0054 - Die grüne Hölle von Florida
wo die Erscheinung gestanden hatte, war leer.
Der Gangster zerbrach sich den Kopf. Womit hatte er es hier zu tun? Mit einem Spuk, der fliegen konnte?
Nervös drehte sich Al Converse um. Es war wohl vernünftiger, der Sache nicht auf den Grund zu gehen. Besser, er ließ sie auf sich beruhen und sah zu, so rasch wie möglich in seine Wohnung zu kommen.
Gedacht, getan.
Mit eiligen Schritten legte er den Rest des Weges zurück. Er erreichte eine schmale Tür. Als er sie öffnete, vernahm er zum drittenmal jenes unheimliche Flappern.
Etwas Lederartiges streifte seinen Kopf. Mit einem krächzenden Schrei wirbelte er herum… und da sah er ihn wieder – jenen Kerl, der mit dem Teufel im Bunde sein mußte.
Mordlust flackerte in den Augen des Fremden.
Kein Wunder, daß bei Al Converse in diesem Moment der Verstand aushakte.
***
Als sie Clive Brooks bleiches Gesicht sahen, bombardierten sie uns sofort mit Fragen. Der junge Sänger schwieg. Er wollte nicht über sein grauenerregendes Erlebnis sprechen.
Ich tat es für ihn.
Rachel March blickte mich mit großen Augen an. Sie schien mich zu bewundern, weil es mir gelungen war, den Vampir zu vertreiben.
Clive Brook blieb der tödliche Biß des Blutsaugers erspart. Aber ich hatte nicht verhindert, daß auch andere Menschen vor Schaden bewahrt blieben.
Ich rechnete damit, daß sich der Vampir noch in dieser Nacht ein anderes Opfer suchen würde. Vielleicht hatte er sogar schon eines gefunden. Dieser Gedanke quälte mich.
»Zubin Zagarro«, murmelte Suko neben mir. »Er ist also bereits nach Fort Lauderdale zurückgekehrt.«
»Können Sie den Vampir beschreiben, Clive?« erkundigte sich Rachel March. Sie war erregt. Kleine rote Flecken hatten sich an ihren Wangen gebildet.
Clive Brook blickte zu Boden, als könne er dort die Erscheinung noch einmal sehen. »Er war groß und hager. Er hatte sehnige Hände. Finger wie Spinnenbeine. Sein Blick war zwingend. Eine hypnotische Kraft ging davon aus. Sein Kopf war schmal. Er hatte dunkles, vielleicht sogar schwarzes Haar, und seine Lippen waren dünn und blutleer. Leichenblaß war sein Gesicht, und seine Augenzähne blitzten wie zwei Elfenbeindolche. Ich habe in meinem Leben noch nie einen so häßlichen Gesichtsausdruck gesehen…«
Clive Brook brach ab.
Immer mehr Hotelgäste umringten uns.
Ed Melville – volltrunken und mit erheblicher Schlagseite – wies auf den Manager der Sängergruppe und sagte mit schwerer Zunge: »Sehen Sie, Sie verdammter Klugscheißer! Es gibt keine Vampire, haben Sie behauptet. So etwas wäre bloß 'n Märchen. Nicht einmal Kinder sollte man heute damit erschrecken können… Verdammt, warum haben Sie nicht auf mich gehört, Wooley? Warum mußten Sie auf die weiße Fledermaus schießen?«
Butch Wooley senkte betroffen den Blick. »Ich… Es tut mir leid. Ich konnte doch nicht ahnen…«
»Ich hab’s Ihnen doch gesagt. Aber Sie hielten sich für gescheiter. Was nicht sein darf, das gibt es nicht, nicht wahr? Was in den kommenden Nächten vorfällt, geht alles auf Ihr Konto, Wooley! Clive Brook hatte noch mal Schwein. Aber vielleicht hat bereits in dieser Minute ein anderer Mensch weit weniger Glück als er. Es wird Tote geben. Zubin Zagarro wird wie eine tödliche Krankheit durch Fort Lauderdale ziehen. Angst und Schrecken werden in jedem Haus wohnen. Und all das wird man Ihnen anlasten!«
»Schluß, Mr. Melville!«
»Man muß Ihnen bewußt machen, für welche Katastrophe Sie verantwortlich sind, Mr. Wooley!«
»Ich will nichts mehr davon hören!«
»Oho, Sie scheinen es sich verflucht einfach machen zu wollen. Natürlich – Sie bleiben ja nicht allzu lange in Fort Lauderdale. Sie bestreiten mit Ihrer Gruppe den Sängerwettbewerb und fliegen danach wieder nach New York zurück, nicht wahr? Was hier weiter geschieht, das kratzt Sie dann nicht mehr, denn in ein paar Tagen sind Sie so weit vom Schuß entfernt, daß Sie und Ihre Schützlinge nichts mehr zu befürchten haben. Aber was wird aus uns? Aus den Leuten, die hierbleiben? Haben Sie sich das schon mal überlegt?«
»Herrgott noch mal, glauben Sie, daß es etwas bringt, wenn Sie andauernd auf mir herumhacken?« herrschte Butch Wooley den Schiffsbesitzer an.
»Ich wollte, ich hätte die Fahrt in die Everglades nie mit Ihnen gemacht«, knurrte Ed Melville.
»Daran ist nun nichts mehr zu ändern!« behauptete Wooley. Sein Blick streifte Clive Brook, der sich von seinem Schock noch immer nicht erholt hatte.
Der Manager meinte, man
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