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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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der Azaleen weiß geworden zu sein wie Lilien.
    Das musste auch so sein. Das grüne Blättchen ließ nur grüne Farben durch, während das rote nur Rot durchließ und die Gegenstände dieser Farbe deshalb weiß erscheinen ließ. Ein normaler physikalischer Vorgang. Man sprach in diesem Zusammenhang von der Subtraktion der Farben.
    Er ließ die beiden Blättchen sinken. Zamorra wandte sich um. Die Idee war ganz plötzlich gekommen. Sie drängte sich ihm förmlich auf.
    Als er die Blättchen wieder an die Augen hob, hatte er sich zu dem Schild über der Tür umgewandt. Das grüne Blättchen hielt er vor das linke Auge, das rote vor das rechte.
    Nun hatten sich die verwirrenden Ornamente aufgelöst. Alles verwirrende farbliche Beiwerk war aus der Tafel herausgefiltert. Zurück blieb ein Schriftzug in braun, ein Schriftzug, den man trotz der steilen Buchstaben gut entziffern konnte.
    »Sieh selbst mal«, sagte Zamorra zu Nicole und reichte ihr die Plastikscheibchen. Nicole nahm sie zögernd und tat dann das, was Zamorra vorher getan hatte.
    »O!«, machte sie. »Da ist ja eine Schrift.«
    »Dann lies mal.«
    Stockend kam Nicole dieser Aufforderung nach. »G. Y. kennt die Macht des Steins. Er wird sie gebrauchen. Nur Ormuzd’ Hochzeit mit dem Silber kann die Macht brechen.« Nicole sah Zamorra verständnislos an. »Verstehst du das?«
    »Ich hoffe es«, antwortete Zamorra. »G. Y. kann nur Genc Yedicule bedeuten. Turhan Ciri hat für alle Fälle eine Botschaft hinterlassen, die anzeigt, wie man Ahrimans Macht brechen könnte.«
    »Ormuzd’ Hochzeit mit dem Silber?«
    »Ich nehme an, dass damit mein Amulett gemeint ist. Aber da ist noch mehr auf der Tafel.«
    »Ja. Aber ich weiß nicht, was das soll.«
    »Es ist eine Landkarte vom Bosporus und vom Hügelland auf der asiatischen Seite. In der Nähe von Izmit ist ein Kreuz eingezeichnet. Die Stadt ist etwa achtzig Kilometer von hier entfernt.«
    »Und du glaubst…?«
    »Wir werden uns davon überzeugen. Wir werden dort nachsehen.« In diesem Augenblick schrie Nicole gellend auf. »Chef! Vorsicht! Hinter dir!«
    ***
    Sie waren über die Gartenmauer geklettert und hatten sich durch das verwilderte Gestrüpp ungesehen herangeschlichen. Khan Nölder, der Türke und Ris Rekonn, der Malaye.
    Auf Nicoles Warnung hin ließ Zamorra sich blitzschnell fallen.
    Durch entsprechendes Training hatte er es gelernt, keine Schrecksekunde mehr zu haben, und das rettete ihm das Leben. Pfeilschnell raste ein blitzender Dolch über seine Schultern hinweg und blieb zitternd im Türbalken stecken. Holz splitterte surrend ab.
    Jetzt reagierte auch Nicole. Sie tat das Klügste, was sie in dieser Situation tun konnte. Sie ließ sich einfach fallen, wo sie gerade stand, um so ein möglichst kleines Ziel zu bieten.
    Überrascht waren jetzt die beiden Meuchelmörder. Zamorra wusste nicht, warum sie ihn überhaupt angegriffen hatten, doch das war ein Problem, das ihn im Augenblick weniger berührte, denn gerade brachte der massige Kerl einen Revolver in Anschlag. Schon krümmte sich der Finger am Abzug.
    Zamorra rollte sich um die Schulter. Fauchend schlug das Geschoss dort ein, wo er eben noch gelegen hatte. Dann hatte er hinter dem Schreibtisch Deckung gefunden. Seine Lage war fatal. Er war unbewaffnet gekommen. Ein kurzer Blick aus seiner Deckung heraus sagte ihm, dass der Polynesier noch einen zweiten Wurfdolch oder noch mehrere bei sich hatte. Der geschliffene Stahl glitzerte auf.
    Zamorra zog den Kopf wieder ein. Erleichtert nahm er wahr, dass auch Nicole sich in Deckung befand. Sie kauerte hinter einem wuchtigen Lehnsessel, dessen dicke Polsterung auch ein Geschoss abhalten konnte. Und der bullige Mann schoss. Immer und immer wieder krachte es in seiner Faust, Mündungsblitze zuckten in den Raum, beißender Korditgestank breitete sich aus und machte das Atmen zur Qual.
    Da stemmte sich Zamorra mit beiden Schultern gegen den Schreibtisch, biss die Zähne zusammen und brachte ihn zum umstürzen.
    Jetzt war seine Deckung noch besser geworden. Trotzdem saß er da wie die Maus in der Falle. Er zählte die Schüsse mit. Doch der sechste Schuss kam nicht mehr. Der Killer sparte sich eine letzte Kugel auf. Die Kugel, die Zamorra den Tod bringen sollte. Zamorra schaute zurück zum Türbalken, wo immer noch das schlanke Messer pendelte. Es musste mit ungeheurer Wucht geschleudert worden sein.
    Aber er kam nicht an die Waffe heran.
    »’raus, Zamorra«, kam eine wütende Stimme. »Mach es dir nicht noch

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