0050 - Der Einsame der Zeit
herbei. Dann mußte es doch kühler werden.
Schließlich rückte ich etwas von den glühheißen Steinen ab und schaltete mein Energiefeld aus, um Strom zu sparen. Der kleine Thermalumformer war ohnehin überlastet, und der Abwehrschirm nützte nichts gegen die kurzwellige Sonnenstrahlung.
Drüben rührte sich nichts. Rhodan wagte sich nicht aus seiner Deckung heraus. Somit begannen wir mit dem gegenseitigen Belauern. Es war der Beginn der Qual.
9.
Die Sinne waren mir so plötzlich geschwunden, als hätte mir jemand ein rasch wirkendes Betäubungsgas in die Lungen gepreßt. Als ich durch die brennenden Schmerzen in meinen Atemwegen wieder erwachte, waren kaum zwei Minuten vergangen. Die Ohnmacht war demnach nur kurz gewesen, aber sie war ein warnendes Zeichen.
Es waren fast genau zwölf Stunden vergangen, seitdem sich Rhodan zum letztenmal gemeldet hatte. Von da an hatte er es nicht mehr riskiert, da er mir natürlich keinen Anhaltspunkt über seinen körperlichen Zustand geben wollte.
Auch ich hatte geschwiegen. Bisher hatte ich einen Liter Wasser verbraucht. Es erforderte eine ungeheure Selbstbeherrschung, das Saugröhrchen wieder fahren zu lassen, sobald der kleine Wasserstandszeiger auf jener Marke angekommen war, die nicht zu überschreiten man sich vorgenommen hatte.
Seit drei Stunden spielte mein Unterbewußtsein meist nur noch mit dem Begriff „Wasser". Mein Vorstellungsvermögen jonglierte mit den flüssigen Zustandsformen aller möglichen Genußmittel, worunter das simple Wasser eine sehr bedeutsame Rolle spielte.
Etwa sechs Stunden lang hatte mein Körper transpiriert. Danach war der Zeitpunkt der beginnenden Austrocknung gekommen. Mir war, als enthielte mein Organismus überhaupt keine Flüssigkeit mehr. Wenn ich einige Schlucke zu mir genommen hatte, war es kaum noch zu einer Transpiration gekommen.
Wenn es mir gelang, mit äußerster Selbstkontrolle den in mir, tobenden Wunsch nach Wasser zu unterbinden, versuchte ich, über die Situation nachzudenken. Ich lag ungeschützt in der grellen Sonne. Die Außentemperatur blieb ziemlich konstant bei etwa 148,5 Grad Celsius. Der Sand der Wüste war jedoch noch heißer.
So hatte ich damit begonnen, in regelmäßigen Abständen von höchstens drei Minuten meinen Körper zu drehen, um die aufgenommene Bodenhitze wieder abstrahlen zu können. Ich lag einmal auf dem Bauch, dann auf der Seite und schließlich auf dem Rücken. Das stete Umherwälzen erforderte Energie. Mit jeder neuen Drehung bemerkte ich, daß meine Widerstandskraft nachließ.
Die zwölf Stunden waren zu einer kleinen Ewigkeit geworden. Nun war ich an dem Punkt angelangt, den zahllose Arkoniden und Menschen vor mir ebenfalls gekannt hatten. Es war jener gewisse Augenblick, der vom aufwallenden Selbsterhaltungstrieb gesteuert und beherrscht wird. Logik und klares Denken fallen aus. Ein Kurzschluß im befehlgebenden Gehirn findet statt. Derartige Sekunden der Panik, des Davonkommenwollens und der hochgepeitschten Reserveenergien des Körpers haben zu allen Zeiten aus braven Bürgern Helden und aus Feiglingen todesmutig stürmende Krieger gemacht.
Ich wußte, daß ich es in dieser Stellung nicht länger aushalten konnte. Meine Klimaanlage, die nicht nur meine eigene Körperfeuchtigkeit zu beseitigen, sondern auch die aufprallende Sonnenstrahlung zu absorbieren hatte, begann hier und da zu stottern. Das Kühlaggregat für die Sauerstoffversorgung und Luftregenerierung kam nicht mehr mit. Die maximale Leistungsgrenze meines Raumanzuges lag nun einmal bei 150 Grad Celsius. Ich gab noch einen geringen Toleranzwert von etwa 5 Grad hinzu, aber damit mußte die Maschinerie wirklich am Ende sein.
Mein Mikroreaktor hatte eine Leistung von 50 Kilowatt. Das war schon sehr reichlich bemessen, da man normalerweise niemals so viel Strom benötigt. Nun aber war auch dieses Gerät längst überlastet. Das Reflexionsfeld der Klimaanlage benötigte allein 45 kW um überhaupt noch funktionieren zu können.
Der Luftregenerator brauchte 2000 Watt, und das Kühlsystem der Klimaanlage fraß stündlich 3000 Watt. Das ergab zusammen einen Stromverbrauch, den besonders die kleine Umformerbank nur kurzfristig decken konnte. An den Energieschirm zur Abwehr materiell stabiler Körper und hochenergetischer, ionisierbarer Strahlschüsse brauchte ich schon gar nicht mehr zu denken. Er benötigte bei mittleren Spannungswerten bereits 50 kW.
Wenn ich einen geeigneten Leiter besessen hätte, wäre ich auf die
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