0050 - Der Einsame der Zeit
noch auf den Augenblick, den auszunutzen mir die Logik befahl. Man mußte deutlich sehen können, daß ich in dieser Maschine saß. Ich war ruhig und ausgeglichen, als ich mich aus der geöffneten Seitentür beugte und aus 20 Meter Höhe das Feuer auf zwei Roboter eröffnete, die im Eiltempo aus dem Eingang gerannt kamen.
Im Prüfstand erstarb das Donnern des Triebwerks. Dafür wurde die eingetretene Stille vom hellen Krachen meiner Waffe zerrissen. Der weißglühende Energiestrahl erfaßte die beiden ungeschützten Kampfmaschinen, die in lautstarken Explosionen vergingen. Mit der linken Hand schaltete ich mein Lichtbrechungsfeld ab. Es geschah, als einige Männer des Suchtrupps ins Freie kamen. Sie erkannten mich sofort, gingen jedoch fluchtartig in Deckung, da ich das Gelände vor dem Bunker unter Feuer nahm und die abgestellten Maschinen in lodernde Fackel verwandelte.
Es genügte, daß sie mich gesehen hatten. Meine Hand hieb den Stufenschalter des Mikroreaktors nieder. Mit einem letzten Blick sah ich, daß ich niemand verletzt hatte. Es war auch nicht meine Absicht gewesen, da ich das Gefühl hatte, daß man mich nicht als Gegner ansah, der unbedingt zu vernichten war. Warum also hätte ich sie töten sollen!
Ich überflog die drei Kilometer durchmessende Sicherheitszone zwischen dem Prüfstandbunker T-18 und den riesigen, von Menschen wimmelnden Werfthallen, in denen schnelle Raumboote vom Typ Gazelle hergestellt wurden. Ehe man dort erfaßt hatte, was jenseits des Sperrgürtels geschehen war, setzte ich bereits zur Landung an. Mein hellblauer Overall wies mich als Leitenden Ingenieur aus. Ich brachte die Maschine mitten zwischen den Antigravitationshebebühnen der Werft auf den Boden, ließ mich halbwegs ins Freie fallen und brüllte einigen Männern zu: „Lassen Sie alles liegen und sperren Sie das Gelände ab. Ein Attentat in T-18. Wo finde ich Ihren diensthabenden Ingenieur?"
Sie reagierten schnell, diese kraftvollen, hochintelligenten Burschen. Ganz sicher ließen sie sich nur für wenige Augenblicke täuschen, aber die genügten mir vollauf.
„Schaltzentrum, Sir", schrie ein Mann zurück. Er rannte bereits und alarmierte die anderen Leute. Ich winkte kurz mit der Hand, setzte zu einem rasanten Spurt an und verschwand hinter der nächsten Hebebühne, auf der ein mächtiger Katalysereaktor auf den Transport wartete.
Kaum in Sichtdeckung, schaltete ich wieder mein Lichtbrechungsfeld ein, das mich garantiert unsichtbar machte. Von da an lief mein Plan nach der Uhr. Es mußte mir gelingen, den mit dem Schrauber zurückgelegten Weg in maximal 30 Minuten zu überwinden. Rhodans Start war für 13.30 Uhr festgesetzt. Es erschien mir unwahrscheinlich, daß er den Abflug verzögern würde. Wie mir Evelyn mitgeteilt hatte, schien es sich um ein Sonderunternehmen zu handeln.
Nun war es kein sportliches Problem, drei Kilometer in einer halben Stunde zu überwinden. Immerhin hatte ich aber mit Schwierigkeiten und Umwegen zu rechnen.
Ich begann einen federnden Dauerlauf, übersprang die letzten Hindernisse und rannte mitten zwischen den erregten Leuten durch, die soeben von einem schweißüberströmten Sicherheitsoffizier erfahren hatten, daß der Gesuchte sie hinters Licht geführt hatte. Der Offizier war Tombe Gmuna. Ich kam so dicht an ihm vorbei, daß ich ihn beinahe berührt hätte. Er bemerkte mich nicht. Wahrscheinlich würde auch kein Mensch damit rechnen, daß ich nun zu Fuß dorthin zurückkehren würde, woher ich gerade in wilder Flucht gekommen war.
Das war meine Chance. Ich mußte sie nutzen, solange sie sich noch bot. Wesen von meiner Art zögern nicht lange. Vor dem niederen Zaun des Sperrstreifens blieb ich einen Moment zögernd stehen. Hinter mir entfaltete sich eine Suchaktion von beängstigender Aktivität. Vor mir lag das baum- und strauchlose Betongelände. In ihm stand, kaum erkennbar, die Buckelwölbung des unterirdischen Prüfstandes. Mehr und mehr Maschinen landeten dort. Roboterkommandos wurden als schwarze Pünktchen erkennbar. Ich wußte, daß ich meine kostbare Waffe nicht länger am Körper tragen durfte. Eine Energieortung wäre sicher gewesen.
Von Sorgen erfüllt, legte ich sie dicht am Zaun nieder, übersprang ihn und setzte meinen Lauf fort. Ich hatte keine Zeit mehr, meine so sorgsam angelegten Verstecke aufzusuchen, in denen ich einen Teil meiner Spezialausrüstung untergebracht hatte. Ich besaß nur noch meinen Lichtbrechungsgenerator und die relativ harmlose Psychowaffe,
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