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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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wohl nicht vorstellen, daß ich ein Träumer war?« fragte er rasch mit dem ihm eigenen Lächeln. »Du kannst dir mich nicht als Romantiker vorstellen, obwohl ich, fürchte ich, einer war.«
    »Einer bist, willst du sagen«, verbesserte sie.
    Darauf erfolgte keine Antwort mehr.
    Die Frage der Gesellschaft kam später noch einmal zur Sprache, als er sich anschickte auszugehen.
    »Du bleibst wohl nicht noch ein bißchen da, um es mit mir durchzusprechen«, schlug sie ein wenig schüchtern vor.
    Er zauderte.
    »Ich würde nichts lieber tun«, sagte er, »aber -« Er schaute auf seine Uhr.
    Sie preßte ihre Lippen zusammen und fühlte einen Augenblick lang, wie eine unbegreifliche Welle von Zorn sie durchflutete.
    Es war unsinnig, natürlich, denn er ging immer zu dieser Zeit fort, und es lag wirklich keine Veranlassung vor, zu bleiben.
    »Wir können ein andermal darüber reden«, entgegnete sie kalt und verließ ihn ohne ein weiteres Wort.
    Er wartete, bis er oben die Tür zu ihrem Zimmer sich schließen hörte, dann ging er mit einem Lächeln fort.
    Er ging in einem günstigen Moment aus dem Hause; hätte er noch fünf Minuten gewartet, so wäre er mit seiner Schwiegermutter zusammengetroffen.
    Frau Cathcart hatte sich dazu entschlossen, »ihr Herz auszuschütten«. Das Schicksal meinte es gut mit ihr, sagte sie sich, weil es Gilbert aus dem Weg geräumt hatte; daß er fort war, merkte sie nach den ersten paar Minuten, und sie entdeckte es auf die sehr einfache Weise, daß sie Gilberts Diener fragte, ob sein Herr zu Hause sei.
    Edith hörte die Ankunft ihrer Mutter, ohne überrascht zu sein. Sie nahm an, Frau Cathcart sei gekommen, um den Halsschmuck seiner rechtmäßigen Besitzerin auszuhändigen. Als sie die Treppe hinabging, um ihre Mutter zu begrüßen, fühlte sie leichte Gewissensbisse; war sie mit ihrem Verlangen nicht unnötig schroff gewesen? Die Befürchtung, sie könnte ihre Mutter tief gekränkt haben, und diese Kränkung könnte bei der Unterredung zum Ausdruck kommen, verursachte ihr etwas Unbehagen, als sie die Tür zum Empfangszimmer öffnete.
    Frau Cathcart war ein Muster von kühler Gelassenheit. Man hätte nicht geglaubt, daß es jemals zwischen den beiden Frauen zu einer Szene gekommen war, an die man sich nur ungern erinnern mochte. Es wurden keinerlei Anspielungen auf die Vergangenheit gemacht, worüber Edith sehr froh war.
    Es lag nicht in ihrer Absicht, mit ihrer Mutter auf schlechtem Fuß zu stehen. Sie konnte sich nur zu gut in ihre Lage versetzen und wußte, woraus ihre beiderseitige Entfremdung stammte; aber es würde nur besser für sie beide sein, wenn sie einigermaßen den Anschein freundlicher Beziehungen aufrechterhielten.
    Frau Cathcart ging direkt auf ihr Ziel los.
    »Du kannst dir wohl denken, warum ich dich besuche«, sagte sie nach der ersten Begrüßung.
    »Ich vermute, du bringst mir den Halsschmuck«, entgegnete die junge Frau lächelnd. »Du findest es doch hoffentlich nicht häßlich von mir, daß ich darum gebeten habe, aber ich habe das Gefühl, ich muß etwas für Gilbert tun.«
    »Ich meine, du hättest dir vielleicht einen andern Zweck für deinen ersten Brief aussuchen können«, erwiderte die ältere Frau bissig. »Aber um so …«
    Edith gab keine Antwort. Es hatte keinen Sinn, mit ihrer Mutter zu rechten.
    Frau Cathcart besaß eine durchaus nicht seltene Eigenschaft - sie konnte andre Leute ins Unrecht setzen.
    »Aber um so mehr tut mir leid«, fuhr Frau Cathcart fort, »daß ich nicht in der Lage bin, dir den Halsschmuck zu bringen.«
    Die junge Frau starrte ihre Mutter verwundert an.
    »Wieso? Was meinst du eigentlich damit, Mutter?« fragte sie.
    Frau Cathcart wich ihren Blicken aus.
    »Ich habe Verluste an der Börse gehabt«, sagte sie. »Ich nehme an, du weißt, daß dein Vater uns gerade so viel hinterlassen hat, um zu hungern, und daß alles, was du an Luxus und Behagen genossen hast, meinen persönlichen Anstrengungen zu verdanken war? Ich habe eine Menge Geld an den Canadian Pacifics verloren«, erklärte sie offen.
    »Nun, was weiter?« fragte die junge Frau neugierig und auf das Schlimmste gefaßt.
    »Ich habe bei einer Maklerfirma einen Verlust von siebenhundert Pfund«, antwortete Frau Cathcart, »und habe deinen Halsschmuck als Pfand bei der Firma hinterlegt.«
    Die junge Frau holte tief Atem.
    »Ich hatte natürlich die Absicht, den Schmuck wieder auszulösen, aber nun ist etwas Unglückseliges passiert -der Tresor wurde aufgebrochen und das Halsband

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