005 - Gekauftes Glück
ihm, Platz zu machen, ehe er ihr das Kleid mit den großen Tatzen schmutzig machen konnte, tätschelte ihm den Kopf und wandte die Aufmerksamkeit dann der Kutsche zu. Dort sah sie plötzlich, beim Aussteigen unterstützt von dem livrierten Kutscher, das hinreißendste Paar, das ihr je vor Augen gekommen war.
Patrick war nach Megan aus dem Brougham gestiegen und sah, wie sie, Ashleigh an.
Hochgewachsen und majestätisch, trugen beide eine elegante Garderobe, wie sie sich für Gäste bei der Hochzeit eines Herzogs geziemte. Patrick war in dem schwarzen Frackjackett, das er über einer goldbestickten Weste zu hellen Pantalons trug, der Inbegriff des perfekten Gentleman.
Megan, die ein schlicht geschnittenes und doch äußerst elegantes, duftiges blaßviolettes Voilekleid trug, dazu eine dunkelviolette Pelisse, war das perfekte weibliche Gegenstück zu Patricks maskuliner Grandeur. Sie wirkte, das herrliche Haar mit violetten und goldenen Bändern zu einer Frisur im griechischen Stil hochgebunden, fast so groß wie Patrick, und Ashleigh hatte, als sie die beiden so Seite an Seite stehen sah, die Vorstellung, die beiden seien von jeher füreinander bestimmt. „Ich muß sagen", brachte sie schließlich heraus, als die beiden auf sie zukamen, „ihr seht einfach großartig aus!"
„Nicht halb so großartig wie das Mädchen, das wir jetzt ansehen." Megan lächelte und umarmte Ashleigh. „Meiner Treu! Ihre Schwester ist noch hübscher geworden, seit ich sie verließ, um Sie zu holen, Patrick!"
„In der Tat, sie ist eine Schönheit", murmelte er und warf ihr einen weichen, zärtlichen Blick zu. „Wie fühlst du dich, Kleines?"
„Oh, gut genug", antwortete sie ehrlich. Seit dem Morgen des ersten Gespräches hatte sie täglich viele Stunden mit dem Bruder verbracht und wußte, daß er sich hinsichtlich ihrer die bevorstehende Hochzeit betreffenden Gefühle keinen Illusionen hingab. Er wußte, sie hatte sich nur ihm zuliebe damit abgefunden, den Duke of Ravensford zu heiraten, doch was ihren Bräutigam betraf, so war ihre Haltung eher von Resignation denn Fügsamkeit geprägt.
„Du bist immer noch ganz und gar nicht aufgeregt über die Vorstellung, Duchess zu werden, wie ich sehe", sagte Patrick.
„Oh, Patrick, du kennst mich inzwischen doch bestimmt gut genug, trotz der Jahre unserer Trennung! Wirklich, ich..."
„Lege nicht so viel Wert auf die Bedeutung eines Titels. Ja, ja, ich weiß", sagte er lächelnd. „Weißt du, Ashleigh, so, wie du denkst, solltest du versuchen, in Amerika zu leben. Dort würdest du dich ganz heimisch fühlen."
Patrick lachte, und Ashleigh fiel in sein Lachen ein. Sie hatte gemerkt, welchen Zweck er mit seiner Heiterkeit verfolgte. Er versuchte, ihre Besorgnis im Hinblick auf das, was bald in der Kirche geschehen würde, abzuschwächen, ihre Stimmung zu heben, da der Zeitpunkt für die Trauung näher rückte. Und sie liebte ihn für dieses Bemühen. Daher war sie entschlossen, ihn nicht dadurch im Stich zu lassen, daß sie zeigte, wie ängstlich sie sich wirklich fühlte. „Vergiß nie, und auch du nicht, Megan", sagte sie und schlug den gleichen lockeren Ton an wie zuvor der Bruder, „nach dem heutigen Tag erwarte ich von euch, wenn wir gemeinsam in der Öffentlichkeit zusammen sind, daß ihr mich mit ,Euer Gnaden' ansprecht."
„Oh, ja!" sagte Megan kichernd und nahm, da man bei der Kutsche angekommen war, ein bodenlanges Seidencape aus dem Wagen. Sie legte es Ashleigh um die Schultern. „Wir werden dich so oft ,Euer Gnaden' nennen, bis du tot umfällst. Das werden wir doch, nicht wahr, Patrick?"
„Natürlich!" Er nickte in gespieltem Ernst und half Ashleigh in den Brougham. „Wir werden uns so tief vor dir verbeugen, daß du bald vergessen haben wirst, wie wir aussehen, und uns nur an unseren Hinterköpfen erkennst."
„Nun, achtet darauf, daß ihr diesen Vorsatz nie vergeßt!" sagte Ashleigh im gebieterischsten Ton, dessen sie fähig war, obwohl ihre Mundwinkel belustigt zuckten.
Die Tür des Brougham wurde geschlossen und dämpfte das Gelächter der Wageninsassen. Der Kutscher setzte sich auf den Kutschbock und nahm die Zügel.
Unter dem Gebell des Hundes, der ausnahmsweise einmal nicht von Lady Dimples begleitet wurde, da Hettie Busby, sehr zu Patricks Erleichterung, nachhaltig darauf bestanden hatte, daß Finns rosige Begleiterin bei einer derart einzigartigen Gelegenheit zu Hause blieb, setzte die Kutsche sich in Bewegung und rollte zum Dorf.
Ungeachtet all der
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