005 - Gekauftes Glück
gegenübertreten."
Wieder schaute Maria ihm prüfend ins Gesicht. „Ja, ich glaube, Sie meinen, was Sie gesagt haben", sagte sie und nickte. „Aber, Brett, ich möchte Ihnen vorschlagen, falls Sie es mir gestatten, daß Sie noch einen Schritt weitergehen ..."
„Was meinen Sie damit?"
„Ich meine, daß Sie, falls es Ihre Hoffnung ist, sich anläßlich dieses Besuches mit Ihrer Gattin zu versöhnen, und ich bin überzeugt, daß Sie diese Hoffnung hegen, eine größere Chance haben, mit Ashleigh eins zu werden, wenn Sie langsam und bedächtig vorgehen, fast so, als seien Sie noch nicht mit ihr verheiratet und würden ihr den Hof machen. In den vergangenen Monaten habe ich sie sehr gut kennengelernt und muß Ihnen sagen, daß sie ein empfindsames Geschöpf ist, das eher dazu neigt, vor bestimmten Dingen davonzulaufen und sich zu verstecken, als sich einem Kampf zu stellen, von dem sie befürchtet, ihn nicht gewinnen zu können." Angesichts des grimmigen Nickens des Sohnes unterdrückte Maria ein Lächeln. „Dennoch habe ich auch festgestellt, daß sie eine gewisse ... innere Kraft hat, eine Willensstärke, die nur wenige Leute bei ihr vermuten würden, weil diese Eigenschaft unter einer zarten Schale verborgen ist. Suchen Sie nach dieser Kraft. Sie finden sie vielleicht, wenn Sie behutsam vorgehen."
Brett schaute in die ungewöhnlichen haselnußbraunen Augen und sah, daß auch sie eine verborgene Kraft widerspiegelten - und Weisheit. Flüchtig fühlte er sich irritiert.
Wann hatte er, falls überhaupt, eine Frau getroffen, die weise war? Das war ein ernüchternder Gedanke. „Also gut, Contessa." Brett grinste. „Ah, darf ich Sie Maria nennen?"
„Sie dürfen." Sie lächelte.
„Nun, Maria, Ihr Ratschlag gefällt mir, und ich werde ihn beherzigen. Gott weiß, diese Empfehlung ist besser als alles, was mir eingefallen ist. Ich hoffe nur, daß ich die Geduld nicht verliere."
„Vielleicht bereiten Sie sich selbst eine Überraschung, Brett", sagte Maria leise und legte ihm die Hand auf den Arm. „Also gut, lassen Sie uns Ihre Frau finden."
Lachend schaute Ashleigh von der Veranda den im Garten spielenden Kindern zu, vernahm hinter sich ein Geräusch und drehte sich um. Sie erstarrte, denn in der Rundbogentür stand Maria, und an ihrer Seite befand sich Brett. Während Maria den Kindern zurief, sie erhielten ein Glas Limonade, wenn sie mit ihr kämen, hielt Ashleigh den Blick auf den Gatten gerichtet. Straff und aufrecht stand er im Sonnenschein vor ihr und war in jeder Hinsicht der Inbegriff männlicher Schönheit, obwohl sie sich gezwungen hatte, alles was mit ihm in Verbindung zu bringen war, zu vergessen, nachts jedoch in ihren Träumen davon verfolgt worden war. Die Kinder rannten im Sonnenschein an ihr vorbei und verabschiedeten sich von ihr, doch sie verweilte reglos auf der Stelle.
Brett nur zu sehen brachte eine Flut von Erinnerungen zurück, und sie merkte, daß sie ihnen hilflos ausgeliefert war.
Oh, sie liebte ihn ja so sehr! Sie hatte nie aufgehört, ihn zu lieben, doch nun, da er hier war, wurde diese Liebe zu einem brennenden Sehnen, das alles zu verdrängen drohte bis auf die Tatsache, daß er hier war, Wirklichkeit war, und vielleicht, wirklich nur vielleicht ...
Auch er war nicht fähig, sich zu regen, da sich ihm der Kopf von dem Anblick drehte, der sich ihm bot. Ashleigh erwartete ein Kind! Und so, wie es aussah, war ihre Zeit bald gekommen. Verblüfft vernahm er Marias Stimme, die wie aus weiter Ferne zu kommen schien.
„Das Kind wird im Frühling zur Welt kommen, Brett, obwohl Ashleigh so aussieht, als würde sie früher niederkommen. Nun, ich lasse Sie jetzt mit ihr allein. Alles Gute!"
Brett nickte, als er merkte, daß die Contessa die Hand von seinem Arm nahm, denn er war nicht imstande, etwas zu äußern und konnte nur die Gattin anstarren. Ein Kind! Sie trug ein Kind unter dem Herzen! Sein Kind! Nein, ihrer beider Kind! Sein Blick schweifte über ihre zierliche Gestalt, die ungeachtet der Last, die sie trug, immer noch sehr zerbrechlich wirkte. Er wurde sich bewußt, wie atemberaubend, überwältigend hübsch sie war. Wie eine Madonna! Er verschlang ihr Gesicht mit Blicken. Wie eine zierliche, zerbrechliche Madonna! Das Echo der verschwindenden Kinderschritte verklang, und danach war er mit ihr allein.
Eine Möwe kreischte hoch oben in der Luft, und aus der Ferne konnte Ashleigh das leise Rauschen der Brandung an der Felsküste von Livorno hören.
„Hallo,
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