0050 - Der Gelbe Satan
mußten erst aus dem Innenstadt-Gewühl der City heraus. Dann lief es besser.
Die Sonne sank bereits dem Horizont entgegen, und bald würde die Dämmerung über die Stadt an der Küste fallen.
Der Verkehr hatte sich noch mehr verdichtet. Es war Feierabend. Aus den Geschäftshäusern und Läden strömten die Menschen. Viele quollen in die U-Bahn-Schächte, aber zahlreiche Berufstätige fuhren auch mit ihrem eigenen Wagen.
Jeden Tag das gleiche Chaos.
Ampeln schafften den Verkehr nicht mehr. Polizisten gaben auf, Hupen gellten.
Kai-tak war da abgebrühter. Er schlängelte sich mit seiner Kawasaki durch die kleinsten Lücken, rollte durch Hinterhöfe und nahm einmal einen ganzen Kistenstapel mit, als er zwei spielenden Kindern auswich.
Was Suko kaum für möglich gehalten hatte, trat ein. Sie schafften den City-Verkehr. In der Nähe des Carlton-Hotels fuhren sie auf die Küstenstraße, die sich fast dreißig Meilen an der Küste entlang zog, dann einen Schwenk nach Norden machte, das Gebirge durchstieß, nahe der chinesischen Grenze nach Osten abbog, in Richtung Süden weiterführte und am Lion-Rock-Tunnel wieder die Innenstadt erreichte.
Diese Straße war eine der schönsten der Welt. Wenigstens behaupteten das die Reiseveranstalter.
Zwar war auch diese Route nicht gerade leer, aber Suko und Kai-tak kamen doch besser voran.
Der hünenhafte Chinese drehte auf.
Sie überholten rechts die fahrenden Familienwagen. Kai-tak legte sich wie ein Rennfahrer in die Kurven, und er beherrschte seine Maschine trotz der Geschwindigkeit traumhaft sicher.
Das merkte Suko sofort.
Links der Straße kippten die Klippen zum Meer hin steil ab. Suko sah zehn Meilen entfernt die Lichter von Tsing Yi Island blinken. Nach drei Meilen Fahrt hatten sie die absolute Höhe der Straße erreicht. Jede Bucht hier an der Küste hatte ihren bestimmten Namen. Da gab es die Approach Beach, die Lido Beach oder die Gemini Beach, und jedes Fleckchen Erde besaß einen eigenen Reiz.
Der Himmel wurde grau. Kai-tak hatte das Licht eingeschaltet, damit er besser gesehen wurde.
Dann mußte er bremsen, da ein hochbeladener Lastwagen lebensgefährlich um die Kurven schwenkte. Als Kai-tak ihn endlich überholen konnte, breiteten sich vor ihnen die grünen Berge aus.
Wie Nester klebten die schneeweißen Villen inmitten des satten Grüns der Mountains. Ein Sportflugzeug kreiste über den Gipfeln und nahm dann Kurs nach Süden, auf den Kai-tak Airport zu.
Der Flughafen besaß den gleichen Namen wie Li-Shens Leibwächter. Suko mußte darüber lächeln.
Es war nicht mehr weit, bis zu ihrem Ziel. Ein Schild in englischer und chinesischer Sprache kündigte an, daß fünfhundert Yards weiter eine Straße in eine Berg-Wohnsiedlung abzweigte.
Und in diese Straße bog Kai-tak ein.
Sie war gut asphaltiert und führte in Windungen hoch.
Die ersten Häuser tauchten auf. Die meisten bestanden aus einer Mischung zwischen dem europäischen und asiatischen Baustiel. Pagodendächer und Betonfronten. Nichts für Sukos Geschmack.
Zu den einzelnen Häusern führten schmale Wege. Sie endeten als Sackgassen. Kai-tak hatte sich die Nummer des Hauses gemerkt, in dem Mike Kilrain wohnte.
Sie bogen nach links in die zweite Gasse ein. Hinter ihnen befand sich ein brandroter Ford, der das gleiche Ziel hatte. Nur stoppte der Wagen zwei Häuser zuvor. Insgesamt befanden sich sechs Häuser auf jeder Seite. Mike Kilrain wohnte im letzten. Erbaut im Bungalow-Stil, besaß es nur eine Etage. Die Sonnenjalousien verdeckten zwei große Scheiben. Die Haustür bestand aus dunklem Holz.
Es sah aus, als wäre niemand zu Hause.
Kai-tak drehte seine Maschine und bockte sie in Fahrtrichtung hin auf. Er und auch Suko nahmen die Helme ab. Suko tastete sicherheitshalber nach seiner mit Silberkugeln geladenen Waffe. Sie steckte in dem weichen Holster aus Ziegenleder. Suko hätte noch gern die Dämonenpeitsche mitgenommen, aber die Zeit, um noch ins Hotel zu fahren, war ihm nicht geblieben.
Kai-tak übernahm die Führung. Einen Schritt vor der Haustür blieb er stehen und suchte nach einem Klingelknopf.
Er fand ihn in der Wand eingelassen.
Kai-tak schellte.
Beide Männer hörten den Widerhall der Klingel im Haus, doch es erschien niemand, um zu öffnen.
Beim Haus gegenüber bewegte sich die Gardine. Eine Frau stand hinter dem Fenster im Erdgeschoß, verschwand jedoch wieder, als Suko sich umwandte und sie sein Blick traf.
»Der hat Lunte gerochen und ist verschwunden«, sagte Suko zu
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