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0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

Titel: 0053 - Der Hexer aus der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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war, sich an Lyman zu vergreifen.
    ***
    Alarm!
    Licht flammte im gesamten Zellentrakt auf. Die Aufseher wurden von einer atemlosen Hektik durch die Korridore gepeitscht. Sie hetzten treppauf, treppab. Häftlinge schrien. Ein Bienenstock, unter den man Feuer gelegt hat, wurde das Gefängnis von einer Sekunde zur anderen. Wie ein Lauffeuer ging es von Zelle zu Zelle: »Santana ist übergeschnappt! Pedro Santana ist verrückt geworden! Er hat George Ponte erstochen!«
    Und man hörte Pedro Santana in seiner Zelle toben und kreischen.
    Schaum stand ihm vor dem Mund. Er rüttelte an den Gitterstäben, brüllte mit voller Lautstärke immer wieder: »Ich war es nicht! Ich hab’ es nicht getan! Ich habe George nicht umgebracht!«
    Die Aufseher wagten sich nicht an Santana heran. Sein Geist schien tatsächlich verwirrt zu sein.
    »Ruhe, Santana!«, redeten sie auf den Mexikaner ein. »Ruhe! Beruhigen Sie sich!«
    »Ich habe es nicht getan! Ich bin nicht Pontes Mörder!«
    »Okay, okay, Santana. Nun gehen Sie mal von der Tür weg!«
    »Ich bin an diesem Mord unschuldig!«
    »Aber ja. Lassen Sie uns rein. Wir möchten George herausholen.«
    »Ich habe ihn nicht getötet!«, brüllte Santana, so laut er konnte. Einige Zellen weiter hockte Leif Cannon bleich und in sich zusammengesunken auf seinem Bett. Er starrte Zamorra furchtsam an und keuchte benommen: »Santana sagt die Wahrheit, Zamorra. Er hat Ponte nicht erstochen. Carl Lyman ist es gewesen!«
    ***
    Langsam ging es auf Mitternacht zu, doch weder Nicole Duval noch Bill Fleming hatte den Wunsch, zu Bett zu gehen. Es war die erste Nacht, die sie ohne Professor Zamorra in Carl Lymans Haus verbrachten, und wenn es auch beide einander nicht eingestanden, so hatte doch jeder für sich das Gefühl, eines verlässlichen Schutzschildes beraubt worden zu sein. Irgendwie hatten sie sich immer hinter den unerschrockenen Mut von Zamorra gestellt, wenn es brenzlig zu werden drohte, doch nun waren sie zum ersten Mal auf sich allein angewiesen.
    Sie spielten Schach. Weder Bill noch Nicole war richtig bei der Sache. Sowohl Zamorras Sekretärin als auch der junge Historiker ließ viele gute Angriffschancen ungenützt.
    Schließlich stand es zum vierten Mal Matt.
    Nicole fegte die Figuren vom Brett. Seit einer halben Stunde jaulte draußen in der Nacht ein Hund. Die Klagelaute kamen nicht immer von derselben Seite. Das bedeutete, dass der Hund immerzu heulend um das Haus des Hexers schlich.
    Bill stand ärgerlich auf. Er dehnte die Glieder und steckte sich dann eine Zigarette an. Dabei fiel ihm auf, dass seine Finger leicht zitterten.
    Grimmig knurrte er: »Hört denn dieser Köter überhaupt nicht mehr auf? Dieses Geheul geht einem doch durch Mark und Bein.«
    Nicole nahm sich einen Drink. Fröstelnd verschränkte sie die Arme vor der Brust.
    »Hört sich richtig unheimlich an.«
    »Vielleicht wieder so ein Scherz von Lyman!«, murrte Fleming. Er rauchte hastig. Doch seine flippenden Nerven beruhigten sich nicht.
    Das Heulen nahm zu. Bill erschrak. »Er kommt näher.«
    Nicole leerte ihr Glas und stellte es auf den Tisch. »Ich hole Zamorras Amulett!«, sagte sie dann hastig. »Sicher ist sicher.« Sie verließ den Salon. In der Halle echote ihr das Jaulen des Hundes verstärkt entgegen. Schaudernd lief sie die Treppe hoch. Nervös warf sie die Tür zu Zamorras Zimmer auf. Sie wusste, wo das silberne Amulett zu finden war. Schnell öffnete sie den Schrank.
    Mit einem Griff hatte sie die lederne Schatulle in ihren Händen.
    Ein Feuer der Zuversicht sprang in ihren dunkelbraunen, hell gesprenkelten Augen an, als sie die Schatulle aufklappte.
    Auf blutrotem Samt lag das Amulett.
    Das silberne Amulett Leonardo de Montagnes!
    In der Mitte war ein großer Drudenfuß zu sehen. Darum herum schloss sich ein Ring mit Tierkreiszeichen. Der zweite, äußere Ring stellte geheimnisvolle Hieroglyphen dar. Der Talisman hing an einer langen silbernen Kette, mit deren Hilfe der Besitzer das Amulett um den Hals tragen konnte.
    Nicole hielt für einen Augenblick den Atem an.
    Zamorra hatte das Amulett nicht ins Gefängnis mitnehmen können. Man hätte es ihm abgenommen, als man ihm die Anstaltskleidung aushändigte. Deshalb hatte er es hier gelassen. Wohl auch zu Nicoles und Bills Schutz, falls sie von Lyman ernsthaft bedroht werden sollten.
    Nun streckte Nicole Duval blitzschnell die Hand nach dem Talisman aus. Als ihre Fingerspitzen das helle Metall berührten, hatte sie das Gefühl, dass davon eine

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