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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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nicht. Und dass der Alte geschickt zu antworten verstand, hatte er bereits während der ersten Unterredung gezeigt. So kam er nicht weiter. Er konnte schlecht zum Dekan gehen und ihm auf den Kopf zusagen, dass er ihm diese Gespensterbrut ins Hotelzimmer geschickt hätte.
    Dazu nahm Yedicule mit Sicherheit auch einen hohen gesellschaftlichen Rang in Istanbul ein. Er hatte Verbindungen und Beziehungen, die Zamorra hier nicht hatte. Wenn er ihn jetzt beschuldigte, konnte er außer Hohngelächter allenfalls noch eine Anzeige bei der Polizei einheimsen, und das wollte Zamorra unter allen Umständen vermeiden. Er hatte auch so schon Schwierigkeiten genug.
    Und vor allem drängte die Zeit. Als wäre es eben erst geschehen, tauchte die Szene mit Turhan Ciri nochmals plastisch in seinen Gedanken auf. Die Dringlichkeit, mit der der alte Freund gesprochen hatte, wurde ihm nochmals gegenwärtig. Sie hatten wirklich keine Zeit mehr zu verlieren.
    Aber was sollten sie tun?
    Nicole riss ihn aus seinen Gedanken. »Was hältst du davon, Chef, wenn wir nochmals zu Ciris Haus zurückkehren? Vielleicht haben wir doch etwas übersehen. Wir waren viel zu kurz dort. Ist es denn unmöglich, dass er nicht irgendeine Nachricht hinterlassen hat, als er noch lebte?«
    Zamorra glaubte nicht daran, dass dieser Vorschlag das Ei des Kolumbus war, doch hatte es keinen Zweck, grübelnd herumzusitzen und in die blauen Fluten des nierenförmigen Swimmingpools zu starren, dessen Ränder sich jetzt zunehmend füllten. Männer, Frauen und Mädchen rückten an, zogen Liegestühle kreuz und quer und sicherten sich einen günstigen Platz zum schnellen Braunwerden, während einige Ober eilfertig kühle Drinks offerierten. Hautcremes wurden ausgepackt, die ersten Körper platschten vom Sprungbrett aus ins Wasser.
    »Du hast recht, Nicole«, antwortete Zamorra. »Hier vertrödeln wir nur unsere Zeit. Und jetzt ist es heller Tag. Am Tag sind wir im Vorteil. Die Mächte der Finsternis scheuen die Helligkeit. Aufpassen müssen wir erst wieder, wenn die Dämmerung hereingebrochen ist. Gehen wir.«
    Er erhob sich, und Nicole folgte seinem Beispiel. Nur wer sie ganz genau kannte, wusste, dass ihr der Schrecken immer noch in den Knochen saß. Jetzt lächelte sie aufmunternd, obwohl sie selbst Aufmunterung gebraucht hätte. Sie war wirklich ein feines Mädchen, und Professor Zamorra verschob widerwillig den Gedanken an eine eventuelle Heirat. Das Leben, das er führte, die Gefahren, in denen er immer wieder schwebte, vertrugen sich nicht mit festen Bindungen. Die Gefahr, dass aus einer schönen Sekretärin eine schöne Witwe wurde, war einfach zu groß.
    Sie verließen das Hotel durch den Vorderausgang. Auch dieses Mal verzichteten sie auf ein Taxi, das sie zur Anlegestelle der Fährboote hinunterbringen sollte. Sie genossen die kühle Brise, die vom Bosporus herauffächelte und den Kopf klar machte, die Haut sanft streichelte, wie die liebkosende Hand einer Geliebten.
    Bunt und orientalisch war das Treiben um sie herum. Zamorra drückte einigen bettelnden Kindern ein paar Münzen in die Hand, um sie wieder loszuwerden und erreichte genau das Gegenteil damit. Der Pulk an kleinen, braunen Leibern, den sie hinter sich herzogen, vergrößerte sich immer mehr. Sie waren froh, endlich die Gegend um die Galata-Brücke erreicht zu haben und auf eine Personenfähre zu entkommen.
    Ein kräftiger Matrose mit nacktem Oberkörper brüllte die Kinder an und vertrieb sie auf diese Weise. Doch wegen der zahlreichen Kinder waren Zamorra auch die beiden Männer nicht aufgefallen, die ihnen vom Hilton herunter wie zwei Schatten gefolgt waren.
    Breitschultrig und bullig war der eine, schmächtig und sehnig der andere. Sie kamen kurz nach Zamorra und Nicole auf das Boot und trennten sich sofort wieder. Der eine lehnte sich über die Reling am Achterdeck, der andere trank am Buffet eine Cola. Sie schienen sich nicht zu kennen und nur zufällig zusammen hier aufgekreuzt zu sein.
    Sie befanden sich jetzt auf einem jener Boote, die alle zwanzig Minuten zwischen dem europäischen und dem asiatischen Ufer verkehrten und mussten noch ein wenig warten, bis der Kahn voll war.
    Um die achtzig Personen hatten darauf Platz. Zamorra bezahlte die Überfahrt, die weitere fünfzehn Minuten dauern würde, bis sie drüben in Uskadar anlegten.
    Endlich tuckerte der altersschwache Diesel los und spuckte schwarze, stinkende Qualmwolken dabei aus. Zurufe gellten über das Schiff, als es sich von der Kaimauer

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