0054 - Die grüne Hölle von Florida
welchem Wege Zubin Zagarro in die Wohnung seines Opfers gelangt war.
Der Tote war mit einem Laken zugedeckt.
Suko bückte sich und schlug es zurück. Im selben Moment hörte ich, wie mein Freund und Kampfgefährte die Luft geräuschvoll einsog.
Ich wußte, weshalb er das getan hatte.
Auch mir war es sofort aufgefallen.
Das Gesicht des Gangsters war hölzern. Seine Wangen waren eingesunken. Die Lippen wirkten blutleer. Doch all das beunruhigte Suko und mich nicht so sehr wie die Tatsache, daß Al Converses Augenzähne bereits länger geworden waren!
Die Saat des Bösen war in ihm bereits aufgegangen.
Wir hatten einen neuen Vampir vor uns.
Genau das hatte ich befürchtet, deshalb war ich mit dem Captain hierher gefahren. Deshalb hatte ich meinen Spezialkoffer mitgebracht.
Um zu verhindern, daß dieser Tote sich wieder erhob und mordend wie sein Meister Zubin Zagarro durch Fort Lauderdale zog.
***
»Nun?« sagte Captain Pagett. »Haben Sie sich den Mann gründlich angesehen, Sinclair?«
Ich nickte mit ernster Miene.
»Kann ich ihn abtransportieren lassen?« fragte Basil Pagett.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Captain. Noch nicht.« Ich wandte mich an Suko: »Schließ bitte die Tür.«
Mein Partner kam dieser Aufforderung unverzüglich nach. Breitbeinig blieb er an der Tür stehen, so daß keiner das Wohnzimmer betreten konnte. Basil Pagett schaute mich irritiert an.
»Was soll das, Sinclair?«
»Ich muß mit Ihnen allein reden, Captain.«
Pagett verschränkte die Arme vor der voluminösen Brust. »Okay. Ich höre.«
Ich wies auf Al Converse. »Sehen Sie sich den Toten einmal genau an, Captain.«
Basil Pagett tat mir den Gefallen. »Und?«
»Fällt Ihnen nichts an ihm auf?«
»Nein. Geben Sie mir einen Tip, Sinclair.«
»Seine Zähne.«
»Die Augenzähne sind erstaunlich lang.«
»Ich wette mit Ihnen, daß sie das vor einer Stunde noch nicht waren, Captain.«
»Was wollen Sie damit sagen? Daß sie erst nach Al Converses Tod so lang geworden sind?«
»Genau.«
»Lieber Himmel, dann wäre der Mann ja jetzt… Mein Gott, Sinclair, wissen Sie, was das bedeutet?«
»Ich weiß es«, erwiderte ich ernst. »Converse ist kein Mensch mehr. Er wurde zum Vampir.«
Der Captain raufte sich die grauen Haare. »Wird er aufstehen und dasselbe tun, was Zubin Zagarro tut?«
»Das wird mit Sicherheit geschehen, wenn ich ihn nicht erlöse.«
»Wie wollen Sie das denn anstellen, Sinclair?«
»Ich brauche dazu Ihr Einverständnis, Captain.«
»Zuerst muß ich wissen, was Sie vorhaben. Ich hoffe, Sie bringen mich nicht in Schwierigkeiten.«
»Das liegt nicht in meiner Absicht.« Ich sah Basil Pagett ernst an. »Captain, ich muß diesem Toten einen Holzpfahl durchs Herz treiben.«
»Großer Gott, Sinclair, das ist Leichenschändung!«
»Nicht in diesem Fall. Wie ich schon sagte: Converse ist kein Mensch mehr. Wir haben es hier mit einem gefährlichen Vampir zu tun, der unter den Menschen ein schreckliches Blutbad anrichten wird, wenn wir es nicht verhindern.«
Captain Pagett massierte seinen Nacken. Er wollte mir glauben, was ich sagte. Aber als Polizeibeamter durfte er mir das, was ich vorhatte, nicht gestatten.
Erlaubte er es mir aber nicht, dann gab es ab sofort einen zweiten Blutsauger in Fort Lauderdale.
Pagett saß gehörig in der Zwickmühle.
Er konnte sich so oder so entscheiden – es würde Ärger geben.
»Gibt es denn keine andere Möglichkeit…«, stöhnte er.
»Leider nein.«
»Verdammt…«
»Wenn es Ihr Gewissen erleichtert, verlassen Sie den Raum. Gehen Sie zu Ihren Leuten. Hier drinnen werden Sie nicht gebraucht. Damit komme ich schon mit meinem Partner zurecht.«
Captain Pagett seufzte geplagt. »Es ist wohl das kleinere Übel, in diesem Fall beide Augen zuzudrücken.«
Suko trat zur Seite.
Basil Pagett verließ den Raum. Ich winkte Suko zu mir. »Paß auf«, sagte ich zu meinem chinesischen Partner, »wenn ich ihm den Pfahl auf die Brust setze, hältst du ihn an den Schultern fest, damit er sich nicht aufbäumen kann.«
»Okay, John.«
Suko kniete sich neben Al Converses Kopf. Das asiatische Gesicht meines Freundes war ohne jeden Ausdruck. Ich wußte dennoch, daß sein Herz in diesem Augenblick schneller schlug. Genau wie meines.
Rasch öffnete ich meinen Spezialkoffer, der ein Sicherheitsschloß besaß. Machte sich ein Unbefugter daran zu schaffen, strömte aus einer Düse betäubendes Gas aus.
Ich griff nach dem Pfahl und beugte mich über den Untoten.
Suko hielt die
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