0052 - Wir zerschlugen die Totenkopf-Gang
nicht, wenn wehrlose Leute völlig sinnlos abgeknallt werden. Und ich werde hundsgemein, wenn man sich das nicht merkt. Passiert so etwas noch einmal, dann bist du der nächste. Merk es dir.«
Er starrte mich fassungslos an.
»Was ist denn mit dir los?« fragte er völlig verdattert. »Das war doch die beste Gelegenheit, Snyder auszuschalten. Daß wir es in den nächsten Tagen sowieso hätten tun müssen, weißt du doch. Unsere Herrschaft im Hafen führt nur über Snyders Leiche!«
Jetzt war es mir natürlich klar: Es war von Anfang an zu erwarten gewesen, daß er Snyder irgendwann ermorden würde. Aber es blieb ein Mord. Und vor meinen Augen. Vielleicht war es das, was mich am meisten aufregte, daß ich auch noch den Gangster spielen mußte, statt ihm sagen zu können: Jack Rivers, ich verhafte dich wegen Mordes, begangen an dem Gangsterboß Snyder, da ich Tatzeuge war, bin ich zur sofortigen Verhaftung berechtigt.
Ich spuckte aus, weil ich einen bitteren Geschmack im Mund hatte. Glauben Sie mir, es ist kein Vergnügen für einen richtigen G-man, den Gangster zu spielen. Ich kämpfe immer am liebsten mit offenem Visier.
»Dick!« rief ich.
»Ja, Kay?« erwiderte der Gangster.
»Sammel die Scheine auf!«
Ich hatte die Pistolenmündung von Jacks Brust zurückgenommen, aber ich ließ ihn noch immer nicht aus den Augen.
Dick tat, was ich ihm befohlen hatte. Er hielt mir das Bündel hin.
»Such einen faustgroßen Stein!« befahl ich.
»Wofür denn…?«
Ich war gereizt.
»Zum Teufel, such den Stein!« knurrte ich.
Er beeilte sich.
»Leg ihn in das Bündel!«
Er tat es. Ich warf ihm mein Taschentuch hin.
»Knote Geld und Stein fest in das Tuch ein!«
Kopfschüttelnd gehorchte er. Jack Rivers sah abwechselnd zu Dick und zu mir. Offenbar wartete er darauf, was das Ganze bedeuten sollte.
Dick reichte mir das Bündel. Ich nahm es und wog es einen Augenblick lang prüfend in der Hand. Dann schleuderte ich es weit hinaus in das Hafengewässer. Wir sahen, wie das Wasser aufspritzte, als das Bündel die Oberfläche berührte. Dann zog es der Stein auch schon in die Tiefe.
Bei der unkontrollierbaren Strömung, die hier herrschte, würde es nicht einmal ein Taucher wiederfinden können, der sich die Stelle gemerkt hätte. Es konnte sonstwohin getragen werden, ehe es auf dem Grund ankam.
Rivers schüttelte langsam den Kopf.
»Ich glaube, du bist übergeschnappt, Kay«, murmelte er.
Ich sagte nichts dazu, sondern deutete mit der Pistolenmündung auf den toten Gangsterchef.
»Dick und Pete!« rief ich. »Ihr setzt ihn in den Wagen, mit dem ich gekommen bin. Ich hole mir meine Handschuhe, damit ich nicht meine Prints am Steuer hinterlasse.«
Ich wollte zurück in die Baracke, aber Rivers trat mir in den Weg.
»Was hast du denn vor?« fragte er mit zusammengezogenen Augenbrauen.
»Willst du die Leiche wirklich noch so lange hier liegenlassen, bis vielleicht doch noch die Cops auftauchen? Du hast ohnehin Glück gehabt, daß sie drüben im Trockendock so einen verdammten Lärm mit ihren Niethämmern machen, sonst hättest du die Cops längst auf dem Hals! Und dann wäre dir der Stuhl sicher, du Idiot!«
Es war eine gewagte Sprache vor Rivers, der sich doch immerhin als mein Boß fühlte. Aber zu meiner Überraschung fing er nur plötzlich an zu lachen.
»Also das war es! Die Möglichkeit, daß die Cops aufkreuzen könnten! Aber Kay, verdammt, wenn ich es recht bedenke, hast du recht! Du bist ein toller Hecht. Nicht eine Sekunde verlierst du die Nerven! Immer denkst du an alles! Du bist ein prächtiger Kerl!«
Der widerliche Bursche klopfte mir sogar noch anerkennend auf die Schulter. Na, ich beruhigte mich mit dem Gedanken, daß ja ein gewisser Tag kommen würde, an dem ich meinen FBI-Dienstausweis würde vorweisen können.
Ich holte mir meine Handschuhe. Dick und Pete hatten den Toten inzwischen hinten im Kofferraum verstaut.
»Wie stellst du dir das Weitere vor?« fragte Jack.
Ich schob mir eine Zigarette zwischen die Lippen.
»Ich fahre den Toten aus New York hinaus«, sagte ich. »Pete folgt mir mit einem von unseren Wagen. Draußen lasse ich irgendwo den Wagen stehen und komme mit Pete zurück. In drei Stunden ungefähr sind wir wieder hier. Solange werden die Boys von der Snyder-Gang kaum etwas unternehmen. Höchstens rufen sie hier an. Dann sagt ihnen, wir verhandelten mit ihrem Boß, damit wir Zeit gewinnen.«
»Warum?«'
»Weil die Snyder-Boys immerhin wissen, daß ich mit ihrem Boß
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