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0051 - Das Schiff der toten Seelen

0051 - Das Schiff der toten Seelen

Titel: 0051 - Das Schiff der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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den Kopf winden sollte, damit es den Nacken schützte. Bill und Zamorra bedienten sich ebenfalls. Schweigend marschierten sie weiter. Ihr Führer hatte sich erstaunlich gut erholt. Er fand den Weg ohne das geringste Zögern – und er fand auch eine der wenigen schroffen Felsformationen in diesem Meer aus Sand, so daß sie die Stunden der größten Hitze um die Mittagszeit im Schatten verbringen konnten.
    Bevor sie wieder aufbrachen, kletterte Nessim in die Felsen hinauf, um nach der Oase Ausschau zu halten, die sich zwei Meilen weiter im Norden befand und wo er zu Hause war. Zamorra sah zu, wie der junge Mann geschickt über die Steine turnte. Hoch oben zwischen den steil aufragenden Blöcken gab es eine Mulde, eine Art natürlicher Aussichtsplattform. Nessim glitt hinein, stützte sich an den Felsen ab – und im nächsten Moment stieß er einen kurzen, abgehackten Schrei aus.
    Zamorra schnellte erschrocken hoch.
    Er sah die jähe Bewegung, sah den zuckenden Schlangenleib.
    Mit einem wilden Ruck schleuderte Nessim die Viper von sich. Er stöhnte, umklammerte mit beiden Händen sein Bein. »Vorsicht!« schrie Zamorra noch – aber da hatte der junge Araber schon den Halt verloren, stürzte, und der Professor konnte nichts anderes tun, als blitzartig hinzuspringen, um zumindest den Aufprall zu mildern.
    Nessim brach sich nichts, doch er verlor für ein paar Minuten das Bewußtsein.
    Er spürte nicht den Schmerz, als Zamorra sein Bein abband, mit dem Messer einen kreuzweisen Schnitt über die Bißstelle führte und die Wunde aussaugte. Eine Wunde, die am Knöchel lag, an einer äußert heiklen Stelle mit vielen Blutgefäßen, durch die das Gift allen Gegenmaßnahmen zum Trotz möglicherweise schon in den Kreislauf gelangt war. Falls es sich überhaupt um eine Giftschlange handelte! Weder Zamorra noch Nicole und Bill hatten es von unten erkennen können, und alle drei warteten unruhig darauf, daß der junge Araber wieder aufwachte.
    Nessims Augen wirkten eigentümlich glanzlos, als er die Lider hob.
    Er stöhnte leise. »Mein Bein«, flüsterte er in seiner Heimatsprache.
    »Die Schlange…«
    »Welche Art von Schlange war es, Nessim?«
    »Ich weiß nicht… Mir ist heiß, ich spüre das Gift, ich spüre es …«
    Er machte eine Pause und tastete mit einer matten Bewegung nach Zamorras Hand. »Bring mich nach Hause, Herr… Es ist nicht weit bis zu der Oase. Meine Schwester … sie wird euch weiterführen …«
    Zamorra preßte die Lippen zusammen.
    Er wußte, daß die Schwäche des jungen Mannes von dem Sturz herrührte, daß kein Schlangengift der Welt derart schnell wirkte – aber er wußte auch, wie wenig das besagte. Vielleicht gab es in der Oase einen Heilkundigen, einen von denen, die über uraltes, im zwanzigsten Jahrhundert längst versunkenes Wissen verfügten. Der Professor gab Bill ein Zeichen, gemeinsam halfen sie Nessim hoch, und dann bildeten sie mit ihren verschränkten Händen einen Sitz, auf dem sie den jungen Mann einigermaßen bequem transportieren konnten.
    Trotzdem wurden die nächsten zwei Meilen zur höllischen Strapaze.
    Als die Federwipfel der ersten Dattelpalmen aus dem Sonnenglast tauchten, war Nessim einer Ohnmacht nahe. Sein Kopf pendelte, seine Augen glänzten fiebrig – es gab nicht mehr den geringsten Zweifel daran, daß ein unbekanntes Gift in seinem Körper tobte. Der Anblick der Oase, der Palmen, der Hütten und Zelte schien ihm noch einmal neue Kraft zu verleihen. Er winkte, lächelte verschleierten Frauen und Männern in weißen Burnussen zu, die heftig gestikulierend zusammenliefen und in sicherer Entfernung verharrten. Nessim sprach zu schnell, als daß Zamorra genau hätte verstehen können, was er sagte – aber die scheuen, angstvollen Blicke der Zuschauer ließen vermuten, daß er wahre Wunderdinge von den magischen Fähigkeiten der Fremden berichtete.
    Ein bärtiger alter Mann faßte sich schließlich ein Herz und kam heran. Zwei andere halfen ihm, Nessim in eine der Hütten zu tragen. Nicole, Zamorra und Bill standen immer noch auf dem staubigen Platz, niemand wagte es, sie anzusprechen oder sich ihnen zu nähern – aber immerhin begegneten sie auch keinen feindseligen Blicken, da Nessim offenbar keinen Zweifel daran gelassen hatte, daß er von den Fremden vor dem Todesurteil des Kalifen gerettet worden war.
    Zehn Minuten verstrichen – dann steigerte sich das aufgeregte Flüstern der Dorfbewohner, und sie bildeten eine Gasse.
    Ein Mädchen kam über den Platz –

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