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0053 - Die Geisterhand

0053 - Die Geisterhand

Titel: 0053 - Die Geisterhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Kollegen und ging mit Jane zum Lift. Unterwegs fragte sie mich: »Sag mal, willst du Suko nicht mitnehmen?«
    »Aber sicher«, antwortete ich. »Glaubst du im Ernst, ich stelle mich völlig allein zwischen ein paar hundert Jahre Zuchthaus? Das ist mir zu gefährlich. Lebensmüde bin ich nicht…«
    ***
    Mit urwüchsiger Kraft riß der Werwolf den Gullydeckel hoch. Er schleuderte ihn weit hinter sich und lauschte dem scheppernden Geräusch nach, als der Deckel über die Straße rollte.
    Dämpfe und faulig riechende Luft quollen ihm aus dem Gully entgegen. Witternd hob er die Schnauze, und als in der Ferne das Scheinwerferpaar eines Wagens auftauchte, verschwand er blitzschnell in dem engen Schacht. Er hatte sich sehr beeilt und verfehlte die beiden obersten Stufen der schmalen Eisenleiter.
    Mit einem Schrei fiel er in die Tiefe.
    Wütend und schmerzerfüllt jaulte er auf, als er sich die linke Schulter stieß. Er richtete sich auf und preßte seine rechte Pranke auf die getroffene Stelle.
    Oben auf der Straße quietschten Reifen. Eine Wagentür knallte, und das wütende Gesicht des Fahrers erschien dicht oberhalb der Gullyöffnung.
    Hastig zog sich der Werwolf zurück. Es fehlte ihm gerade noch, daß er jetzt entdeckt wurde.
    Der Mann schimpfte auf die Unverantwortlichkeit und schob diese Tat Rockern in die Schuhe. Das kümmerte den tauben Werwolf nicht, er schlich bereits durch einen niedrigen Gang auf einen breiteren Kanal zu, durch den das Abwasser gurgelte.
    Die braune Brühe schoß an ihm vorbei. Manchmal wirbelte das Wasser Dreck und Kot an die Oberfläche, die von blasigen Schaumstreifen begleitet wurden.
    Für das alles hatte der Werwolf keinen Blick. Ihm kam es darauf an, so rasch wie möglich die Flucht zu ergreifen und ungesehen wieder an die Oberfläche zu kommen.
    Obwohl er eine Bestie war, dachte und handelte er wie ein Mensch. Aber vielleicht war es der reine Instinkt, der ihn voranpeitschte. Die Steine, über die er lief, waren glitschig. Er mußte achtgeben, daß er nicht stürzte. Er lief dicht an der gemauerten Wand entlang, stützte sich manchmal mit der linken Pranke ab und merkte nicht, daß der Trittweg schmaler wurde.
    Da passierte es.
    Er rutschte mit dem rechten Fuß aus, konnte sich nicht mehr halten und klatschte in die Brühe.
    Sofort saugte sich das Fell voll Wasser, und dann schlug die Flüssigkeit über ihm zusammen.
    Der Kanal war nicht tief, so daß der Werwolf keine Mühe hatte, wieder an die Oberfläche zu steigen. Als er stand, reichte ihm das Wasser bis an die Hüfte.
    Er schüttelte sich.
    Klatschig hing das Fell an seinem Körper. Er sah aus wie eine zweite, dicke Haut.
    Die Bestie kletterte aus dem stinkenden Kanal. Vorsichtig schlich sie weiter. Ihre gelben Augen leuchteten gefährlich. Immer wieder suchte er nach Seitenschächten, die zu den Gullys führten, damit er an die Oberfläche klettern konnte.
    Die einzelnen Kanäle waren randvoll. Es hatte in den letzten Tagen geregnet. Hinzu kam die Schneeschmelze, die das Londoner Kanalnetz noch nicht völlig verdaut hatte.
    An manchen Stellen schäumte der Kanal regelrecht über, so daß die Fluten über die schmalen Gehwege strömten. Hin und wieder hingen durch Gitter geschützte Lampen an der Rundbogendecke. Ihre milchigen Lichter waren nur mehr helle Flecken in der Dunkelheit.
    Der Werwolf keuchte vom angestrengten Laufen. Es war Pech, daß man ihn entdeckt hatte. Er fragte sich nur, wie er die Panne seinem Herrn und Meister beibringen sollte. Zu seinem Glück war der Lieferwagen gestohlen, so daß diese Spur schon mal wegfiel. Und Fingerabdrücke von ihm waren auch nicht registriert.
    Dann sah er den schmalen Seitenstollen. Er führte nach links, und im Licht einer kleinen Deckenlampe schimmerte das Eisen einer in die Höhe führenden Leiter.
    Die Rettung!
    Der Werwolf hangelte sich die Sprossen hoch. Es bereitete ihm Schwierigkeiten, den plumpen unförmigen Körper zu bewegen. Immer wieder stieß er sich an, und jedesmal drang ein wütendes Knurren aus seinem Maul.
    Doch der Werwolf gab nicht auf. Er kletterte höher und höher. Aus seinem Fell tropfte das Wasser. Dann berührte er mit seinem Kopf den Gullydeckel.
    Der saß fest.
    Der Werwolf zog den Schädel ein, duckte sich ein wenig zur Seite, hob aber die linke Schulter an, um kräftig gegen den Gullydeckel zu drücken.
    Er brauchte einen zweimaligen Anlauf, bevor der Deckel sich bewegte.
    Seine Situation war nicht gerade beneidenswert. Zum einen fiel er durch sein

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