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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gestohlen.«
    Edith Standerton blickte ihre Mutter erschrocken an.
    Wenn ihr auch der Verlust des Halsbandes an sich nicht allzu großen Kummer machte, so wurde sie sich jetzt doch bewußt, daß es ihr wichtiger gewesen war, als sie gedacht hatte. Es hatte ihr als Notpfennig für schlechte Zeiten gegolten, die jeden Tag eintreten konnten, wenn Gilbert recht hatte.
    »Da ist nichts zu machen«, sagte sie.
    Sie warf ihrer Mutter nichts vor und gab auch ihrer Meinung über die Ungehörigkeit, als Sicherheit für Schulden Gegenstände anzubieten, die jemand andrem gehören, keinen Ausdruck.
    Jede Art von Kritik wäre unnütz und gar nicht der Mühe wert gewesen.
    »Nun«, sagte Frau Cathcart, »was sagst du dazu?«
    Die junge Frau zuckte die Schultern.
    »Was soll ich dazu sagen, Mutter? Der Schmuck ist verloren, man muß sich eben damit abfinden. Hat die Firma irgendeine Entschädigung angeboten?«
    Sie fragte es harmlos; es fiel ihr nur so nebenbei ein, daß möglicherweise aus dem Schiffbruch etwas zu retten wäre.
    Frau Cathcart warf ihr einen raschen Blick zu.
    Hatte ihr dieser verdammte Warrell etwas mitgeteilt? Sie wußte, daß Warrell ein guter Bekannter von Ediths Mann war.
    »Eine Entschädigung wurde in Aussicht gestellt«, antwortete sie leichthin, »aber eine ganz unzulängliche; die Sache ist noch nicht erledigt, aber ich werde dich wissen lassen, wie sie sich entwickelt.«
    »Welche Entschädigung bieten sie an?« fragte Edith.
    »Tausend Pfund«, entgegnete Frau Cathcart nach einigem Zögern.
    »Tausend Pfund!« Die junge Frau war sehr überrascht, sie hatte keine Ahnung, daß der Halsschmuck so wertvoll war.
    »Das heißt natürlich«, beeilte sich Frau Cathcart zu erläutern, »siebenhundert Pfund aus meiner Tasche und dreihundert Pfund von dem Makler.«
    Die junge Frau lächelte innerlich. »Siebenhundert Pfund aus meiner Tasche« bedeutete - wenn du die volle Summe von mir haben willst, wirst du mich berauben.
    »Dann blieben also noch dreihundert Pfund übrig. Ich glaube, ich werde mich damit zufriedengeben.«
    »Warte noch ein wenig«, meinte Frau Cathcart, »vielleicht findet sich das Halsband auf irgendeine Weise wieder; man will eine Beschreibung davon veröffentlichen. Was meinst du dazu?«
    Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das wäre mir nicht angenehm«, sagte sie ruhig. »Es könnte zu Nachforschungen kommen, und ich möchte die Leute nicht gern wissen lassen, daß der Halsschmuck mein Eigentum war, und auch nicht, daß meine Mutter ihn als Pfand für ihre Schulden hinterlegt hatte.«
    Nichts konnte die neue Edith besser kennzeichnen. Frau Cathcart schaute sie verblüfft an.
    »Edith«, erwiderte sie streng, »das klingt ein bißchen unverfroren.«
    »Das mag wohl sein, Mutter«, entgegnete die junge Frau, »aber was soll ich machen? Was soll ich sagen? Die Tatsachen sind für dich und mich recht klar: Das Halsband ist gestohlen und wird möglicherweise nie wieder zum Vorschein kommen; auf die entfernte Aussicht hin, einen Juwelenschmuck, der jetzt wahrscheinlich schon seiner Steine beraubt im Schmelztiegel ist, wiederzuerlangen, werde ich weder meinen Verlust noch deine Schwäche der Öffentlichkeit preisgeben.«
    »Du weißt ja gut Bescheid über Juwelen und Juwelendiebe«, sagte ihre Mutter etwas spöttisch. »Hat Gilbert deine Kenntnisse erweitert?«
    »Ja, merkwürdigerweise hat er das getan«, antwortete ihre Tochter gelassen; »wir sprachen über mancherlei sonderbare Dinge.«
    »Da verbringst du wohl recht angenehme Abende mit ihm?« sagte die ältere Frau trocken. Sie erhob sich und schaute auf ihre Uhr. »Leider kann ich nicht länger bleiben«, fuhr sie fort. »Ich bin zum Essen eingeladen. Du wirst wohl nicht gerne mitkommen? Es ist eine ganz zwanglose Gesellschaft; tatsächlich warst auch du mit eingeladen.«
    »Und Gilbert?« fragte die junge Frau. Die andre lächelte.
    »Nein, auf Gilbert erstreckte sich die Einladung nicht«, sagte sie. »Ich habe es überall deutlich zu verstehen gegeben, daß ich Einladungen nur dann annehme, wenn dein Gatte nicht an der Gesellschaft teilnimmt.«
    »Ich verstehe dich nicht recht. Willst du damit sagen, daß du in London herumziehst und Unfreundlichkeiten über meinen Gatten verbreitest?«
    »Natürlich habe ich das getan«, erwiderte Frau Cathcart unverblümt. »Vom Herumziehen in London kann zwar keine Rede sein, aber ich habe es den Leuten gesagt, die zu meinen intimen Freunden gehören und natürlich ein Interesse für

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