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0050 - Der Gelbe Satan

0050 - Der Gelbe Satan

Titel: 0050 - Der Gelbe Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zahlreichen Schlägereien gezeichnet war. Er trug eine dunkle Hose und hatte sich wie ein Bandit aus dem Wilden Westen einen Coltgurt umgebunden. Der Holzknauf eines 45ers schaute aus der Halfter.
    Der zweite Kerl war ein sehniger Chinese mit einem stupiden Ausdruck in den Augen. Sein Kinn war völlig verschwunden. Dort wuchsen nur noch Knorpel.
    Ich hörte Schritte.
    Der Kapitän kam.
    Normalerweise hätte ich über ihn gelacht, aber in meiner Lage hatte ich nichts zu grinsen. Der Kapitän war unnatürlich klein, hatte ein Vollmondgesicht und einen Kugelbauch. Er war ein Europäer, zumindest ein Weißer.
    Als er sich zu mir hinunterbeugte, sah ich den verschlagenen Ausdruck in seinen Augen.
    Von dem Mann hatte ich alles zu erwarten – nur nichts Gutes.
    Das Gesicht des Kapitäns verzog sich zu einem Grinsen. »Beschissene Lage, wie?« Er sprach englisch. Am Dialekt erkannte ich, daß er aus der Waliser Gegend stammen mußte.
    »Habe mich schon schlechter gefühlt, Landsmann«, erwiderte ich.
    Er kicherte. »Hör mir auf mit Landsmann. Das zählt hier nicht. In Hongkong ist sich jeder selbst der nächste.« Er rülpste und verschwand. Ich roch noch seinen nach billigem Fusel riechenden Atem.
    Zuletzt wurden die beiden Träger an Bord gehievt. Sie bauten sich sofort neben mir auf, während die anderen Personen mich überhaupt nicht beachteten.
    Der Kapitän stand mittschiffs, hatte beide Hände in die Hüften gestützt und schaute den vier Vampiren zu, die sich wie auf ein geheimes Kommando hin verwandelten. Sie wurden zu riesigen Fledermäusen.
    Die Arme verwandelten sich in Schwingen, der Körper bildete die Form eines Dreiecks, und der Mund wurde zu einer spitzen Schnauze mit ungeheuer starken Zähnen.
    Dann erhoben sie sich in die Luft. Es rauschte, als sie die Schwingen ausbreiteten. Dicht über mir segelten sie hinweg, und der Luftzug streifte mein Gesicht.
    Dann waren sie verschwunden.
    Um mich aber kümmerte sich die Besatzung. Der Chinese säbelte die Stricke durch, die mich am Pfahl festhielten. Beine und Arme blieben nach wie vor gebunden.
    Die Träger zogen den Pfahl weg.
    War das eine Erleichterung für mich, als ich das verdammte Holz nicht mehr spürte. Ich atmete auf.
    Doch viel besser ging es mir auch nicht, denn ich wurde gepackt, ein Stück über das Deck getragen, und der Kapitän höchstpersönlich öffnete den Deckel einer Luke. Dunkelheit gähnte mir entgegen.
    »Guten Rutsch«, sagte er hämisch.
    Dann ließen mich die beiden Kerle los, und ich fiel in den Bauch des Schiffes.
    ***
    Kai-tak war nicht Li-Shen und demnach auch nicht so bekannt wie er. Ihm würde man nicht Platz machen, wenn er mit einem Wagen durch die Straßen fuhr.
    »Wir nehmen meine Maschine«, sagte er zu Suko.
    Die Augen meines Freundes begannen zu glänzen. »Du hast einen Feuerstuhl?«
    »Wie?«
    Suko lachte. »Das sagt man in Europa für Motorrad.«
    »Ach so.«
    »Was ist es denn für ein Fabrikat?«
    »Eine Kawasaki.«
    Suko nickte anerkennend. »Ich habe eine Harley Davidson. Auch ein heißer Ofen.« Diesmal ging Kai-tak auf die Bemerkung nicht ein. Auf Lederkleidung verzichteten sie, setzten nur die signalroten Sturzhelme auf. Die Maschine stand in einem Schuppen. Kai-tak schob sie heraus, und Suko lächelte selig.
    »Gut in Schuß, die Rakete«, kommentierte er. Suko prüfte noch einmal den Sitz des Helmes nach und nahm dann auf dem Sozius Platz.
    Kai-tak hatte die Maschine schon bestiegen. Er startete. Der satte Sound des Motors war Musik in Sukos Ohren. Er selbst hatte seine Harley lange nicht mehr gefahren, er war einfach nicht dazu gekommen, aber nun sprang ihn jenes Gefühl von Freiheit und Ungezwungenheit an, das wohl jeder Motorrad-Fan empfindet, wenn er auf seiner Maschine hockt.
    Weit beugte der gewichtige Kai-tak seinen Oberkörper vor, so daß der Rücken fast eine Linie bildete. Seine behandschuhten Fäuste umspannten die Griffschalen des Lenkers, während Suko sich an Kai-tak festklammerte.
    Dann gab er Gas.
    Die Kawasaki startete wie eine Rakete. Kai-tak fuhr über den Hof, in eine schmale Einfahrt hinein und bremste dann ab, bevor er auf die Straße einbog.
    Mike Kilrain besaß ein kleines Haus in den Bergen. Das heißt, er hatte es sich gemietet, soviel hatten die beiden Männer inzwischen erfahren. Und wer dort – wo die weiße Prominenz von Hongkong lebt – den Wohnzins bezahlen konnte, der mußte schon gut verdienen.
    Wie ein alter Profi reihte sich Kai-tak in den fließenden Verkehr ein. Sie

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