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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mittleren Alters manchmal verfallen, gab er zu verstehen, daß er sich schon in einigen sehr heiklen Situationen befunden habe. Er hatte dabei durchblicken lassen, daß ihm die Art und Weise, wie er aus diesen Situationen hervorgegangen sei, nicht zur Unehre gereichte.
    Jeder Börsenmakler, der ein bekanntes Geschäft in großem Maßstab betreibt, sieht sich früher oder später vor die peinliche Aufgabe gestellt, einem ungeduldigen und waghalsigen Spekulanten die Eröffnung machen zu müssen, daß er sein Vermögen zu rasch und unvorsichtig angelegt habe.
    Herr Warrell hatte schon früher Gelegenheit gehabt, der Überbringer unerfreulicher Nachrichten von Frau Cathcarts Mißerfolgen sein zu müssen; er besorgte es immer auf die denkbar schonendste Weise. Aber nie zuvor hatte er sich angesichts einer Situation gesehen, die so viele Möglichkeiten unangenehmer Folgen in sich barg wie die, die ihm jetzt bevorstand.
    Cole empfing ihn mit steinerner Miene, sein Gesicht zog sich in die Länge, weil er die Bedeutung dieses Besuches kannte; auf jene geheimnisvolle Weise, mit der Diener die tiefsten Geheimnisse ihrer Herrschaften zu erraten vermögen, hatte er in Erfahrung gebracht, daß auf das Erscheinen von Herrn Warrell hin gewöhnlich eine Zeit sparsamer Einschränkungen und Umänderungen des Haushaltes folgte.
    »Die gnädige Frau wird Sie sofort empfangen«, meldete er bei seiner Rückkehr.
    Einige Minuten später rauschte Frau Cathcart ins Empfangszimmer herein. Ihr Gesicht trägt einen noch härteren Ausdruck als gewöhnlich, dachte Herr Warrell verwundert.
    »Nun, Warrell«, sagte sie kurz. »Was ist jetzt wieder los? Nehmen Sie Platz, bitte.«
    Er setzte sich bedächtig; seinen Hut stellte er auf den Boden, und langsam die Handschuhe ausziehend, legte er sie mit übertriebener Sorgfalt neben sich.
    »Was gibt es?« fragte Frau Cathcart ungeduldig. »Sind die Canadian Pacifics wieder gefallen?«
    »Sie sind leicht gestiegen«, erwiderte Herr Warrell mit einem Lächeln, das zugleich versöhnlich wirken und schmeicheln sollte. »Ich glaube, Ihre Einschätzung der Canadian Pacifics ist ganz die richtige.«
    Er wußte, daß Frau Cathcart sonst nichts mehr schätzte als Anerkennung ihrer Urteilsfähigkeit, aber jetzt achtete sie nicht auf die Schmeichelei, da es ihr klar war, daß er nicht den ganzen Weg von der Throgmorton Street her gemacht hatte, um ihr Liebenswürdigkeiten über ihren Scharfsinn zu sagen.
    »Ich will Ihnen alles erklären, was ich auf dem Herzen habe«, fuhr Herr Warrell fort, indem er seine Worte vorsichtig abwog und sich bemühte, mit Hilfe eines gezwungenen Lächelns auf taktvolle Weise seine Offenherzigkeit auszudrücken. »Sie schulden uns etwa siebenhundert Pfund, Frau Cathcart.«
    »Sie haben reichliche Sicherheiten dafür«, erwiderte sie.
    »Das weiß ich wohl«, stimmte er bei und blickte zur Decke hinauf, »aber die Sache ist die, ob Sie geneigt sind, die Differenz, die wir guthaben, in bar auszugleichen.«
    »Davon kann überhaupt keine Rede sein«, entgegnete sie schroff. »Soweit ich in Betracht komme, kann ich keine siebenhundert Schilling aufbringen.«
    »Angenommen«, schlug Herr Warrell vor, »angenommen, ich wüßte jemand, der bereit wäre, Ihren Halsschmuck zu kaufen - ich denke, das war der Gegenstand, den Sie bei uns hinterlegt haben -, und zwar um tausend Pfund?«
    »Er ist bedeutend mehr wert«, sagte Frau Cathcart scharf.
    »Möglicherweise«, erwiderte der andere, »aber ich möchte die Sache nicht gerne in die Zeitung kommen lassen.«
    Er hatte die Bombe platzen lassen.
    »Was wollen Sie eigentlich damit sagen?« fragte sie ungeduldig und stand auf.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch«, antwortete er hastig. »Ich werde es mit einem Satz erklären. Ihr Diamantenhalsband wurde aus meinem Tresor gestohlen.«
    »Gestohlen?«
    Sie wurde weiß vor Schreck.
    »Ja, gestohlen«, sagte Herr Warrell, »von einer Einbrecherbande, die ihre Tätigkeit schon seit zwölf Monaten in der City ausübt. Sie sehen, meine liebe Frau Cathcart«, fuhr er fort, »das ist für uns beide eine sehr peinliche Situation. Ich möchte meine Kunden nicht wissen lassen, daß ich von Damen Juwelen als Pfand für Fehlbeträge annehme, und Sie«, er war hartherzig genug, seine Worte nachdrücklich zu betonen, »stelle ich mir wenigstens vor, haben kein Verlangen danach, daß Ihre Freunde etwas von der Zwangslage erfahren, die Sie Ihre Juwelen bei mir hat hinterlegen lassen.« Er zuckte die Achseln.

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