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0050 - Der Stein des Satans

0050 - Der Stein des Satans

Titel: 0050 - Der Stein des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Spiegel!
    Er hing in einem Geisterschloss, von dem heute nur noch Ruinen existierten. Château des Aigles – die Adlerburg! Mit dem Amulett hatte Zamorra sie zum Leben erweckt, um die andere Dimension betreten zu können – und damals hatte er einen Führer gehabt, dessen Name ihn jetzt wie ein Stromstoß durchzuckte. [2]
    Alban de Bayard…
    Alban, der tote Kreuzritter, der in der Gruft unter der Burgruine das Schwert des Feuers hütete.
    Er war ein Geist aus der Dimension des Lichts. Er war ein Kämpfer gewesen gegen die Mächte der Finsternis, genau wie Zamorra, und vielleicht würde er ihm auch diesmal helfen…
    ***
    Bill Fleming keuchte vor Anstrengung.
    »Wir schaffen es«, krächzte er. »Gleich habe ich den verdammten Strick los. Und dann…«
    Bill verstummte, grub die Zähne in die Unterlippe und versuchte erneut, die Hände dicht an dem glatten Holzpfahl entlang aus den Fesseln zu zerren. Er versuchte es seit Stunden, genau wie Nicole, die völlig erschöpft an dem Pfahl hing. Längst hatte ihr die glühende Sonne den letzten Tropfen Feuchtigkeit aus dem Körper gesogen.
    Sie wusste, dass ihre Kraft nicht reichte, und jetzt beschränkte sie sich darauf, das Heerlager der Kreuzritter im Auge zu behalten, um Bill rechtzeitig zu warnen, bevor jemand seine verzweifelten Bemühungen bemerken konnte.
    Die Sonne stand rot im Westen, die Zelte und aufgepflanzten Banner warfen lange Schatten. Unruhe herrschte. Ab und zu trug der Wind Gemurmel herüber. Nicole sah das Schimmern von Brünnen und Schilden und spürte die kampfbereite Spannung, die über dem Lager hing. Das Bild war unwirklich, wie aus einem Traum. Aber sie hatte es schon zu lange vor Augen, um noch an seiner Realität zu zweifeln – und fast erschrocken registrierte sie, wie sehr ihr Denken und Fühlen schon von dieser Zeit, diesem Ort und der düsteren, schicksalsschweren Atmosphäre gefangen genommen wurde.
    »Es wird bald dunkel«, flüsterte sie. »Ich glaube…«
    Sie stockte abrupt.
    Jäh gellte ein Schrei auf – irgendwo im Osten, jenseits der Hügel.
    Hufschlag prasselte. In einer wirbelnden Staubwolke preschte ein Reiter heran, und während sich im Lager die leise Unruhe zu erregtem Summen steigerte, sprang der Wachtposten vor dem Feldherrnzelt aus dem Sattel.
    »Sie kommen, Herr!« Seine Stimme gellte. »Das Heer des Kalifen rückt an! Zweimal so viel wie die unseren sind es, und Achman selbst reitet an ihrer Spitze!«
    »Wo sind sie? Wie lange Zeit bleibt uns noch?«
    »Da, Herr! Du hörst schon die Trommeln, die Hörner…«
    Dumpf rollte der Trommelwirbel über die Hügel. Noch war das Geschrei weit entfernt, noch war nicht einmal die Staubwolke der anrückenden Reiter zu sehen. Mit einer wilden Bewegung warf der Führer der Kreuzritter den weißen Mantel über seine Schultern, griff nach Schild und Schwert, die ihm gereicht wurden. Schnell und scharf gab er seine Befehle, wie ein Fels stand er im wirren Hin und Her des Aufbruchs, und neben sich hörte Nicole Bill Flemings Stimme, die fast andächtig den Namen flüsterte.
    »Er ist es wirklich! Raymond Navarre…«
    »Er wird geschlagen. Aber ich weiß nicht, ob es hier und jetzt geschieht.«
    Gebannt beobachtete sie, wie sich das Heer der Kreuzfahrer formierte. Das ganze Tal schien zu brodeln vom Gemurmel der Männer, vom Schnauben der Pferde und halblaut hervorgestoßenen Befehlen. Waffen klirrten, in den aufdonnernden Hufschlag mischte sich das helle Klingen aneinanderstoßender Schilde. In wilder Jagd preschten die Ritter nach Osten – und als Nicole ihnen mit den Augen folgte, sah sie die aufwallende Staubwolke zwischen den Hügeln.
    Das Heer des Kalifen!
    Wie eine unheilvolle Flutwelle brach es aus dem Tal hervor, fächerte auseinander, ritt in breiter Front den fremden Eindringlingen entgegen. Das grüne Banner des Propheten flatterte, bunt schillerten Fahnen und Standarten, dröhnende Paukenschläge zerhackten das gellende Kriegsgeschrei. Nicole presste die Lippen zusammen. Für einen Moment sah es so aus, als würden die Kämpfer mit Urgewalt aufeinanderprallen – dann stockte plötzlich die Bewegung des Araberheers, und in voller Breite wurden die vordersten Pferde hochgerissen wie eine sich bäumende Woge.
    Ein peitschender Befehl…
    Kräftige Fäuste spannten Bogensehnen, ein Hagel von Pfeilen sirrte durch die Luft und senkte sich auf die angreifenden Gegner.
    Schreie gellten, neue Befehle. Jäh wurden die kreuzgeschmückten Schilde hochgerissen, fanden sich zum

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