005 - Gekauftes Glück
war? Was war, wenn Brett ihr Versteck geheimhielt, sobald sie ihn hier aufsuchten? Und wie lange würde er sie selbst daran hindern, sich mit ihm auszusprechen, ihm zu erklären zu versuchen, was sie dazu bewogen hatte, ihn zu verlassen? Sie war der Meinung, sie könne, wenn sie mit ihm redete, an sein Verständnis, wenn nicht sogar sein Mitleid, appellieren und ihn vielleicht überzeugen, sie freizugeben. Nun merkte sie, wie falsch es gewesen war, ihn auf diese Weise zu verlassen. Sie hätte den Mut aufbringen müssen, ihn zur Rede zu stellen und ihm eine umfassende Erklärung zu geben. Doch das Bewußtsein, wie sie zu ihm stand, die Erkenntnis, daß sie ihn liebte, hatten ihr klares Denken nicht möglich gemacht. Unter Berücksichtigung der durch ihre Gefühle für ihn entstandenen Verwundbarkeit war sie zu verängstigt gewesen, um ein klärendes Gespräch mit ihm überhaupt in Betracht zu ziehen.
Und nun würde er sie dafür büßen lassen, mit Zins und Zinseszins. Sie machte sich keine Illusionen darüber, wozu er fähig war. Sie hatte gemerkt, daß in seinem Wesen verborgene, kaum gezähmte und leicht entflammbare Emotionen schwelten.
Nein, er würde nicht leicht dazu zu bewegen sein, Mitleid mit ihr zu haben! Doch als ihr schließlich die Lider zusanken, hatte sie sich irgendwie davon überzeugt, daß sie einen Weg finden müsse, um Bretts Verständnis zu gewinnen. Entweder das gelang ihr, oder sie mußte ihm einen Strich durch die Rechnung machen und eine Möglichkeit zur Flucht finden. Oh, Patrick, rief sie in Gedanken in die Dunkelheit ... Megan ... irgend jemand ... bitte, findet mich ... ich bin so verängstigt ...
Sie versank in unruhigen Schlaf und wurde morgens durch das Geräusch des sich im Schloß drehenden Schlüssels geweckt. Sie war sofort hellwach und sah Higgins ins Zimmer kommen. Im Nu entsann sie sich, wo sie war, steckte die gefesselten Hände unter die ihr nachts von den Schultern gerutschte Bettdecke und zog sie hoch. Sie zwang sich, nicht zu erröten, und richtete den Blick auf den Kammerdiener, der ein Tablett auf den Nachttisch stellte. Plötzlich merkte sie, daß sie hungrig war. „Oh, Higgins, wie reizend von Ihnen", sagte sie. „Das riecht köstlich!"
Der schmalgesichtige Kammerdiener errötete vor Freude über das Kompliment, hielt die Augen jedoch beharrlich auf das Tablett gerichtet und sagte: „Ich habe nur einen Befehl befolgt, Euer Gnaden." Er wandte sich ab und ging zur Tür, blieb jedoch davor stehen und verkündete: „Ich soll Ihnen auch ein Bad herrichten ..." Er wies auf das Ankleidezimmer. „Da drinnen."
„Sie sollen mir ein Bad richten?" fragte Ashleigh erstaunt. Als Megan und sie im Frühling hier wohnten, hatte ein Küchenmädchen diesen Dienst erfüllt, da er die erniedrigende Pflicht beinhaltete, Eimer heißen Wassers eine steile Treppe heraufzutragen, und das war eine Aufgabe, die jemand in Higgins' Position nicht notwendigerweise erledigen mußte.
Er drehte sich um, das Gesicht gerötet, doch statt die Duchess anzusehen, starrte er irgendwo hinter ihr auf die Wand und antwortete: „Ich bin der einzige Bedienstete im Haus, Euer Gnaden. Die sonst hier tätigen Dienstboten haben einige Tage freibekommen."
„Oh!" hauchte Ashleigh, war jedoch nicht gewillt, die Tragweite dieser Mitteilung herauszufinden.
„Wenn Sie mich also entschuldigen würden, Euer Gnaden. Ich gehe nach unten und hole das Badewasser, während Sie das Frühstück genießen." Er schloß die Tür auf, verließ das Zimmer und drehte den Schlüssel herum.
Nun war es an Ashleigh zu erröten, als sie sich vorstellte, was der Kammerdiener denken mochte. Dann kam ihr der Gedanke, daß er wahrscheinlich nicht wußte, daß ihre Hände gefesselt waren und sie nackt unter der Bettdecke lag. Bestimmt würde er sich nach der Rückkehr wundern, warum sie das Frühstück noch nicht angerührt hatte. Die Röte ihrer Wangen vertiefte sich, als ihr klar wurde, daß sie gezwungen sein würde, ihm ihre mißliche Lage zu erklären. Entschlossen, diese demütigende Situation erst gar nicht eintreten zu lassen, streckte sie die gebundenen Hände aus und bemühte sich heftig, den verknoteten blauen Seidenschal mit den Zähnen zu lockern. Schließlich hatte sie den Knoten auf und die Hände in dem Moment frei, als draußen vor der Tür Schritte zu hören waren.
Dann, während sie nach dem Tablett griff, überkam sie ein zweites Mal Panik. Falls sie die Arme unter der Bettdecke hervorzog, würde Higgins
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