005 - Gekauftes Glück
Schwein, während sie, sehr entgeistert aussehend, in der Kutsche davonrollte.
„Ihre Gnaden, die Duchess of Ravensford, und die Countess di Montefiori."
Viele Köpfe drehten sich zu den beiden Damen um, als die Herzogin und die Gräfin Almack's Ballsaal betraten, doch Ashleigh bemerkte das kaum, während sie, das Haupt königlich hochreckend und den Blick auf einen der vielen, im Licht zahlloser Kerzen erstrahlenden Leuchter gerichtet, mit der Schwiegermutter die wenigen, in den Raum führenden Stufen hinunterging. Aus dem Augenwinkel nahm sie das kleine Orchester wahr, das auf der Empore spielte. Die Musik war beschwingt, und Ashleigh wurde an den aus Frankreich stammenden Contredanse erinnert, dessen Schritte sie als Kind gelernt hatte.
„Das ist eine Quadrille, die man da tanzt", flüsterte Mary hinter ihrem exquisiten vergoldeten Fächer aus Elfenbein. „Wie ich gehört habe, hat Lady Jersey diesen Tanz von einer Reise nach Paris mitgebracht."
Ashleigh lächelte und hob ihren Fächer hoch, ein schönes Stück aus Gagat und Silber. „Lady Jersey kann von Glück reden, daß sie vor dem zwanzigsten März zurückgekommen ist."
Die beiden Frauen lächelten grimmig nach diesem Hinweis auf das Datum, an dem Bonaparte wieder Einzug in Paris gehalten hatte. Rasch wurden sie von einer großen Zahl lächelnder Ballbesucher umringt, und nachdem mehrere Leute die Countess di Montefiori begrüßt hatten, stellte sie Ashleigh den Gästen vor, mit denen sie bekannt war. Das waren Lady Susan Ryder, Lady Harriet Butler, Mr. Montgomery und Mr. Standish. Doch dann traf Mrs. Drummond Burreil, die Patronesse des Abends ein, und mit ihr erschien jemand, den Ashleigh nur zu gut kannte.
„Ah, die kleine Duchess ist zurück!" sagte Elizabeth Hastings, während sie die Gestalt der Duchess of Ravensford mit kaltem Blick musterte. „Sagen Sie mir, Euer Gnaden, finden Sie es nicht ... äh ... ziemlich peinlich, ohne die Begleitung Ihres Gatten hierzusein?"
Innerlich kochte Ashleigh, doch für Elizabeth und all die anderen Leute, deren Unterhaltungen plötzlich verstummt waren, bot sie das Bild kühler Gelassenheit.
„Aber, Lady Elizabeth!" erwiderte sie. „Ich würde das, was ich fühle, niemals peinlich nennen. Ich fühle Bedauern und natürlich Bekümmerung, daß mein Gemahl sich mir nicht anschließen konnte, aber ich empfinde auch Hoffnung."
„Hoffnung?" wunderte sich Elizabeth und war sichtlich verblüfft, daß der Giftpfeil, den sie abgeschossen hatte, das Ziel verfehlt hatte.
„Ja, Hoffnung", sagte Ashleigh und lächelte kühl. „Denn Tag für Tag steigt meine Hoffnung, daß mein Gemahl bald frei und bei uns sein wird."
„Gut gesagt!" meinte Charles Standish, der - wie ganz klar war - rasch zu einem glühenden Verehrer der schönen Duchess of Ravensford geworden war.
Das Orchester, das eine Pause gemacht hatte, fing wieder zu spielen an, und der Count St. Aldegonde erbat von Ihrer Gnaden das Vergnügen, mit ihr tanzen zu dürfen.
Bisher hatte sie überhaupt keinen Gedanken daran verschwendet, ob sie tanzen solle, doch nun fragte sie sich, ob es schicklich sei zu tanzen, solange die Dinge noch so waren, wie sie um Brett und Patrick standen. Mit raschem Blick auf Mary sah sie jedoch, daß die Schwiegermutter zustimmend nickte, und gewährte daraufhin dem Count die Gunst.
Während sie mit ihm Quadrille tanzte, erkannte sie verschiedene Leute, die sich auf dem Parkett befanden, darunter Lord und Lady Holland, die für ihre Gastfreundschaft in Holland House, ihrer Stadtresidenz, berühmt waren, und auch den Duke of Devonshire, der über einen Meter achtzig groß und, wie ihr Aldegonde zuraunte, als begehrenswerteste Partie ganz Englands galt, da er noch unverheiratet, während der Duke of Westmont inzwischen ja vermählt war. Und dann waren da noch Christopher Edwards, der Earl of Ranleagh, der Ashleigh beim Vorübertanzen zuzwinkerte, und Lady Pamela Marlowe. Ashleigh erwartete nicht, daß Bretts frühere Mätresse freundlich zu ihr sein würde, und war daher höchst erstaunt, als Lady Pamela das Gespräch mit Christopher, der mit ihr tanzte, unterbrach und ihr ein strahlendes Lächeln schenkte.
Plötzlich hörte die Musik auf. Gleichzeitig verstummten die Gespräche. Ashleigh sah, daß jeder den Kopf zur Treppe drehte. Sie wandte sich um. Und dann schnappte sie nach Luft. Denn da stand, stolz aufgerichtet, in eleganter Abendgarderobe und einen herzbewegend attraktiven Anblick bietend, Brett!
Sein Blick
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