Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
Vom Netzwerk:
sehen, wie Shandri kurz den Arm hob und mit einer Machete ein Hindernis beseitigte. Mit einem einzigen harten Schnitt trennte der Tamile Hölzer und Lianen und bahnte den Nachfolgenden einen Weg. Nicole ging hinter ihm, und der Professor bildete den Schluß der kleinen Gruppe.
    Sie stiegen weiter auf und legten keine Rast ein. Shandri spürte die Ungeduld des Professors. Der Wunsch, den Shuris auf die Spur zu kommen, hatte sich längst auf ihn selbst übertragen.
    Plötzlich stutzte er und zog die Luft ein.
    Dann verhielt er den Schritt. Atmete mehrmals schwer und tief.
    Er machte Nicole und dem Professor ein Handzeichen. Es bedeutete, daß sie stehenbleiben sollten.
    »Was ist?« flüsterte Nicole Duval.
    »Der Leopard«, sagte Shandri nur. Ganz leise, aber die Warnung kam auch bei Zamorra an.
    Der Professor spähte in alle Richtungen. Nichts regte sich, nichts Verdächtiges war zu sehen.
    »Ich sehe und höre nichts«, raunte er dem jungen Tamilen zu.
    »Shandri sieht auch nichts, und er hört nichts«, gab der junge Mann zurück. »Aber Shandri kann die wilde Katze der Berge riechen.«
    Sie blieben eine Weile stehen. Aber noch immer regte sich nichts.
    Shandri wiederholte, daß ein Leopard in der Nähe sein müsse.
    Schließlich setzten die drei ihren Weg mit äußerster Vorsicht fort.
    Und plötzlich brach es aus dem dichten Gehölz des tropfnassen Dschungels.
    Zuerst sah Zamorra nur die Augen der Raubkatze. Sie hingen wie zwei riesige Leuchtkäfer zwischen den Büschen. Und dann schob der Leopard den Kopf heraus, trat endlich ganz aus seinem Versteck.
    »Nicht bewegen!« warnte Shandri die anderen durch einen leisen Zuruf. Es waren mehr Zischlaute als Worte.
    Zamorra wußte, daß Raubkatzen den Menschen oft nicht anfallen, solange dieser sich nicht bewegt. Ein Raubtier überfällt den Menschen nur dann instinktiv, wenn es sich angegriffen fühlt.
    Sie standen starr und schweigend. Shandris Blicke bohrten sich in die der Bestie. Nicoles Herzschlag hatte sich fast verdoppelt. Zamorra selbst blieb ruhig und rechnete sich die Chancen der drei Personen aus, für den Fall, daß der Leopard angreifen würde.
    Aber die Raubkatze griff nicht an. Noch nicht.
    Bis Nicole das kleine Unglück passierte.
    Sie war an einer lehmigen, glitschigen Stelle zum Stehen gekommen. Nun drückte das Gewicht ihres Körpers auf die zerweichte Erdmasse unter ihren Füßen.
    Plötzlich gab der Boden unter ihr nach und zog die zierliche Gestalt des Mädchens nach rechts. Nicole mußte sich abfangen, wenn sie nicht ausgleiten und stürzen wollte.
    Diese kleine, schnelle Bewegung genügte dem Leoparden, um sich angegriffen zu fühlen. Geduckt kam er zunächst näher. Schon war er auf zehn Meter heran.
    Nicole stand wieder stumm.
    Zamorra brachte das Kunststück fertig, seine Beine so vorwärts zu bewegen, daß man die Bewegungen kaum sehen konnte. Er ließ seine Füße Zentimeter um Zentimeter vorwärtsgleiten. Schob sich an Nicole heran, an ihr vorbei.
    Da kam der Leopard näher. Acht Meter trennten ihn von Shandri.
    Der junge Tamile hatte die Hand mit der Machete sinken lassen, nachdem er die letzte Liane zerschnitten hatte, die ihm im Weg gewesen war.
    Zamorra schätzte, daß er beim Ansprung des Leoparden nicht die Zeit haben würde, den Arm mit der Waffe hochzureißen.
    Er sah, wie die Springmuskeln der gewaltigen Katze sich spannten. Der Überfall des Raubtieres mußte in jeder Sekunde erfolgen.
    Da! Die Katze duckte sich noch mehr, ließ ein wildes Fauchen ertönen.
    »Laß dich fallen!« raunte er Shandri von hinten zu.
    Der Tamile verstand ihn zum Glück. Und er warf sich in der richtigen Sekunde zu Boden.
    Zamorra sprang gleichzeitig mit dem Leoparden, schnellte vom Boden hoch und warf sich der gefleckten Katze entgegen.
    Er durfte nicht abwarten, bis sie heran war. Er konnte die Weite des Sprunges nicht vorausberechnen. Aber er mußte befürchten, daß der Leopard sich zuerst auf den am Boden liegenden Shandri stürzen würde.
    Zamorra sprang mit einem gewaltigen Satz über den dahingestreckten Körper des Ceylonesen. Dann spürte er schon den heißen Atem der Katze vor sich.
    Die Wucht des Anpralls war so stark, daß Mann und Tier zu Boden stürzten. Zamorra wirbelte sofort herum, um sich gegen den nächsten Ansprung zu wappnen. Und auch der Leopard fand genügend Zeit in diesen zwei, drei Sekunden, um einen neuen Angriff vorzubereiten.
    Zamorra blieb in der Hocke und ließ ihn kommen.
    Er versuchte eine List, die ihm plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher