005 - Gekauftes Glück
„Ich versichere dir, der Mann, den du vor dir siehst, ist ein anderer. Aber ich habe dich nicht zu mir gebeten, um mit dir über mich und meine Gebrechlichkeit zu sprechen. Ich habe dich aufgefordert, zu mir zu kommen, weil ich mit dir über dich reden will."
„Über mich?" fragte Brett, und seine blaugrünen Augen drückten Interesse aus. „In welcher Hinsicht?"
Der Herzog schwieg und ließ die Frage einen Moment lang in der Luft hängen. Er war sich nicht sicher, wie er auf geeignete Weise das heikle Thema anschneiden solle. Da er sich jedoch voll und ganz bewußt war, daß seine Zeit ablief, entschloß er sich schließlich, es unumwunden zur Sprache zu bringen. „Es geht um deine Einstellung zu Frauen und zur Ehe, Brett. Sie macht mir Sorgen."
Die Miene des Enkels hätte nicht verblüffter sein können. Brett schnaubte mit offenkundiger Verachtung. „Sorgen! Ich begreife nicht, warum. Immerhin hast du mir diese Einstellung anerzogen! Frauen seien Krebsgeschwüre, hast du mir erklärt, und eine Gefahr für jeden Mann."
„Ja, ja", krächzte der Herzog ungeduldig. „Ich weiß, daß ich das geäußert habe, und muß nicht von dir daran erinnert werden. Die Tatsache bleibt bestehen, mein lieber Brett, daß alles, wovor ich dich in bezug auf das sogenannte schöne Geschlecht gewarnt habe, bedauerlicherweise der Wahrheit entspricht. Glaub mir!"
„Also?" fragte Brett. „Welches ist das Problem?"
„Du scheinst vergessen zu haben, daß ich dich ebenfalls gelehrt habe, wie unverzichtbar Frauen in einem ganz bestimmten Punkt sind", antwortete der Duke ihit überraschender Heftigkeit, die Brett an das Temperament des Großvaters zur Zeit seiner eigenen Jugend erinnerte. „Das ist das Problem! Weiber sind notwendig, um Kinder zu zeugen und Erben in die Welt zu setzen." Der Herzog hatte sich halb vom Kissen erhoben und sank nun, erneut schwach und müde aussehend, auf das Lager zurück.
Brett betrachtete das Gesicht des Alten und empfand flüchtig Mitleid. In Anbetracht der Wende, welche die Unterhaltung genommen hatte, war er jedoch auch verstimmt, und sagte irritiert: „Du willst also, daß ich heirate, und zwar diese Hastingskuh, und dafür sorge, daß sie schnellstens trächtig wird!"
Der Duke zog die Brauen auf eine finstere Weise zusammen, die Brett erneut an vergangene Zeiten erinnerte. „Du kannst dir die derben Bemerkungen für deine Freunde aufheben, mein Junge! So etwas will ich nicht hören!" Ein jäher Hustenanfall erschütterte die ausgemergelte Gestalt des Herzogs, doch als Brett nach dem auf dem Nachttisch stehenden Wasserglas griff, winkte der Großvater ab, und bald ließ der Husten nach. „Kuh! Wirklich!" schnaubte der Duke. „Himmel, Mann, sie ist eine der meistumworbenen Partien der Saison, wie man mir erzählt hat!"
Brett lächelte erst verächtlich, ehe er voller Abscheu sagte: „Es hat den Anschein, daß du Tante Margaret gestattet hast, dir in den Ohren zu liegen! Kann es sein, daß du ihre Gesellschaft nicht mehr langweilig und abstoßend findest?"
Nach dieser Äußerung schüttelte der Herzog voll trauriger Enttäuschung den Kopf.
„Verdammt, Junge, ich hatte gehofft, dieses Gespräch mit einem Minimum an Intelligenz und Höflichkeit hinter mich zu bringen, ganz zu schweigen von Feingefühl. Nun stelle ich jedoch fest, daß ich den Stier bei den Hörnern nehmen und auf jedes Feingefühl verzichten muß!"
Brett sah in den blauen Augen des Großvaters entschlossene Willenskraft und wartete, da er ahnte, daß etwas Wichtiges auf ihn zukommen würde.
„Mir ist der Gedanke gekommen", fuhr der Duke fort, „daß es für deinen unvernünftigen Widerstand, dir eine Gattin zu nehmen, einen bedeutsamen unterschwelligen Grund geben könne, den aus dem Weg zu räumen, ich unverzüglich Schritte unternommen habe." Der Herzog blickte in die blaugrünen, auf ihn gerichteten Augen des Enkels und wußte, daß er jetzt Bretts vollständiger Aufmerksamkeit sicher sein konnte. Daher sprach er rücksichtslos weiter: „Ich nehme Bezug auf den einzigen Punkt, den du in deiner umfassenden Bildung bisher zu praktizieren unterlassen hast, und zwar deine Erfahrungen mit Frauen. Nein, es hat keinen Sinn, es zu leugnen. Mach dir also nicht die Mühe. Sosehr es mir widerstrebt, es dir einzugestehen, muß ich dir jedoch sagen, daß ich mich in den vergangenen Jahren über dich genauestens auf dem laufenden gehalten habe. Kein einziges Mal ist mir zu Ohren gekommen, daß du ein Verhältnis mit einer
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