fort.
    Obwohl er die junge Frau anblickte, sprach er mehr zu sich selbst.
    Es schien ihr, als suche er sich von etwas zu überzeugen, an das er nicht recht glaubte.
    »Es ist merkwürdig«, sagte er, »wie Kleinigkeiten, kleine Sorgen und unbedeutende Anlässe zum Unglücklichsein in nichts zerrinnen angesichts eines wirklich großen Kummers.«
    »Was ist dein großer Kummer?« fragte sie, rasch die günstige Gelegenheit erfassend, die er ihr in diesem unbewachten Augenblick gegeben hatte.
    »Ich habe keinen«, entgegnete er. Sein Ton war etwas lauter als gewöhnlich, fast trotzig. »Ich spreche nur im allgemeinen. Ich habe keinen Kummer, außer den unvermeidlichen Lebenssorgen«, fuhr er fort. »Eine kurze Zeitlang warst du ein Kummer für mich, aber nun bist du es nicht mehr.«
    »Ich bin froh, daß du das sagst«, erwiderte sie sanft. »Ich will wirklich auf freundschaftlichem Fuß mit dir stehen, Gilbert - ich will dir wirklich ein guter Freund sein. Ich fürchte, ich habe ziemlich viel Unheil in deinem Leben angerichtet.«
    Sie hatte sich vom Tisch erhoben und sah ihn ernst an.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht«, sagte er. »Jedenfalls nicht solch ein Unheil, wie du dir einbildest. Andre Umstände haben sich gegen mich verschworen. Es ist sehr betrüblich, daß unsre Ehe sich nicht ganz als das erwiesen hat, was ich mir erträumt hatte; aber schließlich sind Träume keine sehr sicheren Grundlagen für ein Leben. Du kannst dir

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