0055 - Der Schatten des Overhead
Mutter gesprochen? Wieso konnte sie ihm ansehen, daß er auf dem Planeten des ewigen Lebens Wanderer zusammen mit Ralph Sikeron und anderen Mutanten die Zelldusche erhalten hatte und damit über sechs Jahrzehnte hinaus nicht alterte?
Er bestürmte sie, es ihm zu erklären, aber die Allweise Mutter der Volater schien jetzt menschlich und weise zu lächeln; sie lehnte eine Erklärung ab.
Sie wurde noch mehr Königin! Sie strahlte Klugheit, Ruhe und die Weisheit des Alters aus. Mehr und mehr verlor sie für Fellmer Lloyd ihr insektenhaftes Aussehen. Immer intensiver wurden zwischen ihnen die gedanklichen Kontakte. Sie saß wie er. Ein Gewebe aus Pflanzenfasern war ihre Unterlage. Blattwerk, das nicht welkte, machte den Schmuck ihres Thronsaales aus. Diese Wabe war um ein Vielfaches größer als jede andere.
Niemand störte sie, und die Allweise Mutter hatte Zeit! Sie war keine Herrscherin, sie war der ruhende Pol der Volater und das mit Verantwortung und Arbeit überlastete Idol!
Lloyd drängte sie nicht von Ralph Sikeron zu sprechen. Sie brachte selbst das Thema auf ihn.
„Er war einmal in diesem Raum, Fellmer Lloyd. Er verbarg genauso wie du, woher er kam. Er war kein Preboner, wie du kein Preboner bist. Ihr beide kommt aus der Tiefe der Sternenwelt; er wollte dorthin wieder zurück. Er starb, obwohl auch er das Zeichen des ewigen Lebens auf der Stirn trug. Ihr beide seht euch so ähnlich, und doch war er anders als du. Er konnte uns Volater sprechen hören. Deine Hörsinne aber sind taub. Du verstehst uns anders und doch ebenso gut, und ich glaube, daß eine Welt, die Ralph Sikeron und dir Mutter ist, eine schöne Welt sein muß, wie die Welt meiner Volater schön ist!"
Ergriffen nahm er ihre Gedanken auf. Er empfand es als ein unerwartetes Geschenk, der Allweisen Mutter begegnet zu sein. Seine Ehrfurcht vor fremden Völkern wuchs. Dann kam sie auf Ralph Sikerons Entdeckung zu sprechen.
„Zwei Mächte leben auf Volat - Galaktische Händler oder Arkoniden - die im Dunklen stehen und aus dem Dunklen heraus ihre Macht ausstrahlen! Sikeron hat sie erlebt und ist das erstemal vor ihnen zu uns geflohen. Ich sollte ihm raten, aber ich konnte ihm keinen Rat geben.
Dann kam er noch einmal, und wieder war er zu uns geflohen. Abermals hatten zwei Arkoniden oder Galaktische Händler mit übersinnlichen Kräften ihn aufgespürt, und bei seinem zweiten Besuch bat er mich um Erlaubnis, eine Nachricht hinterlassen zu dürfen, die seinem Nachfolger den Weg zu mir weisen sollte."
„Und als Ralph Sikeron nach Kuklon zurückkehrte, Allweise Mutter?" fragte Fellmer sie durch seine Gedanken.
„Er wußte, daß er in den Tod ging. Er mußte gewußt haben, woraus sich diese übersinnliche Macht zusammensetzte, die wir im Volat-Volk noch nie bemerkt haben. Er wußte, daß er in Kuklon erwartet wurde! Wörtlich sagte er beim Abschied: Ich wünsche dem Volat-Volk alles Glück und dasselbe Glück auch meiner Welt! - Und wirst du jetzt nicht auch erwartet, wenn du nach Kuklon zurückkehrst, Fellmer Lloyd?"
Als ihn Volat-Männer an der Grenze des großen Platzes, in dessen Mitte die Regierungswabe stand, in Empfang nahmen, drehte er sich noch einmal um, voll schwerer Ahnungen.
Schon drei Tage danach erreichte er seine Gazelle, die der Suche der Arkoniden entgangen war.
7.
Kuri Onere war nicht überrascht, den Preboner in ihrer Wohnung begrüßen zu können. Das hübsche Mädchen aus dem Volk der Springer hatte Lloyd interessante Einzelheiten zu berichten.
Zunächst überraschte sie ihn damit, daß der prebonische Mörder, dem er zufällig glich, in Kuklons Slums vor zwei Tagen dingfest und nach Prebon geschafft worden war. Dann rückte sie mit der weniger erfreulichen Nachricht heraus, einen Tag nach Fellmer Lloyds Verschwinden den Besuch Jidifs erhalten zu haben.
Mitten in ihrem Bericht stockte sie. Erstaunt musterte sie den Preboner, der einen völlig geistesabwesenden Eindruck machte, aber sie wagte nicht, ihn zu stören.
Kuri hatte den Eindruck, der Preboner sähe nach innen!
Dabei griff Lloyd in die Tasche. Wieder in neuer Kleidung, abermals nach der neuesten Mode der Arkoniden angezogen, waren die Taschen darin ein schier unerschöpfliches Behältnis für zwei etwas massiv wirkende Strahler.
Die Arkon-Administration auf Volat sah es nicht gern, wenn seine Bewohner mit Thermostrahlern in der Stadt herumliefen, und hatte das unlizenzierte Tragen solcher Gewaltmittel unter empfindliche Strafe gestellt. Seitdem auf
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