0054 - Die grüne Hölle von Florida
von da an hörte man jenseits des Gesetzes in Fort Lauderdale nur noch auf Drue Londons Kommando.
London organisierte die Gang straffer, und er trennte sich von den Leuten, die in seinen Augen nichts taugten. Wenn sie Glück hatten, durften sie Fort Lauderdale verlassen. Wenn sie Pech hatten, blieben sie in der Stadt. Für immer. Auf dem Friedhof!
Drue London ließ sich soeben von einem Mulatten kräftig durchkneten. Der Gangboß lag auf dem Massagebett im Schwimmbad seines Hauses und genoß die Knetbewegungen mit geschlossenen Augen.
Das Telefon schnarrte.
Obwohl es in Londons Reichweite stand, ließ er es sich vom Mulatten geben. Der Dunkelhäutige mußte den Hörer für ihn abnehmen und ihn ihm ans Ohr halten.
»Ja«, bellte er in die Sprechrillen.
Am anderen Ende der Leitung war der Pförtner, der den Boß von Al Converses und Wyatt Pistillis Ankunft unterrichtete.
Auf ein Zeichen Drue Londons legte der Mulatte den Hörer auf die Gabel zurück. Der Gangboß stieg vom Massagebett.
»Meinen Frotteemantel!«
Der Dunkelhäutige half ihm, den Bademantel anzuziehen. Drue London schlüpfte in die Pantoffel, schlang den Seidenschal um seinen fetten Hals und verließ das Schwimmbad.
Er empfing Converse und Pistilli im Living-room. Hier waren Reichtümer angehäuft. An den Wänden hingen Gemälde, die sich ein Durchschnittsbürger niemals leisten konnte.
Während sich Drue London eine Zigarre anzündete, hörte er sich an, was ihm seine Männer zu berichten hatten.
Mit Vergnügen hörte der Bandenchef, wie Wyatt Pistilli mit Terence Robards umgesprungen war. Er nickte zufrieden und brummte, während er die Glut seiner Zigarre betrachtete: »Das wird ihm eine Lehre sein.«
»Der blecht morgen garantiert, Boß«, sagt Al Converse überzeugt. »Robards hat nicht den Mut, uns die Moneten noch länger schuldig zu bleiben. Da verkauft er schon lieber seinen Familienschmuck – woraus immer der bestehen mag.«
Converse lachte.
Pistilli stimmte in dieses Gelächter mit ein.
Über Drue Londons Nasenwurzel bildete sich eine V-Falte. »Er wird doch nicht so verrückt sein, sich an die Bullen um Hilfe zu wenden, oder?«
»Er weiß, daß wir ihm dann den Hals umdrehen«, sagte Pistilli. »Und er weiß bestimmt auch, daß ihn davor kein Cop bewahren könnte.«
Drue London war rundum zufrieden. Er entließ seine Männer mit dem Versprechen, daß er die Prämie, die er ihnen in Aussicht gestellt habe, nicht vergessen werde.
Converse und Pistilli verließen das Haus des Gangsterbosses. Den Ärger mit jenem Unheimlichen, der ihnen hinter Terence Robards’ Bar begegnet war, hatten sie wohlweislich nicht erwähnt, denn dabei hatten sie keine allzu gute Figur gemacht. Drue London mußte nicht alles wissen. Es genügte, wenn er von den Erfolgen erfuhr.
Al Converse schloß den Wagenschlag auf und setzte sich hinter das Lenkrad. Wyatt Pistilli ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. Converse fuhr los. Er fuhr am Ocean World-Seaquarium vorbei und setzte den Komplizen kurz dahinter ab. Pistilli war hier zu Hause.
Der bullige Gangster wies mit dem Kinn auf ein gegenüberliegendes Lokal – seine Stammkneipe.
»Wollen wir noch einen zusammen zur Brust nehmen, Al?«
Converse rümpfte die Nase. »Ich bin müde. Ich horch’ lieber mal 'n bißchen an der Matratze.«
»Ob noch alle Flöhe drin sind, wie?«
»Die Volkszählung war gestern abend«, erwiderte Converse schmunzelnd.
Er setzte die Heimfahrt fort. Im Rückspiegel sah er Wyatt Pistilli in dem Haus verschwinden, in dem er wohnte. Es war ein relativ neuer Bau. Converse beneidete seinen Komplizen um dessen Apartment.
Schon seit einem halben Jahr suchte Al Converse eine ähnliche Wohnung, wie Wyatt Pistilli sie hatte. Bislang hatte er noch nichts gefunden, das ihm optisch und finanziell zugesagt hätte.
Die Straße, in die er einbog, war schlecht beleuchtet. Trübes Licht erhellte den Durchgang zum Hinterhof eines grauen Gebäudes. Al Converse entdeckte davor einen Parkplatz. Er faltete sich aus dem Wagen und warf die Tür hinter sich zu. Mit einem schmatzenden Geräusch fiel sie ins Schloß.
Jetzt, wo er allein war, fiel ihm wieder jener unheimliche Kerl ein, der über so enorme Kräfte verfügt hatte. Spielend war es ihm gelungen, mit ihm fertigzuwerden.
Und als sie beide dann auf dem Boden gelegen hatten, hatte er den bulligen Freund in die Gurgel beißen wollen.
Welcher Mensch mit klarem Verstand tat so etwas?
Mensch! War der seltsame Kerl überhaupt ein Mensch
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