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0053 - Die Geisterhand

0053 - Die Geisterhand

Titel: 0053 - Die Geisterhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Aussehen schon genug auf, zum anderen wiederum wußte er nicht, wo er herauskam. Eine belebte Straße konnte es nicht sein, denn bisher war noch kein Wagen über den Gullydeckel gefahren.
    Beim dritten Versuch klappte es.
    Der Deckel fiel.
    Keuchend kletterte die Bestie aus der Öffnung. Er streckte vorsichtig den Kopf heraus und schaute sich nach allen Seiten sichernd um. Er hatte Glück gehabt. Die Straße lag einsam im Licht einiger trüber Laternen. Den am Rand geparkten Wagen nach zu urteilen, handelte es sich um eine Einbahnstraße.
    Yürosch stemmte sich mit beiden Pranken ein und stieg dann in voller Körpergröße aus der Öffnung. Der Deckel war ein Stück zur Seite gerollt. Yürosch machte sich erst gar nicht die Mühe, ihn wieder auf das Gullyloch zu setzen.
    Geduckt hetzte er über die Straße. Seine Füße klatschten auf den Asphalt. In einer Türnische fand er Deckung.
    Hier blieb er erst einmal stehen. Die Straße gehörte nicht mehr zu den Slums. Alte Wohnhäuser rahmten sie ein. Als hinter ihm das Flurlicht durch das kleine Guckfenster der Haustür fiel, zuckte er zusammen und machte, daß er wegkam. Er drückte sich in eine Einfahrt, landete auf einem Hof, dessen Mittelpunkt ein selbstgebastelter Sandkasten für Kinder bildete.
    Die Blicke der Bestie strichen erst an den Hauswänden hoch und erreichten den Himmel.
    Klar und deutlich stand dort der volle Mond.
    Die Bestie merkte das Ziehen in seinem Körper, konnte nicht anders und heulte die runde fahlgelbe Scheibe an.
    Klagend hallte der Laut durch die Nacht und wurde in dem engen Hofgeviert durch die Hauswände als Echo noch verstärkt.
    Ziemlich weit oben wurde ein Fenster aufgerissen. Der Umriß eines Mannes erschien.
    »Verdammte Katzen!« fluchte der Mann.
    Yürosch verließ seinen Platz und huschte auf eine Wand zu. Er preßte sich hart dagegen, so daß der Schatten ihn deckte.
    Der Mann schloß das Fenster wieder.
    Der Werwolf aber fand eine nicht verschlossene Hintertür und gelangte in einen Flur. Er lief hindurch, erreichte die Parallelstraße und spürte plötzlich wieder das mörderische Reißen und Ziehen im Körper, das immer dann einsetzte, wenn die Rückverwandlung dicht bevorstand.
    Es war wieder soweit.
    Die Bestie bekam kaum Luft. Sie taumelte wie ein Betrunkener, fiel gegen die Hauswand, stützte sich ab, torkelte weiter, keuchte und stöhnte.
    Zum Glück sah ihn niemand.
    Langsam trat das Fell zurück. Die spitze Schnauze wurde flacher. Auch die Zähne bildeten sich wieder auf ein Normalmaß. Pranken verwandelten sich in Hände, Tatzen in Füße.
    Aus der Bestie wurde wieder ein Mensch. Nur die Kleidung, die war zerrissen und hing nur noch in Fetzen um seinen Körper.
    Die Schuhe hatte Yürosch von den Füßen geschleudert, so daß er jetzt barfuß weiterlaufen mußte.
    Das machte ihm nichts aus. Er war früher immer ohne Schuhe gelaufen, damals, im Hochland von Anatolien.
    Er kannte sich in London aus und fand bald die Straße wieder, in der das Theater lag.
    Soeben verließen die Zuschauer die Vorstellung.
    Yürosch drückte sich an ihnen vorbei.
    Manch böser Blick wurde dem in Lumpen gekleideten Yürosch zugeworfen. Er hatte jedoch nur ein geringschätziges Lächeln für die Arroganz der Ladies übrig. – Sie würden seinem Meister in die Falle gehen.
    Alle…
    Durch einen Seiteneingang schlich er in das Innere des Theatergebäudes.
    Dann lief er auf dem direktesten Weg zur Garderobe seines Meisters. Da kein Schild vor der Tür hing, trat er ein, ohne anzuklopfen.
    Der Meister saß vor dem Spiegel. Seine Augen wurden groß, als er den Türken sah.
    »Schon zurück?« fragte er. Yürosch las ihm jedes Wort von den Lippen ab. Er konnte sich als Tauber wie ein normaler Mensch verständigen.
    »Ja, Herr!«
    »Hast du dich verwandelt?«
    »Ja.«
    »Verdammt!« schrie Antonio Scaramanga und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    Yürosch warf sich vor den Pianisten auf die Knie. »Ich konnte nicht anders, Herr. Es kam so plötzlich. Auf einmal war es da. Bitte, glaub mir.«
    »Aber noch vor Mitternacht!«
    »Genau weiß ich auch nicht, was mit mir geschehen ist. Aber während der Fahrt…«
    »Der Fahrt?« Plötzlich trat ein lauernder Ausdruck auf Scaramangas Gesicht. »Berichte!«
    »Sofort, Herr, sofort…«
    Der Werwolf erhob sich, doch Scaramanga machte mit dem Daumen ein Zeichen, daß er wieder auf die Knie sollte.
    Yürosch fiel nieder.
    Dann erzählte er. Stockend und mit heiserer Stimme. Hilflose Gesten begleiteten

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