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0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

Titel: 0053 - Der Hexer aus der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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seltsame Kraft ausging. Eine unsichtbare Schwingung, die die Atmosphäre auf eine unerklärbare Weise veränderte.
    Hoffnung, Zuversicht, Vertrauen fühlte Nicole in ihrer Brust keimen. Die Angst nahm ab. Sie wähnte sich mit einemmal dem Hexer gewachsen, glaubte, ihn nicht mehr fürchten zu müssen.
    »Nicole!«, rief Bill unten.
    »Ich komme schon!«, antwortete Zamorras Sekretärin. Die Kette rasselte in ihrer Hand. Sie trat kurz ans Fenster und blickte in die unwirtliche Nacht hinaus. Der Hund heulte immer noch gespenstisch. Über die düsteren Sträucher, die das Grundstück bedeckten, strich ein rauschender Wind. Er zerwühlte die Blätter und schüttelte die Büsche bis in die Wurzeln hinab.
    Nicole wandte sich vom Fenster ab und verließ Zamorras Zimmer, nachdem sie die Lederschatulle wieder an ihren Platz gelegt hatte.
    Bill erwartete sie voll Ungeduld. Er hatte einen Feuerhaken in der Faust.
    »Was willst du denn damit?« fragte Nicole erstaunt.
    »Entweder ich verjage den Köter, oder ich erschlage ihn! Jedenfalls bin ich nicht gewillt, mir dieses entsetzliche Geheul noch länger anzuhören.«
    »Soll ich mitkommen?«
    Bill schüttelte mit schmalen Lippen den Kopf. »Du bleibst besser hier.« Er ging und warf sich einen Mantel über, ehe er das Haus verließ. Der kühle Wind fegte ihm ins Gesicht und nahm ihm für einen Moment den Atem.
    Mit angewiderter Miene blieb er stehen, um sich nach dem Geheul zu orientieren. Die ganze unheimliche Nacht war irgendwie in Bewegung, geriet in Unordnung.
    Bill warf einen scheuen Blick zu dem kleinen Friedhof hinüber, auf dem Carl Lyman bestattet worden war. Sofort krabbelten ihm eiskalte Finger über den Nacken.
    Er drehte sich vom Friedhof schnell weg: Da! Plötzlich war ihm, als husche jemand zwischen zwei Büschen hindurch. Kein Hund.
    Eine schwarze Gestalt. Aufrecht. Und nur für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen. So kurz, dass Fleming daran zweifelte, tatsächlich jemanden erblickt zu haben. Trotzdem wollte er der Sache sofort nachgehen. Mit federnden Sprüngen eilte er auf die Büsche zu. Irgendwo knackte ein trockener Zweig. War der Wind daran schuld?
    Bill hob den Feuerhaken. Der Hund heulte immer noch. Fleming presste die Kiefer fest aufeinander. Er spürte den kalten Wind nicht mehr, der sein Haar zerzauste. Mit einemmal war ihm heiß. Das Jagdfieber hatte ihn gepackt.
    Mit angehaltenem Atem jagte er auf die Stelle zu, wo er die vermeintlich gesehene Person vermutete. Er war bereit, zu kämpfen, falls dies erforderlich sein sollte. Doch da war niemand, der ihn angriff. Da war überhaupt niemand. Bill entspannte sich erleichtert.
    Die nächsten Atemzüge waren für ihn eine Wohltat.
    Plötzlich ein Knistern halbrechts. Bill zuckte herum. Seine scharfen Augen versuchten die Dunkelheit zu durchdringen. Die Büsche zitterten. Raschelnd rieben sie ihre Blätter aneinander.
    »Ist da jemand?« fragte Bill voller Misstrauen. Den Feuerhaken, den er zuvor hatte sinken lassen, nahm er nun sofort wieder hoch.
    »Hallo! Ist da jemand?« Der kühle Wind fegte ihm unter den Mantel und machte seinen Schweiß zu einer kalten Schicht, die seinen Körper bedeckte.
    Entschlossen schritt er weiter. Aber auch hier entdeckte er niemanden. Ein ähnliches Geräusch kam aus einer anderen Richtung. Bill gab es auf. Hier trieb der Wind sein spöttisches Spiel mit ihm. Und er war dumm genug, sich von ihm narren zu lassen. Ärgerlich überhörte er von nun an, was um ihn herum knisterte, flüsterte und knackte. Er konzentrierte sich nur noch auf das unheimliche Jaulen des Hundes, dessentwegen er aus dem Haus gekommen war. Die Klagelaute entfernten sich. Bill blieb einen Moment stehen. Er fragte sich, ob es ratsam war, noch weiter vom Haus fort zu gehen. Nicole war allein. Zamorra hätte es ihm niemals verziehen, wenn dem Mädchen etwas zugestoßen wäre. Und er selbst hätte es sich ebenfalls bis an sein Lebensende vorgeworfen.
    War dieses Heulen einer von Lymans heimtückischen Tricks?
    Wollte er Bill nur weit genug vom Haus fortlocken, um mit Nicole Duval dann allein zu sein? Jetzt schwoll das Jaulen wieder an. Bill wurde sofort wieder wütend. Mit schnellen Schritten hastete er darauf zu.
    »Na warte, du verdammtes Biest!«, fauchte er aufgeregt. »Dir werd’ ich’s geben. So unverschämt wie du hat meine Nachtruhe noch keiner gestört.«
    Plötzlich verstummte das Klagen des Hundes. Bill stieß mit dem Fuß gegen einen kindskopfgroßen Stein. Er hob ihn sofort auf und ging noch

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