005 - Gekauftes Glück
ist, die letzten zwölf Jahre hinter dich zu bringen. Du wirst schon sehen!" Plötzlich verengte Megan die grünen Augen, und sie bekamen einen harten Ausdruck.
„In diesem Haus gibt es einige Leute, die glauben, Seine Gnaden habe sich ein Gassenkind als Duchess aufgebürdet. Aber du, mein Mädchen, wirst allen beweisen, daß sie sich getäuscht haben. Falls ich mich nicht täusche, werden sie bald feststellen, daß Seine Gnaden eine Königin gefunden hat."
„Du hast dich damit abgefunden, daß ich diese Verbindung eingehen soll, Megan?"
Ashleigh hielt den Blick auf das Gesicht der Freundin gerichtet, als sie ihr gestattete, sie zum Bett zu führen.
Megan seufzte, während sie die Bettdecke zurückschlug und der Freundin beim Entkleiden zur Hand ging. „Diese Hochzeit ist der Wunsch deines Bruders, und ich denke, daß jetzt nicht, die Zeit ist, ihm zu widersprechen. Du bist so lange ohne Angehörige gewesen, daß es, wie ich glaube, ein Fehler wäre, das Wunder zu ignorieren, das dir wieder Schutz und Hilfe im Leben ermöglicht." Megan zog Ashleigh das Kleid aus, das sie aufgeknöpft hatte, und wandte sich zu der Kommode, in der die Freundin die Nachtwäsche aufhob. „Ich denke, daß es höchste Zeit ist, die Sorge für dich jemandem zu überlassen, der nur dein Wohlergehen im Sinn hat.
Betrachte deinen Bruder als Stütze, Ashleigh", fügte Megan hinzu, während sie mit einem zarten Nachthemd zurückkam. „Er lebt schon länger als du und ich und weiß meiner Ansicht nach, was er will. Es könnte dir Schlimmeres widerfahren, als auf ihn hören zu müssen."
Ein kleines Lächeln erschien auf Ashleighs Lippen. „Er hat dich beeindruckt, nicht wahr, Megan?" fragte sie.
Ein ungewöhnlicher Glanz erschien in den grünen Augen, ehe die hochwüchsige Frau sich hastig abwandte und mit außerordentlich viel Gehabe die Sachen aufräumte, die Ashleigh abgelegt hatte. „Nun, dein Bruder ist ein feiner, aufrechter Mann und gehört zu den besten Vertretern des männlichen Geschlechts", sagte Megan schließlich nach viel zu langem Schweigen. „Mit Ravensford, diesem Schurken, ist er jedenfalls im Nu richtig umgegangen. Es ist offensichtlich, daß er dich mehr als sein Leben liebt. Ja, das alles finde ich beeindruckend ..."
Prüfend betrachtete Ashleigh die Freundin einen Moment. Sie hatte den Eindruck gewonnen, daß Megan ihr nicht direkt auf ihre Frage geantwortet hatte, doch als die Rothaarige sich plötzlich abwandte, zuckte sie mit den Schultern und beschloß, die Sache fallenzulassen. Gähnend stieg sie in das hohe Himmelbett, deckte sich zu und stellte dann die eine Frage, die ihr den ganzen Tag hindurch auf der Zunge gelegen hatte. Alle anderen Fragen konnte sie am nächsten Tag stellen. „Weiß irgend jemand, Megan ... das heißt, was ... was hat ... hat Brett ... heute ... zu all dem gesagt oder ... oder getan?"
Megan bedachte sie mit einem langen, nachdenklichen Blick. „Er war noch nicht bei dir, nicht wahr? Er hat auch keinen Versuch unternommen, mit dir zu reden, oder?"
Ein ernstes Kopfschütteln.
Megan seufzte, streckte dann die Hand aus und legte sie auf Ashleighs Hände, die in einer eigenartig kindlich und verloren wirkenden Weise auf der Decke über der Brust gefaltet waren. „Du mußt wissen, daß dein Bruder und er gestern nacht über diese Angelegenheit noch eine äußerst heftige Auseinandersetzung hatten. Oh, es ging nicht darum, wie Seine Gnaden dazu gekommen ist, dir so übel mitzuspielen.
Du mußt erraten haben, daß Patrick das schon zu Ohren gelangt war ... ohne zu wissen, daß du diejenige bist, von der die Rede war, bis er dann im Salon zwei und zwei zusammengezählt hat ... Nein, der Streit hatte mehr damit zu tun, daß er die Einstellung Seiner Gnaden zu diesem Zwischenfall und besonders zu dir herauszufinden trachtete, oder, genauer gesagt, zu Frauen im allgemeinen im Leben des Duke. Ah, Ashleigh, ich befürchte, daß der Herzog, was Frauen angeht, innerlich ganz verkrampft ist. So etwas Ähnliches hatte ich bereits vermutet, aber ..." Traurig schüttelte Megan den Kopf. „Das hat etwas mit der Art zu tun, wie sein Großvater, der alte Duke, ihn aufgezogen hat, und mit in der Kindheit erlittenen Verlusten und miterlebten Treuebrüchen."
An dieser Stelle unterbrach Ashleigh die Freundin mit der Frage, von der sie schon seit einiger Zeit gequält worden war. „Was ist aus ... aus seiner Mutter geworden?
Ist sie schon lange tot?"
Megan schüttelte den Kopf. „Genau darum
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