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0050 - Der Einsame der Zeit

Titel: 0050 - Der Einsame der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ich meine Gedankenabwehr nicht aufgeben, auch wenn es in meiner körperlichen Verfassung immer schwieriger wurde.
    Wenn Rhodan mich anpeilte, hatte er auch meinen Standort. Dann würde ich wahrscheinlich nicht mehr zur Gegenwehr kommen. Ich fluchte krächzend vor mich hin. Da, beim Hören meiner eigenen Stimme kam mir der rettende Gedanke. Ich war plötzlich hellwach, und mein Blick schärfte sich.
    Es war ein Plan; ein Psychoplan, abgestimmt auf das Verlangen der gequälten Kreatur nach Wasser. Das, was ich zu sagen hatte, mußte betont primitiv sein. Nichts durfte erwähnt werden, was den noch wachen Geist Verdacht schöpfen ließ.
    Ich durfte nur an die ohnehin zur Oberfläche drängenden Instinkte appellieren und an sonst nichts. Gefühle und unterbewußte Wünsche lassen sich aber niemals durch klare, logisch fundierte Worte ins Maßlose steigern. Ich durfte nur, und ausschließlich nur Begriffe gebrauchen, die mit der Gier des austrocknenden Körpers zusammenhingen.
    Ich konnte plötzlich in aller Klarheit überlegen. Die Hoffnung riß mich aus meiner Lethargie. Mein Plan nahm Gestalt an; dann war er fertig, Rhodan sollte mir seine Stellung verraten. Wie ich das schaffte, war gleichgültig. Wozu war ich Kosmopsychologe? Ich kannte die Menschen.
    Ganz bedächtig, jede Gier niederkämpfend, saugte ich Wasser an. Ich gurgelte mit jedem Schluck, bis mir die Flüssigkeit noch im Munde vom ausgetrockneten Gewebe abgenommen wurde. Ich wollte nicht trinken, sondern nur meine Stimmbänder wieder geschmeidig machen. Nach jedem Schluck sprach ich laut und deutlich. Es wurde immer besser, je mehr Wasser ich dem Rachenraum zuführte. Ich ging dabei das Risiko ein, mein letztes Wasser nutzlos zu verschwenden. Ich setzte alles auf eine Karte.
    Nachdem ich fast einen halben Liter zu mir genommen hatte, war meine Stimme wieder in Ordnung. Ich begann in mittlerer Lautstärke ein simples Liedchen zu singen, bis ich sicher war, daß ich auch die höheren Töne exakt hervorbrachte. Dann nahm ich noch einen Schluck, den ich diesmal wirklich trank.
    Mittlerweile hatte ich mir den Text zurechtgelegt. Er war närrisch, aber er sollte seinen Zweck erfüllen. Hier ging es um die Begriffe „Wasser" und „trinken". Das war alles. Die beiden Worte mußten so oft wie nur möglich im Text wiederkehren. Ich kontrollierte nochmals meine Stimme. Schließlich schaltete ich den Helmsender ein. Er brauchte nur 5 Watt. Das konnte ich riskieren.
    „He, Barbar, wie geht es denn?" rief ich in aller Frische und völliger Ausgelassenheit ins Mikrophon. Es mußte Rhodan an den Rand des Irrsinns bringen. Sicherlich brachte er keinen Ton hervor, und eine krächzende Antwort würde er nie erteilen! Aber er würde mich hören, und nur darauf kam es an. Ich lachte lauthals, bis sich meine Stimme überschlug.
    „He, Barbar, mir laufen die Tränen der Heiterkeit über die Wangen. Pfui Teufel, ist das naß. Daran bist du schuld. Warum reizt du mich zu einem solchen Gelächter."
    Ich brach ab und lauschte. Erstmalig war das Wörtchen „naß" gefallen. Ich mußte behutsam sein und erst einmal seine Wachheit einschläfern. Wahrscheinlich litt er längst unter Wassernot. Ein Mensch kann nicht so lange auf Flüssigkeit verzichten wie ein Arkonide. Wenn mich meine Berechnungen nicht täuschten, besaß er bei größter Selbstbeherrschung höchstens noch einige Tropfen. Alles auf einmal konnte er nicht geschluckt haben. Das traute ich einem Perry Rhodan nicht zu.
    „He, Barbar, warum antwortest du nicht?" rief ich noch lauter. „Soll ich dir etwas aus meinem Tank abgeben? Ich habe kaum einige Schlucke genommen. He, Rhodan, wie ist das denn? Keine Antwort, eh? Ich habe Terraner verdursten sehen. Wie steht es mit dir? Willst du dich jetzt ergeben? Ich halte mein Versprechen. Ich werde nicht schießen. He, so antworte doch!"
    Ich lachte wieder, da ich genau wußte, daß er nichts entgegnen konnte. Auch wenn er es gewollt hätte, die Stimme hätte ihm bestimmt versagt.
    Dann begann ich mit meinem Hauptplan. Es mußte für ihn fürchterlich sein. Wahrscheinlich dachte er noch über meine „nassen" Tränen nach.
    „Hallo, Barbar, ich singe dir ein schönes Liedchen. Die Melodie kennst du bestimmt. Soll ich, Barbar? Etwas für deine Erholung tun, ja? Paß mal auf, der Text stammt von mir, von deinem guten Freund Atlan, auf den du ja nicht hören willst."
    Ich lauschte eine Sekunde, ehe ich zu singen begann: „Das Wasser ist naß, das Wasser ist naß, wie köstlich

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