005 - Gekauftes Glück
Frau gehabt hast. Das kann nur bedeuten, daß du noch unerfahren bist. Adams hat einen bemerkenswerten Hang zur Gründlichkeit, wie du sehr wohl weißt, und ..." Ein neuer Hustenanfall erschütterte den alten Mann, und diesmal war die Attacke so heftig, daß der hinfällige Leib darunter zu zerbrechen schien.
Nach den soeben vernommenen Worten hatte die Miene des Enkels fassungslose Ungläubigkeit ausgedrückt. Nun jedoch, angesichts des starken Hustenanfalls, spiegelte sie ernste Besorgnis wider. Voll Mitgefühl griff Brett nach dem Wasserglas, und diesmal akzeptierte der Großvater es dankbar. Nachdem der Hustenanfall schließlich abgeklungen war, sah Brett nur noch einen Schatten des Menschen vor sich, den er einst gekannt hatte. Die jähe Erkenntnis veranlaßte ihn, den heftigen Widerspruch, der ihm auf der Zunge gelegen hatte, nicht auszusprechen. „Bist du zu schwach, um weiterzureden, Großvater?" erkundigte er sich leise. „Soll ich dich allein lassen, bis ..."
„Nein, nein", war die geflüsterte Antwort. „Ich ... habe ... keine Zeit. Laß ... mich ...
die Sache ... zu Ende bringen." Eine lange Pause trat ein, in der der Herzog die ihm verbliebene Energie zusammenzuraffen schien. Dann sprach er wieder, doch Brett mußte sich vorbeugen, um ihn zu verstehen.
„Du mußt lernen, wie man mit einem Weib ins Bett geht. Durch Adams habe ich dafür gesorgt, daß in dieser Hinsicht für dich alles arrangiert wird." Der Herzog lächelte matt. „Schließlich ist deine Unerfahrenheit auf meine Veranlassung zurückzuführen. Sie ist meine Schuld. Daher ist es nur recht und billig, daß ich mich darum kümmere, ihr ein Ende zu machen. Hör mir gut zu. Genau in diesem Moment befindet sich in deinem Zimmer ein hübsches kleines Ding, ein Freudenmädchen, in meinem Auftrag von Adams persönlich ausgewählt, das einzig und allein die Aufgabe hat, dich in den Dingen zu unterweisen, die ich mit dir diskutiert habe."
Plötzlich unternahm der Herzog einen mühsamen Versuch, sich aufzurichten.
Zitternd stützte er sich auf die Ellbogen, und seine Miene drückte Besorgnis aus.
„Versprich mir, mein Junge, daß du zu dieser Frau gehst, jetzt, sofort! Es ist das letzte, um das ich dich vielleicht noch bitten kann. Verbringe so viel Zeit mit ihr, wie du meinst, nötig zu haben, um dich mit einem Weib im Bett wohl zu fühlen, und dann mach unverzüglich Pläne, dich zu verheiraten. Versprich es mir!" Die letzten Worte waren nur noch ein Wispern gewesen, und kaum hatte der alte Mann sie geäußert, war er schweigend und erschöpft auf das Bett zurückgefallen.
Brett war aufgestanden und schaute die reglose Gestalt an, nicht wissend, ob er lachen oder weinen solle. Fast hätte er dem Großvater seine Meinung gesagt, doch die fahle Blässe des Herzogs hielt ihn davon ab. Traurig entschloß er sich zu einer, wie er hoffte, klügeren Entscheidung. Es konnte kein Schade sein, die Illusionen eines sterbenden alten Mannes zu befriedigen. Und daher nahm er die Hand des Duke und antwortete mit ergebenem Seufzer: „Also gut, Großvater, ich verspreche es dir."
Ashleigh schaute sich in dem geräumigen, kostbar eingerichteten Schlafgemach um und betrachtete staunend die Vielfalt der Symbole guten Geschmacks und offenkundigen Reichtums. Links von ihr stand der Blickfang des Raumes, ein Himmelbett, dessen dunkelblaue Samtdraperien den schweren Chippendalestil nicht beeinträchtigten. Das kunstvoll verschlungene Muster des den Boden bedeckenden Teppichs zog den Blick auf ein Gewirr von wundervollen weinroten, saphirblauen und zart elfenbeinernen Farbtönen. Ashleigh widerstand dem Wunsch, die Schuhe abzustreifen und die Zehen in den seidenweichen Teppich zu krümmen. Ihr Blick schweifte weiter zu den beiden Doppelfenstern. Die blauen Samtvorhänge paßten im Ton genau zu den Draperien des Bettes.
Rasch ging sie zu einem Fenster, zog die Vorhänge beiseite und schaute ins Freie.
Inzwischen war es dunkel geworden, doch der fast volle Mond war schon auf der Fahrt zu diesem Haus aufgegangen. Ashleigh betrachtete die Landschaft und empfand erneut das Gefühl der Vertrautheit, das sie bereits auf der Reise hierher überkommen hatte. Ja, sie war ganz sicher, daß sie sich in der Gegend ihrer Kindheit befand, so unglaublich es sein mochte. Wiewohl sie noch nicht ganz sieben Jahre alt gewesen war, als sie sich zum letzten Male in Kent aufgehalten hatte, bestanden doch Erinnerungen, die sie nie verlassen würden, an die in dieser Landschaft
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