005 - Gekauftes Glück
soeben sagte. Heute abend sind hier Leute, mit denen zumindest ein Wort zu wechseln die Höflichkeit von mir verlangt. Ranleagh, zum Beispiel, und Lord Castlereagh. Die beiden gehören zu den Leuten, die sich unermüdlich dafür eingesetzt haben, daß Patrick und ich freigelassen wurden. Ich muß mich bei ihnen bedanken."
„Patrick!" rief Ashleigh aus. „Wo ...?"
„Er ist in seine Wohnung gefahren, natürlich erst, nachdem er Megan in der King Street abgeholt hat." Brett grinste. Dann warf er einen schelmischen Blick auf Ashleighs Haar, das von den Umarmungen leicht zerzaust war. „Du siehst hinreißend aus, und wenn du nicht willst, daß ich uns beiden Schande mache, gleich hier bei Almack's, dann eilst du besser in den Damensalon und richtest dir die Frisur, derweilen ich die obligatorische Runde mache."
„Oh!" hauchte Ashleigh und hob die Hand an eine Strähne, die sich aus dem im griechischen Stil hochgetürmten Lockenknoten gelöst hatte. „Oh, ja, natürlich." Die Röte auf ihren Wangen war wieder da.
„Wenn du fertig bist, triff mich in der Garderobe", sagte Brett spröde, während er Ashleigh mit Blicken verzehrte. „Ich werde Mutter sagen, sie solle dich entschuldigen." Er streckte die Hand aus, strich Ashleigh leicht über das Grübchen in ihrer Wange und schlenderte dann zum Ballsaal zurück.
Ashleigh suchte den Damensalon auf und war im Begriff, die lose Strähne wieder zu befestigen, als sie die Tür aufgehen hörte. Sie blickte im Spiegel zur Tür und sah Lady Elizabeth Hastings' höhnisch grinsendes Gesicht.
„Sieh an, sieh an, sieh an!" sagte Elizabeth hämisch. „Wenn das nicht Ihre Gnaden ist, die sich hier versteckt, nachdem sie sich restlos zur Närrin gemacht hat!"
Ashleigh wirbelte herum und schaute ihre alte Peinigerin an. „Lady Elizabeth, ich denke nicht ..."
„Sie sollten sich nicht so gehenlassen und derart eindeutig ihre Gefühle für Ihren Mann zeigen, meine Liebe", fuhr Elizabeth fort. „Wissen Sie, das macht ihn, was Sie betrifft, nur noch selbstsicherer."
„Was ... was meinen Sie damit?" fragte Ashleigh langsam.
„Nun, kleine Ashleigh, ich bezog mich nur auf das, was ich Ihnen schon früher als Warnung mitgegeben habe. Eine Frau, die Bretts wegen so den Verstand verliert, wie Sie das offensichtlich soeben getan haben, kann nur erwarten, daß sie ihn bald langweilt und ihn in ... äh ... andere wartend ausgestreckte Arme treibt."
Unwirsch zog Ashleigh die schöngeschwungenen Brauen zusammen. „Ich habe nicht die Absicht, mir noch weitere Ihrer niederträchtigen Lügen anzuhören, Elizabeth!
Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden ..." Sie wandte sich zum Gehen.
„Ach, Lügen?" giftete Elizabeth ihr nach. „Nun, meine edle Duchess, dann fordere ich Sie auf, hinauszugehen und sich mit eigenen Augen zu überzeugen. Na los, werfen Sie einen Blick auf Ihren lüsternen Gatten! Genau in diesem Moment steht er in einem Winkel und verabredet sich mit seiner früheren Mätresse. Und Pamela!
Wirklich, sie war außer sich vor Begeisterung, als sie ihn auf sich zukommen sah!"
Ashleigh zögerte. Alte Befürchtungen drangen wieder in ihr Bewußtsein, während sie über Elizabeths Worte nachdachte. Dann holte sie tief Luft und ging entschlossen zur Tür. Sie.würde diesen Lügen keinen Glauben schenken, nein, das würde sie nicht! Doch als sie den Raum verließ, hörte sie Elizabeth häßlich lachen und sagen:
„Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Brett nicht treu sein kann! Männer wie er können nie treu sein!"
Mit bedächtigem Schritt näherte Ashleigh sich der Tür des Ballsaales. Auf der Schwelle blieb sie stehen. Ein Walzer wurde getanzt, aber ein Blick genügte ihr, um festzustellen, daß Brett sich nicht auf dem Parkett befand. Doch plötzlich sah sie ihn, denn durch seine Körpergröße ragte er aus der Menschenmenge heraus. Und er war bei Lady Pamela! In vertraulicher Haltung hatte er den Kopf zu ihr geneigt, und Ashleigh sah ihn über etwas lachen, das die Frau mit den honigfarbenen Haaren ihm hinter ihrem Fächer zugeraunt hatte. Im Nu hatte sie das Gefühl, der Magen krampfe sich ihr zusammen, und sie mußte sich auf die Unterlippe beißen, um bei dem Schmerz nicht laut aufzuschreien. Blindlings, da Tränen ihr die Sicht raubten, griff sie nach dem Türrahmen, um Halt zu finden. Dann drehte sie sich um und hastete zur Garderobe.
27. KAPITEL
Es dauerte einige Minuten, bis Ashleigh die Garderobe gefunden hatte. Ein Lakai reichte ihr ihren Mantel,
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