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0050 - Der Einsame der Zeit

Titel: 0050 - Der Einsame der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schluckt und schlürft sich das. Das Wasser ist kühl, kühl ist das Naß, ich schwimme in einem ganzen Faß, denn heute ist das Wasser naß."
    Es war ein Psychovers; lachhaft und dumm, aber hier wirkte der Reim wie eine explodierende Gefühlsbombe.
    Ich sang weiter, immer wieder. „Das Wasser ist naß, das Wasser ist naß."
    Er hörte zu, ich wußte es. Er würde nicht die Kraft aufbringen, im Banne der entstehenden Wunschträume und Halluzinationen den Empfänger abzuschalten. Ich sang weiter, immer weiter den gleichen Text, bis meine Kehle erneut austrocknete. Ich rechnete schon mit einem Fehlschlagen des Planes, als es plötzlich geschah. Aus meinem Helmlautsprecher drangen fürchterliche Geräusche. Jemand wollte schreien und brüllen, aber die Kehle machte nicht mehr mit.
    Knapp 400 Meter entfernt zuckte es grellweiß auf. Die glutende Strahlbahn des Energieschusses schlug am Rand einer 30 Meter entfernten Anhöhe auf und erzeugte einen blasigen Krater. Es war soweit! Er hatte die Nerven verloren und geschossen.
    Ich hatte den Punkt genau im Visier. Bei seinem zweiten Schuß drückte ich ebenfalls ab. Die Waffe ruckte in meiner Hand, schlug hoch und glitt wieder nach unten. Glühender Atomodem, Produkt eines Miniaturkernfusionsprozesses aus nur wenigen verschmelzungsfreudigen Hochkatalyseatomen, fauchte aus dem einengenden Gleichrichtungsfeldlauf meines Blasters.
    Drüben schlug es mit vernichtender Wucht ein. Rhodans Feuer erlosch schlagartig. Er hatte nur noch zwei Schüsse abgeben können. Ich streute mit zwanzig Feuerorkanen seine Stellung ab und hörte erst auf, als die Warnautomatik gebieterisch nach einer Pause verlangte. Meine Waffe war heißgeschossen.
    Drüben war außer einem kochenden Gesteins - und Sandkrater nichts mehr zu sehen. Rhodan lebte nicht mehr. Stumpf und teilnahmslos sah ich hinüber. Ich wußte, daß ich einen Mann getötet hatte, der mir ein guter Freund hätte sein können.
    Schwerfällig stapfte ich davon. Die Kuppel mit all ihren verlockenden Schätzen war von hier aus nur noch anderthalb Kilometer entfernt. Der Höhenzug, auf dem der Stützpunkt erbaut worden war, mochte einen Kilometer weit weg sein. Ich marschierte durch den glühenden Sand. In mir schien jedes Gefühl abgestorben zu sein. Er hatte mich aus dem brennenden Raumschiff befreit! Wenn er es nicht getan hätte, wäre er überhaupt nicht in Schwierigkeiten gekommen.
    Ich hörte mein dumpfes Stöhnen. Da nahm ich die letzten Schlucke Wasser zu mir. Die geringe Entfernung bis zur Kuppel würde ich auch so noch schaffen. Ich brauchte für die tausend Meter bis zum Rand des knapp fünfzig Meter emporragenden Höhenzuges fast eine Stunde. Als ich endlich im Schatten der aufragenden Felsen ankam, fiel ich haltlos zu Boden.
    Ich mußte mich ausruhen. Flach und hilflos, mit gespreizten Armen und Beinen lag ich da. Meine Waffe hatte ich fallen lassen. Ich brauchte sie nicht mehr. Als ich nach einigen Augenblicken mühevoll den Kopf drehte, sah ich ein Gespenst durch die Wüste wanken. Ich lachte ob dieser Halluzination, bis der „Geist" auf die Knie sank und mit dem Oberkörper zu wanken begann. Ein Arm glitt nach oben, etwas blitzte in der Sonne.
    Während ich noch wie gelähmt auf das Funkeln starrte, brach aus dem Gegenstand flammende Glut hervor. Zehn Meter über mir schlug es ein. Glühende Gesteinsbrocken sausten über mich hinweg. Das Gespenst schoß immer noch. Es kam auf die Beine, wankte unablässig schießend weiter, bis es hinter dem nächsten Felsvorsprung verschwand.
    In mir tobte rasende Wut. Ich Narr! Warum war ich nicht erst zu seiner zerschossenen Deckung gelaufen, um den Rest zu erledigen? Nun ging es von vorne los. Meine „Halluzination" war Rhodan gewesen, der kurz nach meinem Aufbruch ebenfalls losmarschiert war. Sicherlich hatte er mich die ganze Zeit über sehen können, aber er hatte nicht geschossen. Warum nicht? Aus Gutherzigkeit? Etwa deshalb, weil ich ihn mit meinem Psychoschock an den Rand des Abgrundes gebracht hatte?
    Nein, bestimmt nicht deshalb. Er hatte einfach nicht mehr schießen können. Wenn man erschöpft ist, wird ein harmloses Streichholz zum Zentnergewicht. Erst jetzt, nachdem ich ihm das Gesicht zugedreht hatte, hatte er in letzter Verzweiflung zu feuern begonnen. Er hatte noch nicht einmal meine nähere Umgebung getroffen.
    Ich dachte nicht darüber nach, wieso dieser Teufelskerl überhaupt noch leben konnte. Ich bewunderte ihn - ich konnte mir nicht helfen, aber ich bewunderte

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