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005 - Gekauftes Glück

Titel: 005 - Gekauftes Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihres neuen Arbeitgebers miterleben zu können.
    Plötzlich spürte sie, daß ihr die Augen feucht wurden, denn zum ersten Male seit Jahren gestattete sie sich, Sehnsucht nach dem Dasein zu empfinden, das sie und ihre Angehörigen einst geführt hatten. Doch ihre Sehnsucht schwand, je weiter das trabende Gespann und die rollende Kutsche sie brachten, und sie sagte sich, daß sie der Zukunft allein ins Auge sehen mußte. Sie schloß die Lider und zwang sich, ihre Lage ruhig hinzunehmen. Im stillen flehte sie indes darum, die Leute in Ravensford Hall würden nett zu ihr sein. Denn wenn sie freundlich und anständig zu ihr waren, würde es ihr bestimmt gelingen, die ihr zugedachte Aufgabe zu erfüllen.

4. KAPITEL
    Robert Adams schaute auf das eingefallene, blasse Gesicht des auf dem Sterbebett liegenden Duke of Ravensford und empfand überwältigendes Mitleid. Aus Sorge, die Tränen könnten ihm aus den Augen rinnen, schloß er die Lider. Um keinen Preis der Welt wollte er durch sein Schluchzen den Kranken aufwecken und ihn sehen lassen, daß er weinte.
    „Robert!" krächzte die dünne Stimme des im Bett Ruhenden. „Sie können aufhören, mich so anzusehen! Noch bin ich nicht tot, auch wenn es nicht mehr lange dauern wird, bis ich sterbe." Der Herzog hielt einen Moment inne und rang nach Atem, wandte die Augen jedoch nicht von Adams ab und forderte ihn durch seinen eindringlichen Blick dazu heraus, sich zu seinem geschwächten Zustand zu äußern.
    Schließlich hatte er das Gefühl, wieder bei Kräften zu sein, und fuhr fort: „Über meine Zukunft mache ich mir keine Illusionen, alter Freund. Sie können mir daher Ihr Mitleid ersparen. Aber über Bretts Zukunft mache ich mir Sorgen! Sagen Sie, haben Sie die Frau mitgebracht? Ist sie hier?"
    Adams nickte. „Lady Margaret hat dafür gesorgt, daß Miss St. Clair in dem für sie vorgesehenen Zimmer untergebracht wurde, Euer Gnaden."
    Der Duke nickte schwach, denn selbst diese kleine Anstrengung kostete ihn Kraft.
    „Gut, gut", krächzte er und winkte dann mit gekrümmtem Zeigefinger den Anwalt näher heran. „Ich hoffe", fuhr er mit belustigtem Lächeln fort, „daß der vernichtende Blick meiner Schwester Sie nicht durchbohrt hat, Robert, als Sie ihr die Frau vorstellten! Aufgrund meiner angegriffenen Gesundheit bin ich gezwungen gewesen, Margaret in meinen Plan einzubeziehen, und sie hat zugestimmt, sich daran zu beteiligen, weil sie so großen Wert darauf legt, wieder eine Verbindung zu ihren geliebten Hastings zu schaffen. Aber Sie hätten ihr Gesicht sehen sollen, als ich ihr meine Absichten unterbreitete! Ah, Robert, ich werde den Anblick nie vergessen und ihn mit ins Grab nehmen." Der Herzog gluckste vor Vergnügen. „Ihre hochmütige Visage verzog sich vor Abscheu über meinen ..." In diesem Moment vertrieb ein Hustenanfall Seiner Gnaden das Kichern.
    Besorgt beugte Adams sich über ihn, drehte sich dann um und griff nach dem auf dem Nachttisch stehenden geschliffenen Wasserglas. Mit einer Hand hob er rasch den Kopf des alten Mannes an, während er ihm mit der anderen das Glas an den Mund hielt.
    Endlich ließ der Hustenanfall nach, und der Duke sank matt auf das Bett zurück. „Ah, ja, ich nehme an, es ist das beste, mir die Kraft zu bewahren." John Westmonts Stimme war nur noch ein Wispern. „Besonders, da ich meine Energie noch im Umgang mit meinem Enkel brauchen werde. Also, Robert, werden Sie mir einen Gefallen tun?"
    „Jeden, Euer Gnaden", antwortete Adams schnell.
    „Lassen Sie mir noch einige Minuten Ruhe, und schicken Sie dann Brett zu mir", erwiderte der Herzog. „Es wird Zeit, daß ich, was Frauen betrifft, in seiner Erziehung die letzte Lücke schließe."

    Der Duke schlief, als Brett das Gemach betrat, wachte jedoch sofort auf, nachdem sein Enkel die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Ah, Brett, mein Junge, du bist hier!" Er wies auf den neben dem Bett stehenden Sessel, in dem zuvor Robert Adams gesessen hatte. „Komm, nimm an meiner Seite Platz. Dann mußt du dich nicht anstrengen, mich zu hören." Er lachte zittrig. „Ah, diese verdammte körperliche Schwäche! Ich sage dir, Brett, ich hätte längst ein Ende gemacht, wäre mir klargewesen, was einmal aus mir wird."
    Brett warf dem alten Mann einen besorgten Blick zu und ließ sich im Sessel nieder.
    „Das hast du nicht ernst gemeint, Großvater. Es sieht dir nicht ähnlich, so zu reden."
    „Du meinst, ich bin nicht mehr derjenige, der ich früher war", entgegnete der Herzog.

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