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0050 - Der Stein des Satans

0050 - Der Stein des Satans

Titel: 0050 - Der Stein des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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finden«, wiederholte Zamorra nachdenklich. War das der Grund dafür, dass Leonardos Leichnam in einem Verlies der Burg vermodern musste, hinter geweihten Riegeln?
    Und wenn es so war – wo mochte das alles geschehen sein? Der Professor blätterte wieder zurück zu dem Bericht über Leonardos Tod und dem Grundriss der Burg, der ihm eben schon aufgefallen war – und seine Augen wurden sehr schmal, als er das kreuzförmige Zeichen an einer bestimmten Stelle des Plans entdeckte. Verliese jenseits der Grundmauern? Er schüttelte den Kopf. Wenn diese Räume existierten, dann mussten sie unter dem Schlossgraben liegen. Kein neuerer Grundriss verzeichnete sie. Er selbst war schon öfter in dem großen Gewölbe hinter der Tür mit dem Wappen der Montagnes gewesen – nicht nur während des Kampfs gegen die Feuerdämonen, die dort gehaust hatten. Nie war ihm irgendetwas aufgefallen, das auf Geheimtüren und weitere Verliese hinwies – aber er gestand sich ein, dass er auch nie einen Grund gehabt hatte, gezielt danach zu suchen. Bill und Nicole hatten gesucht. Er wusste es plötzlich – wusste es, noch ehe er entdeckte, dass der Schlüssel zu der Wappentür nicht mehr im Safe lag. Seine Kopfhaut prickelte. Noch einmal überzeugte er sich davon, dass er den Schlüssel nicht etwa nur übersehen hatte, dann griff er nach der Schatulle mit dem silbernen Amulett, nahm es heraus und ließ die Kette des Talismans über seinen Kopf gleiten. Das Metall strahlte Wärme ab. Er spürte das leichte Brennen auf der Brust und grub die Zähne in die Unterlippe. Irgendein dämonischer Einfluss war wirksam. Eine Kraft, die ihren Ursprung innerhalb der Burgmauern haben musste – und die so stark war, dass sie ihn selbst hier in der Bibliothek erreichte.
    Rasch wandte er sich ab.
    Alles in ihm hatte sich gespannt, seine Nerven vibrierten, als er auf eines der Bücherregale zutrat. Die Geheimtür dahinter hatte er zufällig entdeckt – damals, während seiner ersten Tage auf Château Montagne, als er fast ein Opfer der Feuerdämonen geworden wäre.
    Er brauchte nur das kleine Kruzifix zu drehen, das an einem der massiven Eichenbretter befestigt war. Knarrend und ächzend drehte sich das Regalsegment, gab eine dunkle Lücke frei, und Zamorra glitt hindurch und tastete nach seiner Taschenlampe, bevor er die steile Wendeltreppe hinunterstieg.
    Minuten später erreichte er die Tür, die jahrhundertelang die dunklen, verfluchten Bezirke des Schlosses von den normalen Kellerräumen getrennt hatte.
    Das Wappen der Montagnes mit Adler und Lilien…
    Bannmale. Geheimnisvolle Zeichen, in das altersdunkle Holz geschnitzt.
    Die Tür stand einen Spaltbreit offen, und Zamorra zögerte unmerklich, bevor er seinen Fuß über die Schwelle setzte. Erst nach ein paar Schritten wurde ihm plötzlich bewusst, dass das geheimnisvolle Brennen des Amuletts fast unmerklich nachließ. Hatte er sich geirrt? War er auf dem falschen Weg? Er glaubte es nicht – und zwei Minuten später bestätigte sich seine Vermutung.
    Auch in der Wand, die er immer für die Außenmauer der Burg gehalten hatte, gab es eine Geheimtür.
    Kein Zweifel – der Raum dahinter war unterhalb des Burggrabens ins Erdreich hineingebaut worden. Dünne Steinplatten, die den massiven Bruchsteinquadern täuschend ähnlich sahen, hatten den Zugang getarnt. Hinter einer Art Flur lag die eigentliche Tür, die jetzt halb offenstand – und sieben schwere hölzerne Riegel und die Spuren von rotem Siegellack bewiesen, dass der Bericht aus der Chronik zumindest in diesem Punkt bis ins Detail zutraf.
    Mit einem Schritt stand Zamorra auf der Schwelle und ließ den Lichtkegel kreisen.
    Die geöffnete Truhe.
    Gold, Edelsteine – der legendäre ›Stern des Morgenlandes‹, der alles andere überstrahlte.
    Für einen Moment verharrte der Professor wie gebannt, geblendet, tief angerührt von der seltsamen Ausstrahlung dieses Kleinods – doch dann hob er den Kopf, weil etwas anderes seinen Blick mit magischer Gewalt anzog.
    Das Bild über der Truhe!
    Leonardo de Montagne, den man den »Schrecklichen« nannte…
    Zamorra wusste nicht, dass das Gemälde noch vor kurzem eine blutige Schlacht gezeigt hatte. Jetzt waren im Hintergrund die Zelte eines Heerlagers am Rande der Wüste zu sehen. Kreuzbanner hoben sich vom blauen Himmel ab. Es gab Pferde und Trosswagen, es gab Männer in weißen, lang wallenden Mänteln und…
    Zamorras Herzschlag stockte.
    Er hatte die Szene etwas außerhalb des Heerlagers entdeckt. Rasch

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