005 - Gekauftes Glück
vor, bis ihr Gesicht nur ein winziges Stück von seinem entfernt war, und rief eindringlich: „Brett, hör mit diesem Haß auf! Ich bin nicht deine Feindin!"
„Oh, nein? Bist du das nicht?" Seine Stimme hatte gefährlich leise geklungen.
„Nein!" entgegnete sie heftig und vergaß in Anbetracht des Abscheus, den sie seiner Antwort entnommen hatte, alles Mitgefühl für ihn.
„Und ich sage dir, daß du es doch bist!" donnerte er sie an. „Du, und jede von deiner Art!"
„Von meiner Art!"
„Ja, du mit deinem aufgesetzten Ausdruck von Ehrlichkeit und Unschuld! Mit deinem unschuldsvollen Blick und den süßen Worten, mit denen du einen Mann zu der Überzeugung bewegen kannst, er könne endlich Vertrauen haben, bist du die gefährlichste von allen Frauen. Ach, zum Teufel!" Weiß vor Zorn, packte er Ashleigh bei den Schultern, riß sie an sich und legte ihr dann grob die Hände um die Taille.
Erschrocken riß sie die Augen auf. „Oh, Brett", flüsterte sie gebrochen, „ich hatte nie vor ..." Aber sie konnte den Satz nicht vollenden. Mit einem harschen Aufschrei hatte Brett ihr den Mund verschlossen. Einen Moment war sie durch seinen abrupten Stimmungsumschwung so verblüfft, daß sie sich nicht regte, als er sich auf sie warf und fest an sich drückte. „Du mußt Verständnis für mich haben, Brett", murmelte sie dann, während er das Gesicht in ihrem Haar vergrub. „Ich habe dich verlassen, weil ich Angst hatte ..."
Durch den Nebel der Leidenschaft, die sich schnell zu fiebriger Hitze gesteigert hatte, vernahm er nur die Worte: „Ich habe dich verlassen." Für ihn war das jedoch genug. „Zum Teufel mit deiner betrügerischen Seele, du Miststück!" schrie er, und im Nu war alle Leidenschaft geschwunden. „Verschwinde mir aus den Augen!" schrie er und stieß Ashleigh von sich.
Unter der Wucht des Stoßes stolperte sie rückwärts, verlor das Gleichgewicht, knickte in den Knien ein und fiel zu Boden.
Brett stand über ihr und machte keine Anstalten, ihr aufzuhelfen oder ihr in irgendeiner Form behilflich zu sein. Statt dessen drückte seine Miene Verachtung aus, während er mit schlecht verhehltem Abscheu sagte: „Wie passend! Bleib, wo du bist, du Miststück! Denn dort gehörst du hin, auf den Fußboden, zu den anderen Hündinnen!" Und nach einem von schierem Haß erfüllten Blick machte Brett auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer.
19. KAPITEL
„Patrick?"
„Ja?"
„Wie kam es, daß du von ... meiner Vergangenheit erfahren hast?"
„Oh, das!" Er lächelte, stützte sich auf einen Ellbogen und schaute die neben ihm im Bett liegende Megan an. „Entsinnst du dich, daß ich in der vergangenen Woche vor der Hochzeit meiner Schwester einige Tage nicht in Ravensford Hall war?"
Megan nickte. „Ja. Du hast gesagt, du hättest in London einige Dinge zu erledigen.
Ich nahm an, du wolltest die Hochzeitsgeschenke für Ashleigh und Brett kaufen."
„Nun, ja", sagte Patrick. „Ich habe das Geschirr gekauft, aber ich bin auch in die Stadt gefahren, um mir anzusehen, in welcher Umgebung meine Schwester so viele Jahre gelebt hat."
„Das wußtest du nicht?" fragte Megan ungläubig.
Er schmunzelte. „Daß sie in einem derartigen Haus gewohnt hat? Oh, ja! Sie hatte es mir erzählt. Allerdings hatte ich bereits vorher einiges von Brett erfahren. Ich wollte jedoch Näheres wissen. Ich wollte herausfinden, wie es möglich war, daß sie sich, trotz dieser Umgebung, die Unschuld so lange bewahren konnte."
„Du hast also mit Madame geredet." Megans Stimme hatte flach geklungen.
„Ja, das habe ich. Aber wichtiger war, daß ich mit Dorcas gesprochen habe", sagte Patrick und warf Megan einen bedeutungsvollen Blick zu. „Von dieser netten Frau habe ich erfahren, daß meiner Schwester von mehreren Seiten viel Freundlichkeit und Verständnis entgegengebracht worden ist, und nicht zuletzt ständiger Schutz durch eine hochgewachsene, schöne Rothaarige, die ein Herz hat, das größer ist als sie selbst."
Sie zuckte mit den Schultern und schenkte Patrick dann ein kleines, flüchtiges Lächeln. „Ach, so viel habe ich nicht für Ashleigh getan. Sie ist mir einfach ans Herz gewachsen, Patrick."
„Das weiß ich, macushla, aber du solltest nicht unterschätzen, was du für sie getan hast, was du und Dorcas, gesegnet soll sie sein, für sie getan habt."
Megans Blick verdunkelte sich. „Es ärgert mich jedoch, daß ich nicht imstande war, ihr jetzt zu helfen. Oh, Patrick, was sollen wir für das arme
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