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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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entfernte und die dicken Taue herübergeworfen wurden. Es roch nach Fischen und nach Öl.
    Zamorra und Nicole hatten sich am Vorderdeck aufgestellt. In den überdachten Fahrgasträumen war die Luft zu stickig. Sie ließen sich den Fahrtwind durch das Haar wehen.
    Nicole hörte zu, wie ihr Chef ein wenig aus der wechselhaften Geschichte dieser Stadt plauderte und vergaß darüber beinahe den Zweck dieser Überfahrt. Zamorra konnte sehr spannend berichten.
    »Schade«, sagte sie, als sie das asiatische Ufer erreicht hatten. »Bei Gelegenheit musst du mir unbedingt noch mehr über diese osmanischen Despoten erzählen. Ich hatte vorher nicht gewusst, dass die meisten von ihnen umgebracht wurden und dass die Hälfte von ihnen verrückt war.«
    Zamorra schmunzelte. Er hatte es geschafft, Nicole ein wenig von ihren Sorgen abzulenken.
    »Einige waren sogar so verrückt«, sagte er, »dass sie Goldstücke und Juwelen an Fische verfütterten. Der Grund des Bosporus birgt ein Wahnsinnsvermögen. Immer wieder kommt es vor, dass Edelsteine und Nuggets an die Strände gespült werden.«
    Dann war das Anlegemanöver beendet. Sie gingen über die schwankenden Planken von Bord und ließen sich Zeit auf dem Weg zu Turhan Ciris Haus, das nach wie vor nicht abgesperrt war.
    Trotz der Holzkonstruktion des Gebäudes war es angenehm kühl in seinem Inneren. Sie standen wieder in der Studierstube des Magiers, von dem Zamorra annehmen musste, dass er nicht mehr lebte.
    Im Raum hatte sich nichts verändert. Durch die Fenster zum Hof fielen Sonnenstrahlen in breiten Balken in das Innere. Das Schild über der Tür mit den wirren Zeichen, die ihnen schon bei ihrem ersten Besuch aufgefallen waren, war in grelles Licht getaucht, wie von Scheinwerfern aus der Düsternis geschält.
    Zamorra starrte es nachdenklich an. Diese Ornamentik – er hatte etwas Ähnliches noch nie vorher gesehen. Sie erinnerte ein wenig an arabische Arabesken und gleichzeitig auch wieder nicht. Es waren zu viele Zeichen auf den kleinen Platz konzentriert. Wenn man das Schild länger anschaute, wurde einem schwindelig davon. Die Zeichnungen hatten keine erkennbare Symmetrie.
    Nicole erging es genauso. Doch das Mädchen machte noch eine weitere Entdeckung.
    »Die Farben sind frisch«, sagte sie. »Das Schild muss erst vor kürzerer Zeit gemalt worden sein. Alles andere in diesem Raum hat schon etwas die Patina des Vergänglichen angesetzt.«
    Zamorra trat näher an die Tür heran. Er streckte sich und wischte mit den Fingerkuppen über die Tafel. An der Haut waren Farbreste zurückgeblieben.
    »Das stimmt«, sagte er. »Aber dann muss dieses verdammte Ding doch auch einen Zweck erfüllen. Ich kann mich nicht erinnern, an Turhan Ciri je eine künstlerische Ader festgestellt zu haben.«
    Zamorra hatte in der untersten rechten Ecke zwei Buchstaben entdeckt. Buchstaben des lateinischen Alphabets. Ein »T« und ein »C«.
    Die Initialen Turhan Ciris.
    Er wurde nicht schlau aus diesem Ornament. Es sagte ihm nichts.
    Nicole wandte ihre weibliche Neugier mittlerweile schon wieder einem anderen Gebiet zu. Sie kramte in der Schreibtischschublade.
    »Komm mal, Chef«, sagte sie. »Ich finde da etwas komisch.«
    Zamorra trat hinter sie.
    »Und was?«, fragte er.
    »Sieh doch mal. Hier hat dein Freund Aufzeichnungen gemacht. Ich kann sie nicht lesen. Sie sind alle in Türkisch abgefasst.«
    »Das sehe ich.«
    »Aber hier ist ein Zettel, auf dem steht etwas in Englisch.«
    »Zeig her.«
    Es war nur ein Merkzettel. Klein und unauffällig. Nicht größer als die Oberfläche einer Streichholzschachtel.
    Zamorra las die wenigen Worte und hatte ein Rätsel mehr zu lösen.
    »Take green and red… Nimm grün und rot …«
    Er hob die Schultern und ließ sie ratlos wieder sinken.
    »Das verstehe, wer will. Das ergibt doch keinen Sinn.«
    Da fiel sein Blick auf das aufgeschlagene Buch. Einem plötzlichen Impuls gehorchend schlug er es zu. Unter dem Buchrücken lagen zwei farbige Plättchen, wie man sie in Farblabors benötigt, um die Negative von Farbfotos möglichst wirklichkeitsgetreu auszufiltern.
    Zamorra nahm die beiden Plastikscheibchen auf. Das eine war grün, das andere von einem kräftigen Orangeton, den man mit einigem guten Willen auch noch als ein Rot bezeichnen konnte.
    Er hob zuerst das grüne Scheibchen an die Augen und starrte durch es hindurch in den Garten hinaus. Das Grün der Bäume erschien jetzt fast weiß. Und als er durch das rote Blättchen sah, schienen die roten Blüten

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