005 - Gekauftes Glück
Frische und Jugend, verbunden mit einem Ausdruck in ihren Augen, der zu bitten schien: „Sei sanft zu mir. Behandele mich mit zärtlicher Fürsorge."
In Anbetracht der feucht schimmernden großen, hübschen Augen räusperte Adams sich rasch und sagte hastig: „Ihre Arbeitgeberin hat uns versichert, daß Sie über alle notwendigen ... äh ... Fähigkeiten und Voraussetzungen für Ihre zukünftige Stellung verfügen, Miss St. Clair. Meinen Sie, daß sie mit dieser Beurteilung recht hatte?"
Ashleighs Gesicht erhellte sich. Madame war in der Tat sehr großzügig gewesen, als sie diese Meinung geäußert hatte. „Oh, ja, Sir! Sie müssen wissen, daß ich so glücklich war, den fähigsten Lehrmeister zu haben, um mich vorbereiten zu können ..."
„Einen Lehrmeister!" rief Adams aus. Das Mädchen hatte Unterricht genommen!
„Oh, ja!" bestätigte sie. „Ich bin zwölf Jahre lang ausgebildet worden."
„Zwölf Jahre!" Sekundenlang verschlug es Adams die Sprache.
„Ja", antwortete Ashleigh, ein wenig verwirrt durch Mr. Adams Erstaunen. „Wissen Sie, er war Franzose."
„Ah, ein Franzose!" rief Adams aus und nickte verständnisvoll.
„Ja", bekannte sie lächelnd. „Der arme Mann war vom Hofe König Louis' geflohen."
Bei der Erinnerung an das, was sie von ihm über das Schreckensregime gehört hatte, wurde sie von Mitgefühl überkommen und schüttelte traurig den Kopf.
Adams nickte, lächelte schwach und fühlte sich erneut unbehaglich. Er durfte nie vergessen, daß Miss St. Clair nur eine Hure war, nicht mehr, selbst wenn sie sich den Anschein naiver Unschuld und feinfühliger Empfindsamkeit gab. Er atmete wieder tief durch und richtete ein weiteres Mal das Wort an sie. „Also gut, Miss St. Clair, jetzt können Sie mir Fragen stellen. Gibt es etwas, das Sie gern über die ... äh ... Arrangements wissen möchten, die Sie erwarten?"
Sie dachte einen Augenblick lang nach. Fragen! Dutzende lagen ihr auf der Zunge!
Zum Beispiel, wie alt der Enkel des Herzogs war. Sie hoffte, er möge ungefähr sechs oder sieben Jahre sein und somit in einem Alter, in dem sie ihn ohne große Mühe unterrichten könne. Es interessierte sie zu hören, ob sie viel mit ihm Zusammensein würde. Und auch über seine Eltern und den übrigen Haushalt hätte sie gern etwas in Erfahrung gebracht. Ja, sie hatte entschieden zu viele Fragen, gewann jedoch das Gefühl, sie könne unhöflich oder zu aufdringlich erscheinen, wenn sie den armen Mr. Adams mit all dem überhäufte, was ihr durch den Sinn ging. Es wäre unpassend gewesen, sich in ein schiefes Licht zu setzen, ehe sie überhaupt den Aufenthalt im Hause des Herzogs begonnen oder die Anstellung als Gouvernante angetreten hatte. Daher beschied sie sich schließlich mit einer Frage, noch dazu mit einer ziemlich unverfänglichen. „Wie heißt der Enkel Seiner Gnaden, Sir? Das würde ich gern wissen."
Ob dieser Frage hob Adams leicht die Augenbrauen. Er hatte nicht angenommen, eine Frau wie Miss St. Clair könne sich für die Identität ihrer Kunden interessieren, schon gar nicht in dem Maße, daß sie sich im Hinblick auf die von ihr zu erfüllende Aufgabe als erstes nach dem Namen des Mannes erkundigen würde. Robert hatte eher mit anderen Fragen gerechnet, beispielsweise nach der Bezahlung und den Annehmlichkeiten, die Miss St. Clair genießen würde, solange sie in Ravensford Hall weilte, oder der Größe ihres Zimmers und der Zahl der ihr zur Verfügimg stehenden Dienstboten. Nun, sie hatte ihn erneut überrascht, und um den Bann zu zerstören, in dem er sich langsam gefangen sah, zuckte er mit den Schultern und sagte: „Der Name Seiner Lordschaft lautet Brett Westmont. Für Sie Lord Westmont, Miss St. Clair. Zur Zeit trägt er einen der weniger bedeutsamen Titel Seiner Gnaden und ist offiziell als Viscount Westmont bekannt. Natürlich wird er nach dem Ableben seines Großvaters der Duke of Ravensford sein, da er der Erbe Seiner Gnaden ist."
„Ich verstehe", erwiderte Ashleigh und nickte ernst. Sie entsann sich der mittlerweile in weiter Ferne liegenden Umgebung, in der sie aufgewachsen war, wo der Umgang mit Titeln alltäglich gewesen und als selbstverständlich betrachtet worden war. Ihr Vater hatte den unbedeutenden erblichen Titel eines Baronet getragen. Er entstammte indes einer alten Familie und konnte seine Herkunft auf William den Eroberer zurückführen. Seine Familie hatte viele der Privilegien genossen, von denen Ashleigh überzeugt war, sie auch unter dem Dach
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