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0054 - Die grüne Hölle von Florida

0054 - Die grüne Hölle von Florida

Titel: 0054 - Die grüne Hölle von Florida Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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seufzend im Bett herum. Er stöhnte. Und er ärgerte sich, weil er keine Ruhe finden konnte.
    Was geschehen war, geisterte durch seinen Kopf.
    Zubin Zagarro war zurückgekommen.
    Dieser verdammte Butch Wooley hatte diese Katastrophe ausgelöst. Nun würde der unheimliche Blutsauger wieder Nacht für Nacht unterwegs sein und arme unschuldige Menschen anfallen.
    Ed Melville rechnete damit, daß Zubin Zagarro auch zu ihm kommen würde.
    »Nein!« ächzte Melville bei diesem schrecklichen Gedanken. »Großer Gott, nein!« Er schlug die Hände verzweifelt vors Gesicht und schluchzte. »Verhindere das! Herr im Himmel, beschütze mich vor dieser Kreatur der Hölle! Ich will nicht sterben. Nicht auf diese schreckliche Weise…«
    Aber Ed Melville hatte nicht die Kraft, Gott zu vertrauen. Er zweifelte daran, daß der Himmel ihn vor Zubin Zagarro beschützen konnte.
    »Er wird kommen«, stöhnte der Betrunkene. »In einer der nächsten Nächte, denn von meinem Boot aus wurde auf die weiße Fledermaus geschossen! Dafür wird Zubin Zagarro mich verantwortlich machen, denn ich habe den Schuß zugelassen! Heilige Madonna, was bin ich nur für ein Unglücksrabe. Womit habe ich ein so schreckliches Schicksal verdient?« Mit einem Ruck setzte sich Ed Melville auf. »Butch Wooley!« brüllte er aus vollen Lungen. »Wooley, ich verfluche Sie! Was haben Sie nur mit Ihrer grenzenlosen Dummheit heraufbeschworen!«
    Da!
    Ein Geräusch!
    Ed Melville zuckte heftig zusammen. Er hielt den Atem an und lauschte. Seine glasigen Augen rollten. Was war das gewesen? In einem Gebäude aus Holz gibt es ständig irgendwelche Geräusche. Daran gewöhnt man sich. Sie sind typisch für das Arbeiten des Holzes. Man hört sie bald nicht mehr. Aber die anderen, die atypischen Geräusche, die überhört man nicht.
    Melville hatte das Gefühl, sein Herz müsse ihm jeden Augenblick zum Mund heraushüpfen. Mit seinen schweißnassen Händen fuhr er sich übers Gesicht. Er war noch angezogen, hatte sich so, wie er nach Hause gekommen war, aufs Bett gelegt und gehofft, sofort einzuschlafen.
    Doch nun war an Schlaf nicht mehr zu denken.
    Ed Melville erhob sich.
    Ein Pochen an der Tür ließ ihn erstarren.
    Dumpf und unheimlich hörte es sich an. Drei harte Schläge waren es. Jemand begehrte Einlaß. Ed Melville rechnete damit, daß ihn jeden Moment der Schlag treffen würde.
    Wer stand vor seiner Tür?
    Zubin Zagarro?
    Melville bekreuzigte sich mehrmals blitzschnell. Er stammelte ein Gebet. Sein Blick irrlichterte durch den Raum. Womit sollte er sich bewaffnen? Er besaß einen Rosenkranz. Seine Mutter hatte ihn ihm geschenkt. Vor zehn Jahren. Und ungefähr ebenso lange hatte Melville das geweihte Stück nicht mehr gesehen. Er hatte es bekommen und in irgendeine Schublade gelegt. Nervös drehte sich Ed Melville um die eigene Achse.
    Wo war der Rosenkranz? Wo sollte er ihn suchen? Hastig eilte Melville zur Kommode. Er riß die erste Lade auf, durchwühlte sie mit zitternden Händen, riß die zweite Lade auf, dann die dritte und so weiter.
    Nichts.
    Nur seine Taschenlampe fiel ihm in die Hände.
    Während sein Herz aufgeregt gegen die Rippen hämmerte, versuchte er erneut zu lauschen. Wenn er sich nicht irrte, war in diesem Augenblick ein geisterhaftes Kratzen zu vernehmen. So als ob Krallen über die Rundstämme gezogen würden.
    Eiskalt rieselte es dem weißhaarigen Mann daraufhin über den Rücken. Er kam sich vor wie ein Vogel in einem Käfig, um den eine räuberische Katze herumschleicht.
    Er registrierte einmal Geräusche an der Vorderseite des Hauses. Dann war an der Rückfront etwas zu hören, und in diesem Augenblick vernahm Ed Melville schleifende Schritte auf dem Dach.
    Sein Kopf zuckte hoch. Er starrte nach oben. Das Kinn fiel ihm auf die Brust. Mit einemmal hielt er es in seinem Blockhaus nicht mehr aus. Die Wände schienen zusammenzurücken, als wollten sie ihn zerdrücken. Er fühlte sich hier drinnen eingeengt, in seiner Bewegungsfreiheit beeinträchtigt. Es drängte ihn ins Freie.
    Die große Angst hatte Ed Melville beinahe wieder nüchtern gemacht. Der Alkohol hatte viel von seiner Wirkung verloren. Melville konnte glasklar denken – und gerade das fand er besonders schlimm, denn dadurch wurde er sich der Gefahr, in der er sich befand, noch viel bewußter.
    Mit schnellen Schritten durcheilte er den Raum. Er erreichte die Tür und riß sie auf. Eine kühle Brise fuhr ihm wie ein kalter Todeshauch ins verschwitzte Antlitz. Er schluckte die Luft

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