005 - Gekauftes Glück
sich, war jedoch zutiefst von Mißtrauen erfüllt, was er im Schlaf enthüllt haben könne. „Was habe ich gesagt?" fragte er scharf.
„Du hast davon geredet, daß jemand dich verlassen will ... eine ... eine Frau ... und ich glaube, sie wollte ohne Abschied von dir gehen."
„Und ...?" Bretts Lippen waren zu einem harten Strich zusammengepreßt, und sein Blick weilte prüfend und unentwegt kalt auf Ashleighs Gesicht.
Gekränkt, weil Brett sich auf diese Weise benahm, besonders nach dem, was Ashleigh und er erst Stunden zuvor miteinander erlebt hatten, reagierte sie verärgert. „Um Gottes willen, Brett! Du fragst mich aus, als hätte ich zufällig ein Mordgeständnis mit angehört! Hör auf damit! Was kann ich dafür, wenn du im Schlaf nach deiner Mut..."
„Zum Teufel mit dir!" schrie er und packte sie bei den Schultern. „Fahr zur Hölle, Ashleigh!"
„Ich? Ich soll zur Hölle fahren?" wiederholte sie ungläubig und schüttelte seine Hände ab. „Was habe ich denn gemacht? Ich habe dich doch nur aufgeweckt, damit du im Schlaf nicht länger von ... von schmerzlichen Kindheitserinnerungen an das Verschwinden deiner Mutter gequält wirst. Ich sage, fahr du zur Hölle! Ja, du! Ich bin nicht deine Mutter, Brett!"
Sein Gesicht wurde kreidebleich. Nach einigen Sekunden verließ er wortlos das Bett, zog sich rasch an und ging, ohne einen Blick in Ashleighs Richtung zu werfen, zur Tür, machte sie auf und knallte sie hinter sich zu.
Eine Sekunde später hörte Ashleigh das Geräusch des sich im Schloß drehenden Schlüssels, und schluchzend brach sie fassungslos auf dem Bett zusammen. Als sie lange Zeit später jemanden sich dem Zimmer nähern hörte, hob sie den Kopf vom zerknautschten Kissen. In der Annahme, es könne Higgins mit dem Frühstück sein, schwang sie sich hastig vom Bett und hob das Laken auf, in das sie sich vor der Nacht mit Brett gehüllt hatte, und war bei dem Gedanken, wie es auf den Fußboden geraten war, kaum imstande, eine neue Tränenflut zurückzuhalten. Sie hatte es soeben um sich gewickelt, als sie den Schlüssel sich im Schloß drehen hörte, und darüber wunderte sie sich, denn Higgins klopfte stets vorher an, ehe er ins Zimmer kam. Mit den Handrücken wischte sie sich schnell die Tränen aus dem Gesicht und bemühte sich, eine würdige Haltung einzunehmen.
Die Tür wurde aufgemacht, doch als Ashleigh die schwarzgekleidete Gestalt erkannte, die in den Raum trat, brach alles Bemühen um Fassung zusammen. „Lady Margaret! Was machen ... ich meine, ich ... ich bitte um Entschuldigung, aber ich wußte nicht, daß Sie in London sind."
„Ich bin gerade erst angekommen ... vor einigen Augenblicken", log Margaret. Für ihren Plan war es wichtig, diese Person glauben zu machen, sie selbst sei erst nach der Szene, die das Flittchen zum Weinen gebracht hatte, hergerufen worden. „Ich ... hm ... war hier bei einer guten Freundin." Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, näherte sie sich der verhaßten Frau ihres Großneffen.
„Ich verstehe", sagte Ashleigh.
Noch verstand diese Schlampe nicht, aber sie würde bald begreifen. Margaret beäugte deren tränenfeuchtes Gesicht und sagte: „Brett wußte, wo ich mich aufhielt. Daher war es ein leichtes für ihn, mich zu bitten, heute früh herzukommen ..." Sie ließ den Satz in der Luft hängen und beobachtete gespannt Ashleighs Reaktion.
„Brett hat Sie jetzt herholen lassen? Warum?"
„Nun, ich nehme an, meine Liebe, weil er sich nicht um ... gewisse Dinge kümmern kann. Als er bei mir erschien, war er in schrecklicher Eile ... Ich glaube, er war mit Lady Pamela Marlowe zum Ausreiten verabredet."
Nach der Erwähnung der Mätresse des Gatten hatte sich Ashleighs Lippen unwillkürlich ein erschrockener Laut entrungen. In dem Bemühen, die Fassung wiederzugewinnen, atmete sie hastig aus und rang sich dazu durch, sich auf das zu konzentrieren, was Lady Margaret ihr noch gesagt hatte.
„Dinge, Lady Margaret? Was für Dinge? Ich befürchte, ich..."
„Sie sehen ein wenig blaß aus, meine Liebe", sagte Margaret. „Ich habe gehört, Sie hätten nur Higgins, der Sie bedienen kann, und der ist im Moment im Stall. Soll ich meine Zofe in die Küche schicken, damit sie Ihnen etwas holt, vielleicht eine Tasse Tee, oder ..."
„Oh, nein, nein, danke!" sagte Ashleigh hastig, denn ihr lag viel daran zu erfahren, warum der Gatte an diesem Morgen solchen Wert darauf gelegt hatte, die Großtante herzuschicken. „Sie haben einige Dinge
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