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0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

Titel: 0053 - Der Hexer aus der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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ein Stück weiter.
    Mit einemmal glaubte er, die Nähe eines Lebewesens zu spüren.
    Seine Augen suchten den unebenen Boden ab. Da sah er ihn. Fleming stockte der Atem. Ein kräftiges Tier stand in feindseliger Haltung vor ihm. Räudig, struppiges, schmutziges Fell. Ein hässlicher Hund, mit vor Hass und Angriffslust zitternden Flanken. Jedoch das schlimmste an diesem erschreckenden Anblick war der Kopf des Tieres.
    Es war der Kopf eines Menschen.
    Es war das zerschlagene, entstellte Gesicht Carl Lymans, das Bill da aus der tintigen Nacht bleich entgegenschimmerte. Lymans Kopf auf dem Körper dieses räudigen Hundes.
    Wütend und angewidert schleuderte Bill Fleming den großen Stein nach dem Tier. Der Hund ließ ein böses Knurren hören, federte zur Seite, sein Leib klatschte in die Zweige. Er war verschwunden.
    ***
    Nicole Duval nagte nervös an der Unterlippe. Sie machte sich Vorwürfe, weil sie Bill allein in die unheimliche Nacht hatte hinausgehen lassen. Ohne den Schutz des Amuletts, das Bill dort draußen bestimmt eher brauchte als sie hier drinnen. Seit fünf Minuten war er nun schon fort. Immer noch war das Heulen des Hundes zu hören, das sich auch bei Nicole bis in die Seele hineinfraß.
    Plötzlich riss das Geheul ab. Hatte Bill den Hund erwischt? Hatte er ihn erschlagen? Verjagt? Im selben Moment, wo jener entsetzliche Hund draußen verschwand, vernahm Nicole im Salon mit einemmal ein wütendes Fiepen.
    Mit angehaltenem Atem wirbelte sie herum. Da war die fette Ratte wieder. Lang und ekelhaft gelb waren ihre Nagezähne. Ihre Augen versprühten ein lähmendes Feuer.
    Doch Nicole war im Besitz von Zamorras Amulett und deshalb vor dem Bösen gefeit. Das widerliche Tier hockte auf dem Sessel des Hexers, und zwar so herausfordernd, als wäre es der uneingeschränkte Herr dieses Hauses.
    Wut wallte in Nicole Duval auf. »Du verflixtes Biest!«, zischte sie und nahm den silbernen Talisman fest in die rechte Hand. »Wie oft willst du mich mit deiner Übelkeit erregenden Anwesenheit noch reizen!« Zornig ging Nicole auf die riesige Ratte zu. Das Nagetier sträubte angriffslustig das Fell. Nicole ließ das silberne Amulett an der Kette hin und her schwingen.
    Die Ratte starrte den Talisman an stieß schreckliche Laute aus. Nicole hatte den Sessel des Hexers nun schon fast erreicht. Der Ratte fiel es nicht ein, das Mädchen anzugreifen. Das Tier beachtete Zamorras Sekretärin im Moment überhaupt nicht. Seine glühenden Augen waren entsetzt auf das hin- und herschwingende Amulett geheftet. Mit einer kurzen, ansatzlosen Drehung der Hand ließ Nicole den silbernen Talisman durch die Luft schwirren, ohne die Kette dabei jedoch loszulassen. Das Amulett beschrieb einen blitzenden Kreis und knallte dann hart auf den widerlichen Schädel des Nagetiers.
    Die Ratte riss das Maul auf. Aus ihrem Rachen drang das qualvolle Schmerzgebrüll eines Mannes. Im selben Moment quoll das Tier ungeheuer schnell zu menschlicher Größe auf. Und dann zerplatzte es so lautlos wie eine Seifenblase, die gegen ein Hindernis gestoßen ist.
    Bill keuchte mit entsetzter Miene in den Salon.
    »Nicole!«, schrie er besorgt. Er hatte das laute Gebrüll vernommen, als er ins Haus zurückgekehrt war. »Nicole, was ist passiert?«
    Zamorras Sekretärin ließ den silbernen Talisman mit einem triumphierenden Lächeln hin- und herpendeln und sagte: »Ich habe Carl Lyman einen gewaltigen Denkzettel verpasst.«
    ***
    Der zweite Tote, der auf Lymans Konto ging, lastete schwer auf den Gemütern der Häftlinge. Sie standen in kleinen Gruppen im Hof beisammen. Ihr Thema: Lyman. Robinson. Ponte. Und Santana.
    Pedro Santana war an diesem Tag nur ein Schatten von sich selbst.
    Mit grauem Gesicht lehnte er an der Mauer des Zellentraktes. Er war allein und wollte allein sein. Er schickte alle weg, die zu ihm kamen, um mit ihm zu reden. Er wollte niemanden sehen. Stumm starrte er vor sich hin. Die geballten Fäuste steckten in seinen Hosentaschen. Er sann nach Rache. Er zermarterte sich das Gehirn, wie es ihm gelingen konnte, Carl Lyman ein zweites Mal zu vernichten.
    Diesmal für immer. Er wusste: wenn er keine Idee hatte, war auch er verloren, denn Lyman hatte angekündigt, dass er ihn sich als nächsten holen würde.
    Zamorra nahm Kontakt mit anderen Häftlingen auf. Ein weiches Milchgesicht mit Namen Frank Cool meinte: »Santanas Ära geht demnächst zu Ende.«
    »Wer sagt das?« fragte Zamorra den unscheinbaren Mann, der aus Spaß am Töten drei

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