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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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angekündigt habe.«
    »Ja?« hauchte Manika.
    Und der Häscher des Shuris sagte im Befehlston: »Dreh dich um, Mädchen!«
    Manika gehorchte. Und dann erstarrte sie. Batak begann, sich seines Mönchsgewandes zu entledigen. Er grinste sie vieldeutig an dabei.
    »Du hältst mich für einen Mönch, nicht wahr? Glaubst, daß ich ein Heiliger Mann des Buddhas bin?«
    »Ja«, sagte Manika. »Bist du das nicht?«
    »Du wirst es gleich sehen«, sagte Batak. Mit einem Ruck hatte er die weite, schwere Kutte über den Kopf gezogen. Er stand vor ihr, nur mit einem Tuch bekleidet, einer Art Lendenschurz, der um seinen Unterleib gewickelt war.
    Aber was Manika entsetzte, war nicht diese plötzliche Blöße des Fremden. Der Körper Bataks war über und über mit Flammen und Schlangen bemalt und tätowiert!
    Kleine Schlangen mit häßlich zuckenden Zungen schienen sich an seinen Armen hochzuwinden. Seine Beine waren zwei brennende Säulen aus gelben und gelbroten Feuerzungen. Seine Brust war vollkommen bedeckt von züngelnden kleinen Flammen, die sich bis zum Hals hinauf zogen.
    »Wer – wer bist du?« fragte das Mädchen ängstlich.
    »Wenn ich ein Mönch bin, dann bin ich der Priester der Shuris«, sagte Batak. »Und gleich werde ich dir mein drittes Geheimnis zeigen. Du wirst in einer Minute vor dem Großen Shuri selber stehen!«
    »Nein!« schrie das Mädchen auf. »Laß ab von mir! Laß mich gehen, und ich gebe dir alles Geld, das ich habe! Mein Vater ist reich, und er wird dich königlich belohnen, wenn du mich freiläßt.«
    Batak schwieg und genoß den Anblick des völlig verängstigten Mädchens.
    »Ich brauche nicht dein Geld und nicht das deines Vaters. Denn was der Vater deines Vaters besaß, gehört dem Shuri und den Gelben Furien. Wir halten euren alten Schatz versteckt und bewachen ihn. Und nun bist du meine Gefangene und wirst mir gehorchen. Geh voran!«
    Manika vermochte keinen Schritt zu tun.
    Da trat Batak dicht an ihre Seite, riß ihr den Kopf zur Seite. Manika sah den gähnenden Schlund in der Tiefe, wo sich die schäumenden Wogen des Wasserfalls brachen.
    Es schauderte sie. Mit Schrecken dachte sie daran, von dem Unheimlichen in die Tiefe geschleudert zu werden, wenn sie ihm nicht gehorchte.
    Sie drehte sich um und ging weiter. Langsam, aber Schritt für Schritt.
    Plötzlich war das Ende der Hängebrücke erreicht. Manika fand sich auf einem kleinen Plateau wieder, das ganz dicht von Strauchwerk und hohen Bäumen umsäumt war.
    Sie glaubte, daß der Weg hier zu Ende sei.
    Aber sie wurde sofort eines besseren belehrt.
    Direkt vor ihr schien hinter dem dichten Grün der Bäume sich eine Felswand zu öffnen. Die Sträucher wichen zur Seite. Da sah sie, daß man hier einen teuflischen Mechanismus angebracht hatte. Irgendwo im Inneren des Berges mußte man den Felsen öffnen können.
    Ein großes Tor tat sich auf.
    Und dann war es Manika, als würde sie geblendet.
    Als sie die Augen langsam wieder öffnete, sah sie das Unglaubliche.
    Hinter dem Tor tat sich ein breiter Flur auf, der aus reinem Gold bestand! Alle Wände waren aus diesem edlen Metall. Der Glanz des Goldes war umso überwältigender, als er direkt aus der Tiefe des Berges kam.
    Und dann sah sie die hohe, drohend auf sie zukommende Gestalt.
    Es war ein Wesen, das mehr ein Toter als ein lebendiger Mensch sein mußte. Aber alles an ihm war echt und wirklich.
    Manika ahnte, was auf sie zukam. Sie sah sich schnell um. Am liebsten wäre sie bis dorthin gelaufen, wo die Hängebrücke sich über der reißenden Schlucht zu erheben begann.
    Manika war versucht, mit einem gewaltigen Satz in die Tiefe zu springen. Lieber tot sein, als diesen Unholden ausgeliefert!
    Aber Batak stand richtig. Er würde ihr den Weg abschneiden.
    Der Große Shuri kam immer näher.
    Sein Körper war mit den gleichen gräßlichen Flammen bemalt und tätowiert wie der Bataks. Er trug eine langriemige Peitsche in der rechten Hand. Auf seinem Kopf sah sie eine Krone aus reinem Gold, mit wertvollsten Edelsteinen besetzt.
    Sie kannte diese Krone aus den Beschreibungen ihres Vaters.
    Es war die alte Königskrone der Rajas!
    In der linken Hand trug der Große Shuri etwas aus Stoff. Manika wußte nicht, was es darstellen sollte.
    Jetzt stand der Große Shuri im Eingang zur Höhle. Von allen Seiten kamen schillernde Lichteffekte und brachten seinen Körper gleichsam zum Glühen. Der Widerschein des Goldes ließ die gemalten Flammen auf der Haut echt erscheinen.
    Der Shuri war eine riesige,

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