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0054 - Wir und der Hellseher

0054 - Wir und der Hellseher

Titel: 0054 - Wir und der Hellseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Hellseher
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nicht. Ich kühle mir nämlich gerade das Auge, das die Burschen mir blau geschlagen haben, als sie von mir wissen wollten, von wem ich meine Informationen hätte. Entschuldigen Sie, Allyn, dass ich Ihren Namen nannte, aber ich fürchte, die Brüder hätten mich umgebracht, wenn ich den Helden gespielt hätte.«
    Allyn vergaß vor Überraschung seinen Ärger. »Sie sind auch überfallen worden?«
    »Ja, ich sagte es doch und zwar aus genau dem gleichen Grund.«
    »Haben Sie die Polizei benachrichtigt?«
    »Nein, ich hatte noch keine Zeit.«
    »Keine Zeit?«
    Durch Drolbeens Stimme schlug das Reporterfieber durch.
    »Mann, Allyn, das ist eines der großartigsten Dinge, die ich je in die Finger bekommen habe. Als Sie mir es erzählten, da war es nur eine kleine Geschichte, die sich gerade verwerten ließ, weil der Cresbyl-Mord aktuell war, aber jetzt liegt der Stoff für eine ganze Serie bereit. Nehmen Sie endlich Vernunft an, Allyn, und geben Sie mir die Adresse Ihres Onkels. Ich bekomme sie ja doch heraus. War Ihre Mutter nicht eine geborene Hamilton? Es gibt nur so verdammt viel Hamiltons in New York, sonst wüsste ich schon Bescheid. Machen Sie mit, Allyn, und ich beteilige Sie mit zehn Prozent an meinen Honoraren.«
    »Nein«, schrie Steven.
    »Sie sind ein Idiot«, brüllte Drolbeen zurück. »Sie übersehen nicht, um welche Riesensensation es sich hier handelt. Sie kennen die Tatsachen nicht. Hören Sie, Allyn. In der vorgestrigen Nacht geschah 28 ein Mord an einem Mann namens Toretti, der früher zur Tootenham-Gang gehörte. Zur Tootenham-Gang gehörte aber auch ein Bursche, der Leon Blacktum heißt, und der eine Narbe am Kinn hat. Verstehen Sie? Natürlich schweigen die Cops sich aus, aber heute Morgen wurde Irene Cresbyl aus der Haft entlassen. Verstehen Sie immer noch nicht? Die Aussagen Ihres Onkels entsprechen den Tatsachen! Die Polizei glaubt selbst nicht mehr an Irene Cresbyls Schuld. Allyn, das wird mein größter Erfolg, und ich bringe den Artikel, selbst auf die Gefahr, dass der FBI-Beamte mir das andere Auge auch noch blau schlägt. Wenn Sie vernünftig sind, kommen Sie her und erzählen Sie mir auch Ihre Erlebnisse.«
    »Ich wollte das FBI benachrichtigen«, antwortete Ally, und der Reporter hörte gut das Zögern in seiner Stimme.
    »Benachrichtigen Sie die G-men in zwei Stunden«, sagte er. »Wenn wir mit unserer Story im Druck sind, hält kein Mensch mehr ihr Erscheinen auf.«
    »Mein Onkel…«, zögerte Allyn noch.
    »Zum Henker, was soll ihm passieren? Wenn Sie wollen, rufen Sie ihn an und sagen Sie ihm, er soll in ein Kino gehen. In zwei Stunden können Sie ihm eine FBI-Wache vor das Haus stellen lassen, vorausgesetzt, das FBI ist dazu bereit.«
    »Und ich bekomme zehn Prozent?«
    »Zehn Prozent bekommen Sie, wenn Sie endlich herkommen.«
    »Ich komme«, sagte Allyn, und seine guten Vorsätze zerrannen.
    ***
    Obwohl Drolbeen behauptet hatte, nach zwei Stunden könne Allyn den alten Hamilton unter Polizeischutz stellen lassen, so verstand er es dann doch, den jungen Mann so lange in der Redaktion festzuhalten, bis das erste, druckfeuchte Exemplar von New York Look vor ihnen auf dem Schreibtisch lag, und das war erst um vier Uhr morgens der Fall.
    Genießerisch überlas Drolbeen seine über zwei volle Seiten gehende Story, die unter der Schlagzeile lief: Der unbekannte Hellseher behielt recht! Er wiederholte noch einmal die Voraussage, schilderte ausführlich die beiden Morde, betonte, dass die Polizei selbst nicht mehr an Irene Cresbyls Schuld glaubte, wie durch die Freilassung der Frau bewiesen sei, erging sich in dunklen Andeutungen, welche Rolle John Cresbyl in Gangsterkreisen gespielt haben mochte, und gipfelte schließlich in den Berichten über das Interesse, das geheimnisvolle Gangster an dem nicht minder geheimnisvollen Hellseher nahmen. Steven Allyns Bild erschien mit der Unterschrift: Der Neffe des Hellsehers, der von den Ga/igstern brutal zusammengeschlagen wurde.
    Und ganz zum Schluss versprach Drolbeen seinen Lesern:
    Morgen wird New York Look Ihnen das Bild des Hellsehers zeigen.
    »Hören Sie, Stev«, sagte er. »Legen Sie sich zwei oder drei Stunden hier auf die Couch und schlafen Sie sich aus. Können wir Ihren Onkel um sieben Uhr stören? Na also, ich denke, wir gehen dann gleich zusammen zu ihm hin. Ich brauche unbedingt ein paar Fotografien, und vielleicht lässt er sich einige Voraussagen entlocken, die man verwerten kann. Frage: Wer ist der Mörder von John Cresbyl?«
    Er

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