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0054 - Die grüne Hölle von Florida

0054 - Die grüne Hölle von Florida

Titel: 0054 - Die grüne Hölle von Florida Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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zaghaft geöffnet, und Sukos Augenstern steckte den Kopf herein. Mein Freund bekam sogleich glitzernde Augen. Er straffte seine Muskelpakete und sah plötzlich aus, als wäre er taufrisch und habe eben erst mindestens zwölf Stunden geschlafen.
    »Ist es unverschämt, Sie um diese Zeit noch zu stören?« flötete die hübsche Journalistin.
    Suko plusterte sich auf und sagte: »Unsinn, Miß March, Sie stören niemals. Ganz gleich, wie spät es ist.«
    Er hätte an seine Freundin denken sollen und daran, daß Rachel March an meine Tür geklopft hatte und nicht an die seine. Das hätte ihm gewiß einen kleinen Dämpfer gegeben. Aber solche Kleinigkeiten übersah er mit seiner rosaroten Brille.
    »Möchten Sie auch etwas trinken?« fragte Suko freundlich.
    »Wenn ich einen Fruchtsaft haben könnte…«
    »Da müßte ich in die Bar…«
    »Dann nehme ich Scotch«, sagte das Mädchen. Suko goß sofort ein. Augenblicke später saßen wir um den ovalen Marmorcouchtisch, und Rachel March gestand uns, daß sie auf unsere Rückkehr gewartet hatte. Frauen sind von Natur aus neugierig. Rachel war es darüber hinaus auch noch von Berufs wegen. Man kann sich vorstellen, wie wißbegierig sie war.
    Sie wollte hören, was wir in unserer Abwesenheit erlebt hatten. Suko hatte die Absicht, augenblicklich loszulegen, doch ich stoppte seinen Redefluß bereits im Ansatz, indem ich ihm die Hand auf den Arm legte und leicht zudrückte. Er schaute mich abwartend an.
    Ich wandte mich an die Journalistin. »Bevor wir Sie informieren, Rachel, muß ich Ihnen ein Versprechen abnehmen.«
    »Was für ein Versprechen, John?« Sie sah mich mit ihren großen Augen so an, als hätte sie nicht die Absicht, mir irgend etwas abzuschlagen. Armer Suko.
    »Sie dürfen das, was Sie nun erfahren, nicht veröffentlichen. Keine Zeile. Aus Erfahrung weiß ich, daß solche Nachrichten sehr schnell die Runde machen – und ehe man sich’s versieht, haben wir hier in Fort Lauderdale die größte Panik, die Sie sich vorstellen können. Dazu darf es nicht kommen. Ich hoffe, Sie teilen diese Meinung mit mir.«
    Die Journalistin seufzte schwer. »Es ist meine Aufgabe, zu berichten, John. Je sensationeller die Geschichte ist, die ich bringe, desto mehr steige ich im Ansehen meines Chefredakteurs…«
    »Dann«, sagte ich hart, »müssen Sie sich Ihre Informationen von anderer Stelle verschaffen. Von Suko und mir werden Sie in diesem Fall nichts erfahren.«
    Rachel March lächelte. »Einverstanden. Wenn es auch schwerfällt.«
    Sie gab mir ihre Hand.
    Da die Angelegenheit besiegelt war, berichteten Suko und ich dem Mädchen nun von den Geschehnissen in Al Converses Wohnung. Gespannt hörte uns das Mädchen zu.
    Nachdem dieses Kapitel zu Ende war, fragte ich: »Durch Sie erfuhren wir zum erstenmal von Zubin Zagarros Existenz, Rachel. Sie sagten, Sie wollten dem Schauermärchen, das man sich über ihn erzählte, auf den Grund gehen. Was mich interessieren würde ist: Wieviel wissen Sie über den Vampir?«
    Rachel March hob die Schultern und sagte nichts.
    »Zubin Zagarro kann nur nachts sein Unwesen treiben«, fuhr ich fort. »Da ihn das Tageslicht töten würde, ist er gezwungen, sich davor zu verbergen. Haben Sie eine Ahnung, wo sich der Blutsauger tagsüber verstecken könnte?«
    Wieder hob die Journalistin die Schultern. »Ich vermute, daß er sein Versteck irgendwo in den Everglades hat.«
    »Ein Experte für die Everglades wäre Ed Melville, John«, sagte Suko.
    »Wir werden uns an ihn wenden«, sagte ich. »Vielleicht kann er uns einen brauchbaren Tip geben. Möglicherweise gibt es in den Everglades einen Ort, der von den Menschen, die sich dort auskennen, bewußt gemieden wird.«
    Suko schlug sich auf den Schenkel, daß es klatschte. »Wenn es wirklich einen solchen Ort gibt, fresse ich einen Hut mit Krempe, wenn sich dort nicht Zubin Zagarros Versteck befindet.«
    ***
    Ed Melville war schwer betrunken. Er hatte – obwohl er eigentlich bereits genug geladen gehabt hatte – auf dem Heimweg noch mehrere Male in Kneipen getankt. Nun war er sternhagelvoll. Eigentlich hätte er wie ein Bär im Winter schlafen müssen. Der Alkohol raubte ihm normalerweise die Besinnung, sobald er sich auf der Matratze ausstreckte. Doch in dieser Nacht konnte der Bootsbesitzer keinen Schlaf finden.
    Seine Nerven standen in hellem Aufruhr.
    Er schwitzte in seinem kleinen Blockhaus. Die Luft schien ihm so dick zu sein, daß man sie schneiden konnte. Es war schwül. Ed Melville wälzte sich

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