0050 - Der Einsame der Zeit
nicht. Wir hörten unsere pfeifenden Atemzüge gegenseitig über die Funkanlagen, und da wußten wir beide, daß jeder versucht hatte, den anderen zu bluffen.
Ich konnte nichts mehr klar erkennen. Einzig und allein die hellrote Tür war es, die meinen Blick noch bannte. Sie strahlte eine magische Anziehungskraft aus. Den Terraner ahnte ich mehr, als, daß ich ihn bewußt erblickte. Nach einer Stunde unsagbarer Qualen kam Rhodan vor dem Schott an. Ich hatte noch 30 Zentimeter zurückzulegen. Ich hatte verloren. Reglos blieb ich liegen, bereit, den Tod zu erleiden. Es war alles umsonst gewesen.
Es dauerte Minuten, bis ich das unartikulierte Gestammel in meinem Lautsprecher verstand. Rhodan lag vor der Tür, aber er hatte nicht mehr die Kraft, den gelb markierten Hebel des Öffnungsschalters nach unten zu drücken. Er rief! Er rief mich, seinen erbitterten Feind. Wenn er nur gewußt hätte, daß ich niemals sein Feind gewesen war. Es hatte sich um blanke Notwehr gehandelt, denn auch ich liebe mein Volk.
Sein Rufen mobilisierte meine letzten Kräfte. Ich brauchte zehn Minuten, um die 30 Zentimeter zu überwinden. Als ich bei ihm war, griff meine Hand mühsam nach oben. Die geringe Schwerkraft des Planeten Hellgate schien sich plötzlich ums Hundertfache gesteigert zu haben. Ich wußte nicht, mit welcher furchtbaren Anstrengung ich meine Hand zu dem Hebel hochgebracht hatte. Sie kam auf Rhodans Finger zu liegen, und dann zogen wir gemeinsam. Die Duellanten hatten sich wieder gefunden. Nun waren sie gemeinsam bestrebt, den rettenden Schalter zu bewegen.
Es gelang uns nach Sekunden, die nicht nur mir wie Ewigkeiten erschienen. Eine Glocke begann zu schrillen. Gleich darauf glitt die Tür zurück. Sie gab die Luftschleuse des Stützpunktes frei.
Wir benötigten nur zehn Minuten, um uns in den schmalen Raum zu schieben. Als es mir zusammen mit Rhodan gelang, den Schließmechanismus zu betätigen, fühlte ich die Ohnmacht nahen. Ich glaubte mich in eine Zentrifuge versetzt. Schreckliche Übelkeit würgte in meiner Kehle, die zu keiner Schluckbewegung mehr fähig war.
Ich hörte nur noch, wie frische, kühle Luft in die Schleuse zischte. Als das Geräusch aufhörte und die zweite Tür automatisch aufglitt, hatte ich gerade noch die Kraft, den auf meiner Brust hängenden Schalter zu berühren. Mein Helm klappte nach hinten. Herrliche, wunderbare Luft von eisiger Kühle streichelte mein verdorrtes Gesicht. Mein erster Atemzug ließ mich das Bewußtsein verlieren. Mir war, als hätte ich Eiszapfen eingesogen.
11.
Ich erwachte völlig übergangslos. Neben mir plätscherte es. Als ich die Augen aufschlug, sah ich die Metallfüße eines Roboters. Mühsam wälzte ich meinen Körper herum. Mein Blick wurde noch klarer, die letzten Schatten verschwanden. Der Robot hielt einen Kübel mit Wasser in den Händen und goß ihn über dem Schädel eines Mannes aus.
Rhodans Gesicht war von Brandwunden verunstaltet - aber er grinste! Niemals zuvor hatte ich einen Mann, ob Arkonide oder Mensch derart breit und erleichtert grinsen sehen. Es war aber unwichtig. Mein ganzes Sinnen und Trachten galt nur dem Wasser, das der Roboter so verschwenderisch über Rhodans Schädel schüttete.
Ich gurgelte etwas, was ich selbst nicht verstehen konnte. Mein Gehör funktionierte wieder, oder ich hätte seine Worte nicht verstehen können.
„Du warst eine harte Nuß, Bruder", sagte Rhodan schwerfällig. „Mach den Mund auf, der Robot gibt dir Wasser. Ich war um zehn Sekunden besser, Arkonide."
Als ich die ersten Tropfen auf meinen Lippen spürte, glaubte ich nicht Wasser, sondern etwas unsagbar Köstliches zu trinken. Rhodan schwieg. Er ließ mich in aller Ruhe meine Lebensgeister aufwecken. Ich schluckte und schluckte. Mein Körper schien wie ein ausgetrockneter Schwamm zu sein.
Ab und zu entzog mir der Robot das Gefäß, damit ich nicht zu rasch das Wasser in mich aufnahm. Ich fühlte trotzdem, daß ich sehr schnell munter wurde. Mein Sprachvermögen kehrte ebenfalls zurück. Rhodan lachte. Es klang etwas abwesend; so, als befände er sich in Gedanken weit weg.
„Nicht zu fassen", sagte er wie im Selbstgespräch vor sich hin. „Da hätte der Kerl beinahe einen Unsterblichen getötet."
Ich spie das herrliche Naß erschreckt aus. Plötzlich wußte ich, weshalb dieser Mann so erstaunlich jung und elastisch war. Unsterblich! Demnach stimmten die Gerüchte über eine rätselhafte Zelldusche, die ihm die Jugend erhalten hatte. Mein Mund
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